Grippewelle
Bundesweit hohe Ansteckungsgefahr
Deutschland ist stark vergrippt: Vor allem Risikopatienten brauchen Schutz vor Infektionen und schweren Krankheitsverläufen. Noch ist es dafür nicht zu spät.
Veröffentlicht:
Ein gefüllter Bus - Paradies für Influenzaviren.
© biky / imago
NEU-ISENBURG. Die Grippewelle hat die meisten Regionen Deutschlands erreicht. Die Aktivität der Influenzaviren war in der 7. Kalenderwoche fast überall stark erhöht, wie das Robert Koch-Institut vermeldet.
In den letzten zehn Jahren wurden nur in den Saisons 2004/05 und 2008/09 höhere Werte des Praxisindex bei Atemwegsinfektionen erreicht.
In bundesweiten Stichproben von 253 Patienten waren in der vergangenen Woche zudem 154 (61 Prozent) positiv für Influenza.
Daher ist bei typischen Symptomen mit hoher Wahrscheinlichkeit von Influenza auszugehen, betont Dr. Jan Leidel von der Ständigen Impfkommission.
"Wer noch nicht krank ist, bei dem kann jetzt noch eine Impfung nachgeholt werden, so Leidel zur "Ärzte Zeitung". Zu empfehlen ist dies bei Menschen mit hohem Risiko für schwere Krankheitsverläufe wie Alte, Schwangere, chronisch Kranke.
Leidel kritisiert Rabattverträge für Vakzine
"Bei aller Kritik an der Impfung, sie ist der beste Schutz, den wir haben", betont Leidel. Nach seinem Eindruck sind seit der Diskussion über den Nutzen des Schutzes bei der Schweingrippe die Impfraten bei uns eher rückläufig.
Auch die Rabattverträge und Lieferengpässe für Grippe-Vakzine im Herbst in Norddeutschland hätten sich eher negativ auf die Impfquoten ausgewirkt.
Leidel hält solche Verträge grundsätzlich für sinnvoll. Allerdings dürften sie nicht die Versorgung mit Impfstoffen behindern und den medizinischen Fortschritt bremsen.
"Die Pharmaindustrie muss Anreize haben, um wirksamere Grippe-Impfstoffe zu entwickeln, die dringend gebraucht werden", sagt Leidel.
Dies werde nicht gefördert, "indem man eine Monopolsituation bei den Grippe-Impfstoffen schafft".