Anorexie - jeder zehnte Betroffene stirbt
MÜNCHEN (sto). Ess-Störungen wie Anorexia nervosa, Bulimia nervosa oder Ess-Attacken mit Kontrollverlust (Binge Eating) gehören nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Ess-Störungen (DGESS) nach wie vor zu den unterschätzten Krankheiten. Tatsächlich jedoch ist die Zahl der daran erkrankten Patienten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.
Die Anorexia nervosa ist die Ess-Störung mit dem höchsten Risiko, wie Professor Manfred Fichter von der Klinik Roseneck in Prien am Chiemsee erläuterte. Etwa zehn bis 15 Prozent der Patienten sterben an ihrer Magersucht. Damit sei die Anorexie die psychische Störung mit der höchsten Sterberate. Der Anteil männlicher Magersüchtiger liege bei etwa zehn Prozent, sagte Fichter, Präsident der DGESS, bei der 1. Jahrestagung seiner Gesellschaft.
Bei 41 Prozent der Patienten mit Anorexia nervosa sind Infektionen die Todesursache, bei etwa 25 Prozent Herz-Kreislauf-Probleme und bei 17 Prozent ein Suizid, berichtete Professor Stefan Zipfel von der Universitätsklinik Tübingen. Das Risiko zu sterben bestehe gleichmäßig über den gesamten Krankheitsverlauf, der im Durchschnitt etwa 15 Jahre betrage, sagte Zipfel.
Magersüchtige Patienten werden nach einer in Richtlinien definierten Psychotherapie behandelt. Nach Zipfels Angaben hat sich jedoch herausgestellt, dass Rückfälle häufig sind und spezifische Verfahren günstigere Erkrankungsverläufe und Therapieergebnisse haben.
In einer randomisierten ambulanten Therapiestudie, die jetzt an neun Universitätskliniken gestartet ist, werden bei 237 Patientinnen verschiedene Therapieansätze untersucht, berichtete Zipfel. Das Bundesforschungsministerium stellt dafür in den nächsten drei Jahren eine Million Euro bereit. Den Patientinnen wird entweder eine kognitive Verhaltenstherapie, eine Psychotherapie nach den Richtlinien oder eine andere Form der Psychotherapie angeboten. Zielgröße ist die Veränderung des Gewichts während einer einjährigen Behandlung. Bereits 58 Patientinnen nehmen an der Studie teil.
Infos zur Studie und Kontakt unter www.ednet-essstoerungen.de