Kommentar zu impfmüden Deutschen

Blindflug beim Impfschutz

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:

Wie hoch sind die Impfraten in Deutschland? Welche Einstellung haben Ärzte und andere Menschen in Gesundheitsberufen zu Impfungen? Wird die Epidemiologie von impfpräventablen Krankheiten in Deutschland ausreichend überwacht? Weil die Daten hierzu nicht systematisch erfasst werden, gibt es auch keine befriedigenden Antworten darauf.

Diese wären nötig, um Ursachen von Impflücken zu erkennen und diese schließen zu können oder auch, um Strategien für ein besseres Image von Impfungen zu entwickeln.

Nur ein Beispiel: In einer Umfrage des Robert Koch-Instituts vor sieben Jahren hatte sich jede vierte Hebamme gegen den Schutz vor Masern, Mumps, Röteln und Pertussis ausgesprochen. Gerade Geburtshelferinnen beraten viele Mütter zum Impfen und haben hier einen großen Einfluss auf junge Eltern.

Hat es seither Maßnahmen gegeben, die negative Einstellung vieler Hebammen zum Impfschutz zu verbessern? Und wird nachgeforscht, ob mehr Geburtshelferinnen heute eine positive Einstellung dazu haben? Das darf getrost bezweifelt werden.

Viele Maßnamen sind nötig, um die Impfraten bei uns zu erhöhen. Bisher wird immer nur an Ärzte appelliert, sich stärker zu engagieren. Für eine bessere Akzeptanz von Impfungen reicht das nicht aus.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Impfmüde Deutsche: Keine Lust auf den Pieks

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Kommentare
Dipl.-Med Matthias Junk 15.03.201523:37 Uhr

Unwissenheits-Punktesystem für "medizinische Täter" analog Flensburg - bald nötig?

Danke, Herr Kollege Schätzler, für gerade die letzten Sätze.
Kann man denn mit bestandenen multiple Choice - Prüfungen so viel Unwissen kaschieren oder trotz ärztlichem Standes- Eid mit der Verpflichtung, lebenslang immer weiter Neues und Richtiges zu lernen (womit die Differenzierungsfähigkeit gegenüber Unsinn enthalten sein muss), soviel Unwillen zum wissenschftlich fundiertem Agieren entwickeln, ohne dass es einem selbst auffällt - wie scheinbar dieser Kollegin? Diese Kollegin zeigt es exemplarisch: das geht super! Und dagegen sollte es eigentlich eine Möglichkeit geben, eine - die ggf. gefährdeten Patienten und das wissenschaftliche Ansehen der versammelten Ärzteschaft - vor solchen Auswüchsen unärztlicher Verflachung des Wissensstandes schützende Prophylaxe geben: die berufsbegleitende Verpflichtung zum Beweis "verstandener und integrierter" Weiterbildung - nicht in gesammelten Anwesenheits-Punkten, sondern in Form bestandener Testate zum Basiswissen in den Grunddisziplinen wissenschaftlichen ärztlichen Denkens und Handelns. Jene Kollegin würde möglicherweise "paar mal" hingehen müssen... oder ggf. lieber doch Ihren Vorschlag beherzigen, verehrter Herr Kollege. Vielleicht aber hat nur "Jemand" ihren Namen missbraucht - dagegen sollte "Sie" - falls sie real sein sollte (ärztlich beinahe unwirklich...)- schnellstens ''was unternehmen. Es lebe die Plastizität unserer grauen Zellen...

Dr. Thomas Georg Schätzler 12.03.201515:29 Uhr

Ganz ehrlich, Kollegin Dipl.-Med Barbara Boot,

bei einem Säugling ist wohl nicht nur nach I h r e n heutigen medizinischen Kenntnissen u. a. das "Darmimmunsystem" bis zum 3.Lebensjahr noch nicht vollständig ausgereift.

Genau d a s ist der Grund, weshalb Säuglinge mit ihrer eingeschränkten Immunkompetenz und ihrem noch unterentwickelten System von T- und B-Abwehrzellen (Thymus- und Bursa-) geimpft werden müssen. Ein durch die verlängerte Generationenfolge nicht immer vorhandener Nestschutz und das Stillen reichen einfach nicht aus, um Tetanus, Diphtherie, Polio, Pertussis, HIB, Varizellen, Hepatitis B, Masern, Mumps, Röteln, invasive Pneumokokken-Infektionen, bakterielle Meningitis etc. in jedem Einzelfall im ersten Geburtsjahr verhindern zu können.

Gerade wegen der eingeschränkten Immunkompetenz des Säuglings sollte mit bestimmten Schutzimpfungen nicht zu früh, aber auch nicht zu spät begonnen werden. Ihre Formaldehyd-Diskussion ist abwegig, weil jeder Apfel ebenfalls relevante Mengen an Formaldehyd enthält. Dass sie "selber Impfgeschädigte Kinder in (Ihrem) Umfeld" haben und anmerken: "Nein Dank, dass muss nicht sein. Nur die Anerkennung des Impfschadens erfolgt nicht", bedeutet im Klartext, dass die Annahme eines "Impfschadens" gar nicht verifiziert werden konnte.

Ihrer Ansicht, "auch die Gehirnentwicklung sollte hier mit einbezogen werden", kann ich uneingeschränkt beipflichten. Aber Sie mögen sich dann ernsthaft die Frage stellen, ob sie Ihr Medizin-Diplom nicht doch eher zurückgeben sollten.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z. Zt. Mauterndorf/A)

Dr. Thomas Georg Schätzler 11.03.201510:49 Uhr

Bedaure, aber ...

bei allen guten beruflichen Erfahrungen, die ich mit Hebammen in meinem langen Ausbildungs- und Berufsleben gemacht habe (erste klinische Entbindung unter Facharzt- und Hebammen-Begleitung in Studium und Famulatur in Sydney/AUS 1974):

Hebammen und Entbindungshelfer machen in Deutschland ein Staatsexamen mit verbindlich definierten nosologischen, infektiologischen, immunologischen und epidemiologischen Ausbildungszielen. Diese dürfen in der späteren Berufspraxis nicht einfach zu Gunsten von esoterisch/fundamentalistisch begründbaren Behandlungsweisen aufgegeben werden, ohne die A b e r k e n n u n g der Erlaubnis zur Berufsausübung zu riskieren.

Das ist damit vergleichbar, dass Ärztinnen und Ärzte aus weltanschaulichen Gründen grundsätzlich auf hygienische/chirurgische Händedesinfektion oder Impfungen verzichten wollten, weil z. B. menschliche Keimbesiedlungen und Infektionen von göttlichen Mächten so gewollt seien bzw. nicht unterdrückt werden dürften.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z. Zt. Mauterndorf/A)

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