Tag der Organspende
Augenärzte rufen zu Hornhautspenden auf
Zum Tag der Organspende am 5. Juni haben die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft zu Hornhautspenden aufgerufen. Jeder Spender verhelfe bis zu zwei Menschen zu neuer Sehfähigkeit, so die Gesellschaft.
Veröffentlicht:München. Die Hornhauttransplantation ist die älteste, häufigste und erfolgreichste Verpflanzung eines Gewebes beim Menschen, betont die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Die Keratoplastik kann bei Unfällen oder Erkrankungen der Hornhaut vor Erblindung bewahren und das Augenlicht zurückgeben. In Deutschland verpflanzen Augenchirurgen jährlich mehr als 9000 Hornhäute.
Allerdings gibt es auch bei der Hornhaut einen Spendermangel. Patienten warten in Deutschland daher bis zu ein Jahr auf das Gewebe, kritisiert die DOG in einer Mitteilung. Dabei sei die Spende der Hornhaut ein unauffälliger und unkomplizierter Eingriff. „Die Gewebeentnahme ist nicht entstellend und für den Laien nach Entnahme nicht erkenntlich“, wird DOG-Vize Professor Gerd Geerling in der Mitteilung zitiert.
COVID-19 kein Hinderungsgrund für Spendenentnahme
„Die Hornhautspende ist auch bei hohem Alter und trotz Vorerkrankungen wie Grauem Star, Hornhautverkrümmung, Weit- oder Kurzsichtigkeit möglich – bis zu 72 Stunden nach dem Tod“, so der Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Düsseldorf.
Auch COVID-19 beeinträchtigt die Transplantationsabläufe offenbar nicht: Das Infektionsrisiko bei Mitarbeitern von Hornhautbanken und Organempfängern ist ersten Untersuchungen zufolge minimal. Die Ophthalmologen rufen daher zum Tag der Organspende am 5. Juni dazu auf, sich mit dem Thema Hornhautspende auseinanderzusetzen.
„Ideal ist es, einen Spenderausweis zu tragen“, erläutert Geerling in der Mitteilung. Hilfreich sei aber auch schon ein Gespräch im Familienkreis, ob eine Hornhautspende infrage komme. Auf Basis einer solchen Willensbekundung können Mitarbeiter der Hornhautbanken, die speziell in Gesprächsführung geschult sind, gezielt mit den Angehörigen der Verstorbenen in Kontakt treten und eine Entnahme veranlassen.
„Wer sich bereits zu Lebzeiten entschließt, die Hornhaut zu spenden, kann durch einen minimalen Eingriff an seinem Körper Hornhaut-Erblindeten durch das Geschenk der Transplantation zu einer vollständigen Wiederherstellung der Sehkraft verhelfen“, betont Geerling in der Mitteilung.
Ansatz für Empfänger mit Hornhautentzündungen
Unterdessen arbeiten Wissenschaftler daran, die sehr guten Ergebnisse der Hornhauttransplantation noch weiter zu verbessern: Ein Transplantat hält heute durchschnittlich zwanzig bis dreißig Jahre, und nur bei weniger als fünf Prozent der Transplantierten kommt es – abhängig von der eingesetzten Operationstechnik und der Ausgangssituation – innerhalb der ersten zwei Jahre zu einer Abstoßungsreaktion.
Allerdings können Entzündungen oder Verletzungen vor der Transplantation zum Wachstum von Blut- und Lymphgefäßen in der Hornhaut des Empfängers führen, die später auch in das Transplantat einwachsen und damit das Risiko für eine Abstoßung des neuen Gewebes bei einer kleineren Gruppe von Patienten vervielfachen.
„Nun gibt es erste erfolgreiche Ansätze, die Hornhaut des Transplantatempfängers vorzubehandeln, um die Abstoßung zu verhindern“, erläutert DOG-Generalsekretär Professor Claus Cursiefen in der Mitteilung. Dies geschieht, indem Mediziner die Blut- und Lymphgefäße vorübergehend mit Medikamenten, einer Hitzebehandlung („Feinnadeldiathermie“) oder UV-Licht-Bestrahlung („Crosslinking“) zerstören.
Augenheilkunde Vorreiter in der Transplantationsmedizin
Im Tiermodell hat sich diese Vorbehandlung bereits bewährt. Auch vorläufige klinische Ergebnisse bei Patienten sind erfolgversprechend – die Überlebensrate des Transplantats gleicht sich bei Patienten mit entzündeten Hornhäuten, die vor der Verpflanzung behandelt wurden, der von nicht-entzündeten Augen an. „Wir sind optimistisch, die Hornhautverpflanzung weiter zu verbessern“, sagt Cursiefen.
Sollte dies gelingen, könnte die Augenheilkunde wie vor weit mehr als 100 Jahren erneut eine Vorreiterrolle in der Transplantationsmedizin einnehmen. Denn: „Auch bei der Nierentransplantation spielen die Lymphgefäße des Empfängers bei der Vermittlung der Abstoßungsreaktion eine große Rolle und Daten für die Herztransplantation deuten in dieselbe Richtung“, berichtet der DOG-Generalsekretär in der Mitteilung. (eb/eis)