Bei Senioren über 60
Alkohol begünstigt offenbar nächtliche Wadenkrämpfe
Nächtliche Wadenkrämpfe bei Senioren sind möglicherweise Folge von Alkoholgenuss.
Veröffentlicht:STRAßBURG. Viele Senioren über 60 werden in der Nacht von quälenden Wadenkrämpfen geweckt.
In einer Fallkontrollstudie haben Chloé Delacour von der Universität Straßburg und Kollegen jetzt untersucht, ob Alkoholkonsum Einfluss auf diese nächtlichen Störungen nimmt (Ann Fam Med 2018;16:296-301).
Studienteilnehmer waren 140 Probanden zwischen 60 und 86 Jahren aus 67 Hausarztpraxen aus dem Elsass. Menschen mit und ohne nächtliche Wadenkrämpfe mit übereinstimmenden Eigenschaften wie Alter, Geschlecht, Krankengeschichte und Medikation wurden paarweise miteinander verglichen. Die Trinkgewohnheiten wurden mithilfe eines Fragebogens zum Lebensmittelkonsum erfasst.
24 der Befragten tranken niemals, 116 waren regelmäßige Alkoholkonsumenten. Menschen mit nächtlichen Wadenkrämpfen konsumierten median 94 g Alkohol wöchentlich, Kontrollpersonen ohne solche Beschwerden 66 g.
Kein linearer Zusammenhang zwischen Alkoholmenge und Häufigkeit der Krämpfe
Aus diesen Unterschieden ermittelten die Forscher einen klaren Zusammenhang: Bei Patienten, die mindestens ein alkoholisches Getränk pro Woche tranken, traten 6,5-mal häufiger nächtliche Wadenkrämpfe auf als bei denjenigen, die weniger konsumierten. Allerdings ergab sich kein linearer Zusammenhang zwischen der Alkoholmenge und der Häufigkeit der Krämpfe.
Histologisch entsteht im Alter und bei mangelnder körperlicher Bewegung eine selektive Atrophie der Typ-II-Fasern. Die Autoren spekulieren, dass der Alkoholkonsum diese Destruktionen verstärken könnte, was wiederum die nächtlichen Wadenkrämpfe bei Senioren begünstigen könnte.
Weitere Untersuchungen, so Delacour, müssten eine Dosisabhängigkeit sowie einen kausalen Zusammenhang überprüfen.
Zwei Punkte der Untersuchung seien aber bereits jetzt für die tägliche Praxis von Bedeutung: Indem man die Patienten auf den Zusammenhang zwischen ihrem Alkoholkonsum und den nächtlichen Wadenkrämpfen hinweise, könne man die lästigen Beschwerden möglicherweise verhindern.
Außerdem könne der Arzt in einem Gespräch über die nächtlichen Wadenkrämpfe eventuell auch Informationen zu einem möglichen Alkoholmissbrauch seines Patienten näherkommen. (St)