Untersuchungsausschuss
Corona-Aufarbeitung im Sächsischen Landtag: Streeck sieht Lücken bei Forschung
Der Virologe Hendrik Streeck ist als erster Sachverständiger im Corona-Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtags gehört worden. Seiner Ansicht nach gab es Defizite bei der systematischen Erfassung des Infektionsgeschehens.
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Der Virologe und CDU-Bundestagsabgeordnete Hendrik Streeck (li.) wurde am Donnerstag zu Beginn der Sitzung vom Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses Andreas Nowak (CDU) begrüßt.
© Robert Michael/dpa
Dresden. Der Virologe Hendrik Streeck hat im Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie im Sächsischen Landtag auf die fehlende systematische Forschung während der Krise in Deutschland hingewiesen.
Streeck machte am Donnerstag bei der zweiten Sitzung des Ausschusses Lücken bei der systematischen Erfassung des Infektionsgeschehens und der Immunität in der Bevölkerung aus. Die Wirksamkeit der Maßnahmen und deren unerwünschte Wirkungen wie psychische Folgen oder Impfschäden seien ebenfalls nicht gut erfasst.
Corona-Pandemie: Stellvertreter für andere Krisen
„Alleine, dass man Raum lässt für Spekulationen, ist für so eine Krise nicht gut“, sagte Streeck. Seinen Ausführungen zufolge hätten wissenschaftliche Studien zentral koordiniert werden müssen, um Vergleiche ziehen zu können. Streeck sprach von einem deutschlandweiten Versäumnis.
Man müsse Lehren aus dieser Zeit ziehen, sagte Streeck. Er bezeichnete die Corona-Pandemie als Stellvertreter für andere Krisen, von der man sehr viel ableiten könne. Etwa beim Klimawandel oder bei einem Krieg sei die Expertise der Wissenschaft gefragt und die Politik müsse relativ schnell handeln. „Wir haben hier ein Spannungsfeld, das wir in Deutschland nicht professionalisiert haben“, sagte Streeck.
Der Virologe, der bei der Bundestagswahl für die CDU das Direktmandat in Bonn gewann, sagte als erster Zeuge im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie aus. Drei Stunden lang stellte er sich als Sachverständiger den Fragen der Ausschussmitglieder. Als Sachverständiger ist auch der Virologe Klaus Stöhr geladen.
Untersuchungsausschuss entstand auf Betreiben der AfD
Mehrfach betonte Streeck, dass er keine besonderen Erkenntnisse zur Situation im Freistaat habe, etwa zum konkreten Infektionsgeschehen oder der Lage in den Krankenhäusern vor Ort. Er habe sich in dieser Zeit nicht genau mit Sachsen im Einzelnen beschäftigt, machte er zu Beginn deutlich.
Der Untersuchungsausschuss entstand auf Betreiben der AfD. Ein Großteil des Bündnisses Sahra Wagenknecht hatte dem AfD-Antrag zur Einsetzung des Antrages zugestimmt.
Der Ausschuss besteht aus 18 Mitgliedern, die CDU stellt sieben Abgeordnete, die AfD sechs und das BSW zwei. SPD, Grüne und Linke können je einen Parlamentarier entsenden. Vorsitzender ist der CDU-Politiker Andreas Nowak. Am Donnerstag trat der Ausschuss zur zweiten Sitzung zusammen. Neben dem U-Ausschuss kümmert sich in Sachsen auch eine Enquete-Kommission um die Aufarbeitung der Pandemie. (dpa)