Rat vom gastroenterologischen Kollegen

Chronische Verstopfung: „Versuchen Sie es mit grünen Kiwis!“

Bei chronischer Obstipation lohnt sich nach Prof. Oliver Pech, Gastroenterologe in Regensburg, ein Therapieversuch mit grünen Kiwis. Zwei Früchte am Tag hatten in einer randomisierten Studie die Rate der vollständigen Stuhlentleerungen signifikant erhöht und das „Darmwohlbefinden“ deutlich gebessert.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Der Effekt der Kiwi-Therapie war bei den Obstipierten am größten, mit einer klinisch relevanten Steigerung um median eineinhalb Stuhlentleerungen wöchentlich im Vergleich zu vorher – signifikant mehr als in der Gruppe, die Flohsamenschalen erhalten hatte (+ 0,7 Entleerungen wöchentlich). Auch die Reizdarmgruppe hatte sich mit Kiwis im Vergleich zu Flohsamen signifikant gesteigert, aber nicht so stark. Keinen nennenswerten Effekt hatte die Intervention in der gesunden Gruppe.

Der Effekt der Kiwi-Therapie war bei den Obstipierten am größten, mit einer klinisch relevanten Steigerung um median eineinhalb Stuhlentleerungen wöchentlich im Vergleich zu vorher – signifikant mehr als in der Gruppe, die Flohsamenschalen erhalten hatte (+ 0,7 Entleerungen wöchentlich). Auch die Reizdarmgruppe hatte sich mit Kiwis im Vergleich zu Flohsamen signifikant gesteigert, aber nicht so stark. Keinen nennenswerten Effekt hatte die Intervention in der gesunden Gruppe. (Symbolbild)

© algae5 / stock.adobe.com

Mainz. „Motivieren Sie Ihre obstipierten Patienten, jeden Tag zwei grüne Kiwis zu essen!“ Nach Prof. Oliver Pech, Leiter der Klinik für Gastroenterologie im Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg, ist diese Therapie nicht nur schmackhaft, sondern auch effektiv. Pech berichtete beim 18. Allgemeinmedizin-Update-Seminar in Mainz von einer aktuellen Studie mit randomisiertem Design (Am J Gastroenterol 2023; online 1. Juni), in der die Kiwi-Gruppen gegenüber der jeweiligen Vergleichsgruppe deutlich im Vorteil gewesen seien – und zwar nicht nur im Hinblick auf die Verstopfung, sondern auch beim „gastrointestinalen Wohlbefinden“.

Zwei Kiwis täglich über vier Wochen

Durchgeführt wurde die Studie hauptsächlich im „Land der Kiwi“, Neuseeland, aber auch Personen aus Japan und Italien waren beteiligt. Von den insgesamt 184 Teilnehmenden waren 136 Frauen. 60 hatten eine chronische Obstipation und 61 ein Reizdarmsyndrom vom Verstopfungstyp. Die übrigen 63 waren vollständig gesund.

Die Intervention bestand aus dem zweimal täglichen Verzehr jeweils einer grünen Kiwi, dies wurde mit der Einnahme von Flohsamenschalen (7,5 g täglich) verglichen. Nach vier Wochen folgte eine Auswaschphase von weiteren vier Wochen, danach wurde gewechselt: Wer ursprünglich Kiwi bekommen hatte, erhielt jetzt Flohsamenschalen und umgekehrt.

Signifikant mehr vollständige Stuhlentleerungen pro Woche

Als primärer Endpunkt diente die Zahl der vollständigen Stuhlentleerungen pro Woche. Wie Pech berichtete, war der Effekt der Kiwi-Therapie bei den Obstipierten deutlich am größten, mit einer klinisch relevanten Steigerung um median eineinhalb Stuhlentleerungen wöchentlich im Vergleich zu vorher – signifikant mehr als in der Gruppe, die Flohsamenschalen erhalten hatte (+ 0,7 Entleerungen wöchentlich). Auch die Reizdarmgruppe hatte sich mit Kiwis im Vergleich zu Flohsamen signifikant gesteigert, aber nicht so stark. Keinen nennenswerten Effekt hatte die Intervention in der gesunden Gruppe.

Das Darmwohlbefinden wurde mit der GSR-Skala (Gastrointestinal Symptom Rating Scale) gemessen. „Interessanterweise gab es hier bei den obstipierten Reizdarmpatienten den größten Effekt, die waren mit den Kiwis am zufriedensten“, so Pech. Während der Kiwi-Konsum sowohl in der Obstipationsgruppe als auch bei den Reizdarmpatienten zu einer signifikanten Verbesserung auf der Symptomskala geführt hatte, ließ sich ein signifikanter Effekt von Flohsamenschalen nur bei denjenigen mit Reizdarm beobachten.

Lesen sie auch

Für den Gastroenterologen ist die Kiwi-Therapie ein „interessantes Konzept, das man auch gleich umsetzen kann“. Für die Wirkung scheint es nach Pech eine wissenschaftliche Erklärung zu geben: So enthalten Kiwis neben quellenden Ballaststoffen eine Substanz, welche die Muzinproduktion im Darm anregt. „Die Sache scheint Hand und Fuß zu haben.“

Auf die Frage aus dem Publikum, ob der Verzehr von Kiwis wegen der kleinen Samenkörner bei Personen mit Divertikeln im Darm riskant sei, antwortete Pech: „Da würde ich mir keine Gedanken machen.“ Vorsicht sei dagegen möglicherweise bei Einnahme von Gerinnungshemmern angebracht. So können Kiwis unter Umständen den Vitamin-K-Spiegel deutlich erhöhen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mukosale Schäden erhöhen Risiko

Neue Hinweise für die „Gut-first“-Hypothese bei Parkinson

Umfrage in deutschen Unikliniken

Nach Zwischenfällen im Op. mangelt es an Unterstützung!

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Abb. 1: Delphi-Expertenkonsens: Übereinstimmung für die Bedeutung einer Supplementierung

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Delphi-Expertenkonsens

Update: wichtige Mikronährstoffe für Schwangerschaft und Stillzeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: P&G Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Abb. 1: Zulassungsstudie TOPAZ-1 und aktuelle Real-World-Daten: Gesamtüberleben (OS) und progressionsfreies Überleben (PFS) unter Durvalumab + Gem-Cis

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 5]

Fortgeschrittene biliäre Karzinome

Goldstandard Durvalumab + Gem-Cis im Versorgungsalltag bestätigt

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Tab. 1: PBC-Diagnostik entsprechend Leitlinienempfehlung

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [1]

Primäre Biliäre Cholangitis

Die Therapieziele sind Progressionskontrolle – und Lebensqualität

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Ipsen Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vergleichende Metaanalyse

Spontanpneumothorax: Aspirieren oder drainieren?

Deutscher Rheumatologie-Kongress

Neue Leitlinie zu Gicht veröffentlicht

Mukosale Schäden erhöhen Risiko

Neue Hinweise für die „Gut-first“-Hypothese bei Parkinson

Lesetipps
Wurde von seinem Amt abberufen: Sachsen KV-Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus Heckemann.

© Robert Michael / dpa-Zentralbild / dpa / picture alliance

Stellungnahme des VV-Vorsitzenden Windau

Abberufung von KV-Chef Heckemann: Am Ende fehlte das Vertrauen

Schematische Darstellung einer Lungenentzündung

© Wanlop / stock.adobe.com

Prognoseabschätzung

Eosinopenie als Warnzeichen für schwere Pneumonien?