Daten aus Schottland

COVID-Tote trotz Impfung haben im Schnitt 2,9 weitere Todesursachen

Natürlich können auch vollständig gegen COVID geimpfte Menschen in seltenen Fällen an der Infektion sterben. Welche Patientengruppen hauptsächlich betroffen sind, haben Wissenschaftler untersucht.

Von Dr. Nicola Zink Veröffentlicht:
COVID-19-bedingte Todesfälle unter vollständig Geimpften sind extrem ungewöhnlich. Am häufigsten sterben Menschen, die älter als 75 Jahre sind und zahlreiche Komorbiditäten haben.

COVID-19-bedingte Todesfälle unter vollständig Geimpften sind extrem ungewöhnlich. Am häufigsten sterben Menschen, die älter als 75 Jahre sind und zahlreiche Komorbiditäten haben.

© Photographee.eu / stock.adobe.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Frage: Was sind die Gründe dafür, dass Menschen trotz vollständiger Impfung an COVID-19 sterben?
  • Antwort: Hohes Alter und mehrere Vorerkrankungen erhöhen das Risiko, an COVID-19 zu sterben.
  • Bedeutung: Besonders bei älteren, chronisch kranken Menschen sollten weiterhin strikte Hygienemaßnahmen eingehalten werden.

Glasgow/Edinburgh/St. Andrews. Wie das Beispiel des früheren US-Außenministers Colin Powell zeigt, können auch vollständig geimpfte Menschen an einer SARS-CoV-2-Infektion sterben. Mit keiner Impfung kann schließlich ein 100-prozentiger Schutz erlangt werden. Doch nicht alle Menschen haben das gleiche Risiko, trotz Impfung an COVID-19 zu erkranken oder gar zu sterben.

Forschende von verschiedenen Universitäten Schottlands haben dazu die Datenlage in ihrem Land untersucht (Lancet 2021; online 28. Oktober). In Schottland starben insgesamt 0,007 Prozent der voll Immunisierten (236 Menschen) an COVID-19. Davon hatten 47 Personen den Impfstoff von BioNTech/Pfizer erhalten, 188 Personen die AstraZeneca-Vakzine. Das mittlere Alter der Gestorbenen lag bei 79,5 Jahren, 61,8 Prozent waren Männer.

Da unter den COVID-19-Toten keiner mit dem Impfstoff von Moderna geimpft worden war (diese Vakzine wurde allerdings insgesamt auch deutlich seltener verimpft), wurde dieser in der Studie nicht berücksichtigt. Zum Untersuchungszeitpunkt am 18. August 2021 waren in Schottland 73,6 Prozent der Bevölkerung (3.273.336 Menschen) vollständig geimpft.

Mindestens eine weitere Todesursache bei 97 Prozent

Bei 230 (97 Prozent) der Gestorbenen wurde mindestens eine weitere Todesursache zusätzlich zu COVID-19 aufgeführt. Durchschnittlich 2,9 Todesursachen (außer COVID-19) wurden auf den Totenscheinen vermerkt, die Spanne reichte von einem bis acht weiteren Sterbegründen.

Die häufigsten Todesursachen waren chronische Herzerkrankungen, chronische Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung und Vorhofflimmern. Nach Berechnungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler steigt das Risiko, trotz Impfung an SARS-CoV-2 zu sterben, mit der Zahl der chronischen Erkrankungen: Männer und Frauen mit mehr als fünf Komorbiditäten hatten ein zehnmal höheres Risiko zu sterben als Menschen ohne Vorerkrankungen (adjustierte Hazard Ratio [aHR]: 10,01). Männer waren 2,7-mal gefährdeter als Frauen (aHR: 2,74).

Auch hatten die Personen, bei denen erst im Krankenhaus klar wurde, dass sie an COVID-19 erkrankt sind, ein gut zehnmal höheres Sterberisiko als diejenigen, die ambulant diagnostiziert wurden (aHR: 10,20).

„Extrem ungewöhnliches Ereignis“

COVID-19-bedingte Todesfälle unter den vollständig mit den Vakzinen von BioNTech/Pfizer oder AstraZeneca Geimpften seien extrem ungewöhnlich, fassen die Autorinnen und Autoren ihre Ergebnisse zusammen. Am häufigsten sterben Menschen, die älter als 75 Jahre sind und zahlreiche Komorbiditäten haben.

Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen, wie wichtig auch weiterhin das Einhalten von Vorsichtsmaßnahmen gegen das Virus ist – insbesondere für ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Colin Powell starb übrigens im Alter von 84 Jahren. Es wurde bekannt, dass er unter einem multiplen Myelom gelitten hatte.

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Kommentare
Margot Lechner 10.11.202108:39 Uhr

So so, bei den mit Impfung verstorbenen holt man jetzt die Co-Morbiditäten heraus! Bei den anfangs an COVID-19-Verstorbenen war das aber sowas von verpönt! Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Dr. Johannes Aufgebauer antwortete am 11.11.202109:28 Uhr

Etwas kurz gegriffen. Die Begleiterkrankungen wurden letztes Jahr von gewissen Kreisen angeführt, um die Gefährlichkeit des Corona-Virus herabzuspielen und zu leugnen. Sie erhöhen aber die Gefährlichkeit, das ist mittlerweile Allgemeinwissen, und werden unter der Rubrik „Risikofaktoren“ schon immer berücksichtigt, und nicht jetzt „hervorgeholt“.

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