Ebola-Epidemie

Bundeswehr ist bereit für Einsatz in Westafrika

In München sitzen Bundeswehrsoldaten auf gepackten Koffern. Mit einem mobilen Labor wollen sie den Kampf gegen Ebola in Westafrika unterstützen. Kanada verweigert Passagieren aus Ebola-Gebieten die Einreise.

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MÜNCHEN. 20 Kisten - mehr brauchen sie nicht, um einsatzbereit zu sein. Denn in 20 Kisten passt die Ausrüstung für das Speziallabor der Bundeswehr. Mit dem Labor wollen die Soldaten den Kampf gegen das Ebola-Virus unterstützen. Hier können sie testen, ob ein Patient an Ebola oder an Malaria erkrankt ist.

Am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München proben die Einsatzkräfte den Ernstfall. Dort werden die verschiedenen Situationen durchgespielt, damit vor Ort alles sitzt. Wie ist der optimale Ablauf, um das Labor schnell und sicher zu nutzen? Wie sollen die Helfer sich verhalten, wenn jemand die Blutprobe eines Patienten verschüttet?

Zur Not reichen Plastikplanen als Wände

"Unser Vorteil ist, dass wir es gewohnt sind, unter einfachsten Bedingungen zu arbeiten", erklärt Oberfeldarzt Roman Wölfel. Er hat das mobile Labor für Auslandeinsätze mitentwickelt. Es sei das modernste, was es derzeit gäbe, sagt Wölfel. "Wir können das alles hier trotzdem in jeder Bude aufbauen", erklärt er. Zur Not würden auch Plastikplanen als Wände reichen.

Die Blutproben der Patienten werden von den Hilfsorganisationen vor Ort zum Labor gebracht. Dann kommen die Experten dran. Sie untersuchen die Proben und wissen innerhalb von vier Stunden, ob ein Patient an Ebola erkrankt ist. Das Ergebnis geht dann an die Behandlungsstationen, die wegen Personalmangels und Kostengründen solche Labore nicht betreiben können.

Innerhalb von zwei Tagen ist das Team der Bundeswehr bereit für den Einsatz. In welches Land in Westafrika es gehen wird, steht noch nicht fest. Oberfeldarzt Gelimer Genzel wird dabei sein. Sorgen macht er sich nicht: "Ich fühle mich sehr gut vorbereitet und weiß, dass wir uns als Team sicher aufeinander verlassen können."

Kanada verschärft Einreisebestimmungen

Nach Australien verweigert jetzt auch Kanada Menschen aus den westafrikanischen Ebola-Ländern die Einreise. Vorübergehend würden keine Visa für Reisende aus den betroffenen Ländern ausgestellt. Diese Maßnahme sei nötig, um die kanadischen Bürger zu schützen, teilte die Regierung in Ottawa mit. In dem nordamerikanischen Land ist bislang kein Ebola-Fall bekannt. Vor einigen Tagen hatte Australien seine Grenzen für Menschen aus den Ebola-Gebieten geschlossen. In Deutschland gibt es solche Maßnahmen nicht.

UN-Ebolakoordinator David Navarro hatte zuvor einige Staaten für ihre Quarantäneregeln bei der Rückkehr von Ärzten und Krankenschwestern kritisiert. "Wir möchten nicht, dass sie sich in ihrer Heimat nach der Rückkehr nicht willkommen fühlen."

In den USA war vergangene Woche eine Krankenschwester direkt nach ihrer Rückkehr aus Sierra Leone unter ihrer Ansicht nach sehr harschen Bedingungen isoliert worden. Sie zeigt keine Symptome, und bisher konnte bei ihr in mehreren Tests keine Infektion festgestellt werden.

WHO: Noch keine Entwarnung

Trotz eines Rückgangs der Ebola-Fälle in Liberia ist die Gefahr durch das Virus nach Angaben des Gesundheitsministeriums noch nicht gebannt. Derzeit würden noch immer 200 Ebola-Patienten in Gesundheitszentren behandelt, sagte Vize-Gesundheitsminister Tolbert Nyenswah in der Hauptstadt Monrovia.

Zudem seien allein seit dem Wochenende 39 wahrscheinliche und bestätigte Fälle gemeldet worden. Die Bevölkerung müsse weiterhin alle Vorsichtsmaßnahmen beachten, denn der Kampf gegen die Epidemie sei nicht vorbei, solange es auch nur einen Ebola-Fall gebe.

"Es ist nicht vorbei, bis alle betroffenen Länder 21 Tage lang keinen neuen Fall melden." Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte vergangene Woche von einem deutlichen Rückgang des Virus' in Liberia berichtet. Zahlreiche der für Ebola-Kranke vorgesehenen Betten seien leer und auch die von Labors bestätigten Fälle seien rückläufig, hatte WHO-Experte Bruce Aylward gesagt.

Gleichzeitig hatte er aber ebenfalls gewarnt, dass die Epidemie in Westafrika noch nicht unter Kontrolle sei und die Daten nur als vorläufig betrachtet werden könnten.

Nach den neuen Daten der WHO ist die Zahl der Ebola-Fälle in Westafrika auf mehr als 13.500 gestiegen - fast 5000 Menschen seien durch das Virus gestorben. (dpa)

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