Ausreichende Lipase-Dosis entscheidet über Therapieerfolg

Patienten mit chronischer Pankreatitis sind häufig stark mangelernährt. Dem wirkt eine auf die individuellen Bedürfnisse angepasste Ernährungstherapie entgegen.

Von Sabine Fankhänel Veröffentlicht:

Eine Gewichtsabnahme tritt bei ungefähr 70 Prozent der Erkrankten auf, viele Patienten sind auch unzureichend mit fettlöslichen Vitaminen versorgt. Das sagte Claudia Paul von der Klinik für Allgemeinchirurgie in Leverkusen beim gemeinsamen Kongress des Bundesverbandes Deutscher Ernährungsmediziner und des Verbandes der Diätassistenten in Wolfsburg.

Ernährungsprobleme entstehen bei den Patienten durch Appetitlosigkeit, verursacht durch Schmerzen, Übelkeit, Alkoholmissbrauch und Begleiterkrankungen, und eine nicht ausreichende Sekretion von Pankreasenzymen. Im Vordergrund stehe dabei die gestörte Fettverdauung, erläuterte Paul. Darunter leiden etwa 30 bis 50 Prozent der Patienten. Eher selten ist die Proteinverdauung beeinträchtigt. Primäres Ziel der Ernährungstherapie ist daher die Wiederherstellung einer ausreichenden Fettverdauung. Das wiederum führt auch zu einer Normalisierung der Resorption von Proteinen und Kohlenhydraten.

Dafür dürfe aber keineswegs, wie vielfach noch üblich, die Fettaufnahme mit der Nahrung verringert werden, betonte Paul. Vielmehr sollten Fette etwa 35 bis 40 Prozent der Energiezufuhr ausmachen und deren Verdauung gleichzeitig durch die gezielte Gabe von Pankreasenzymen, vor allem Lipase, ermöglicht werden. Für eine Hauptmahlzeit sei eine Dosis von 25 000 bis 40 000 Einheiten üblich. Falls erforderlich könne diese aber auf 75 000 Einheiten pro Hauptmahlzeit gesteigert werden, erläuterte Paul. Als Faustregel nannte sie 2000 Einheiten pro Gramm aufgenommenes Fett. Neben der Dosierung sollten die Patienten unbedingt auf den richtigen Einnahmezeitpunkt hingewiesen werden, da hier häufig Fehler gemacht würden. Die Einnahme der Enzyme sollte ungefähr nach einem Viertel der Mahlzeit erfolgen, bei längeren Mahlzeiten werde die Gesamtdosis entsprechend verteilt.

Die Kost selbst werde individuell zusammengestellt. Unter Berücksichtigung ernährungsphysiologischer Gesichtspunkte (s. Kasten) gelte dabei "Erlaubt ist, was vertragen wird." Mit Kooperation des Patienten, auch im Hinblick auf eine völlige Alkohol- und Nikotinabstinenz, lasse sich dann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen, so Paul.

AUF EINEN BLICK

Ernährungstherapie bei chronischer Pankreatitis

Darauf kommt es an:

  • Alkohol- und Nikotinkarenz!
  • Iso- oder hyperkalorische Kost
  • Fett soll 35- 40 Prozent der täglichen Energie liefern (Enzymsubstitution darauf abstimmen!)
  • 1-1,5 g Eiweiß pro kg Körpergewicht und Tag
  • Die Ernährung soll reich an Calcium und fettlöslichen Vitaminen sein
  • Mehrere kleine Mahlzeiten, Getränke zwischen den Mahlzeiten
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