Suchttherapie

„Anonyme Alkoholiker“ hilfreich für langfristige Abstinenz

Das Programm der Anonymen Alkoholiker ist einem Cochrane-Review zufolge mindestens so wirksam wie andere psychologische Therapien bei Alkoholkonsumstörungen. Im Hinblick auf die vollständige Abstinenz ist es sogar besser.

Von Dr. Beate Schumacher Veröffentlicht:
Das Programm der Anonymen Alkoholikern funktioniert, bescheinigt ein Cochrane-Review.

Das Programm der Anonymen Alkoholikern funktioniert, bescheinigt ein Cochrane-Review.

© seen / stock.adobe.com

Boston. Die ursprünglich aus den USA kommende Selbsthilfeorganisation der Anonymen Alkoholiker (AA) unterstützt Menschen mit Alkoholproblemen in ihrem Bemühen, abstinent zu werden und zu bleiben. Die Grundlage dafür bildet das sogenannte Zwölf-Schritte-Programm, in dem es auch um spirituelle Erfahrungen geht. Nicht zuletzt deswegen werden gelegentlich Zweifel an dem Programm geäußert.

Ein aktualisierter Cochrane-Review (Cochrane Database Syst Rev. 2020; online 11. März) zeigt jedoch, dass es anderen psychologischen Verfahren, die bei Alkoholkonsumstörungen eingesetzt werden, mindestens ebenbürtig ist, im Hinblick auf die langfristige Abstinenz sogar überlegen.

Daten aus 27 Studien bewertet

In die Cochrane-Analyse wurden 27 Studien mit 10 .500 Teilnehmern mit gefährlichem Alkoholkonsum oder Alkoholabhängigkeit einbezogen. In allen Studien war das Konzept der AA mit anderen psychologischen Therapien wie etwa der kognitiven Verhaltenstherapie verglichen worden; dabei wurde differenziert zwischen AA-Selbsthilfegruppen, die sich streng am Leitfaden orientierten, und solchen, die das nicht taten.

Bei vorschriftsmäßigem Vorgehen waren die AA anderen Interventionen im Hinblick auf eine komplette Abstinenz überlegen: Nach zwölf Monaten waren 42 Prozent gegenüber 35 Prozent der Teilnehmer trocken. Das entsprach einer signifikant um 21 Prozent erhöhten Chance auf Abstinenz.

Die Evidenz für diesen Effekt wird mit „hoch“ angegeben. Auch nach 24 und 36 Monaten erzielten die AA-Gruppen unverändert höhere Abstinenzraten; die Zahl der alkoholfreien Tage war ebenfalls größer als mit den anderen Methoden.

Was ist mit AA, die sich nicht an den Leitfaden halten?

Ähnliche Ergebnisse wurden dagegen erzielt im Hinblick auf die Intensität des Alkoholkonsums, die alkoholbedingten Konsequenzen und den Schweregrade der Alkoholabhängigkeit jeweils nach zwölf Monaten; die Evidenz für diese Endpunkte ist aber nur gering bis mäßig.

Die Datenlage zu AA, die sich nicht an den Leitfaden halten, war insgesamt ebenfalls höchstens mittelmäßig. Sie erzielen demnach Ergebnisse, die wahrscheinlich mit denen von anderen psychologischen Ansätzen vergleichbar sind.

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