Kommentar – Kongress Leben mit HIV
Angst führt in Isolation
Es ist eine unsägliche Mischung aus Unkenntnis, Angst und Vorbehalten, die immer noch dazu führt, dass Menschen mit HIV diskriminiert werden. Daraus folgt nicht selten Stigmatisierung. Das bietet genug Gesprächsstoff für die viertägige Konferenz zum Leben mit HIV in Stuttgart.
Es ist ein Dreivierteljahr her, dass die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nach einer Umfrage erhebliche Wissenslücken in der Bevölkerung zum Thema Aids festgestellt hat.
Zwar gibt es weniger Bedenken, wenn's um gemeinsames Arbeiten, ums Händeschütteln oder den Besuch in der Arztpraxis geht. Dasselbe Klo oder gemeinsames Geschirr zu benutzen, ist für viele hingegen problematisch. Beim Küssen sagen 50 Prozent nein.
Das Motto "positiv zusammenleben" prägte den letzten Welt-Aids-Tag. "Davon sind wir noch weit entfernt", stellte dazu Bundesärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery ernüchternd fest. Seine Schlussfolgerung, die er zieht, ist nicht von der Hand zu weisen. Denn wer sollte sich outen, wenn er Diskriminierung befürchten muss? Angst führt in die Isolation.
Vielleicht schafft Stuttgart unter dem Motto "positive Begegnungen" eine Trendwende. Die 90 000 HIV-Infizierten in Deutschland hätten diese Chance verdient.
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