Diarrhö überstanden

Darmbeschwerden bei Kindern bleiben

Nach einer akuten Diarrhö kommt der Darm offenbar lange nicht zur Ruhe. Wie sich in einer italienischen Studie zeigte, werden Kinder oft noch monatelang nach der Infektion von schmerzhaften funktionellen Magen-Darm-Beschwerden geplagt.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Obstipation, Reizdarmsyndrom, Abdominalschmerz: Über diese Symptome klagten in einer Studie die jungen Patienten auch noch Monate nach überstandener Darminfektion.

Obstipation, Reizdarmsyndrom, Abdominalschmerz: Über diese Symptome klagten in einer Studie die jungen Patienten auch noch Monate nach überstandener Darminfektion.

© somenski / fotolia.com

CATANZARO / ITALIEN. Magen-Darm-Infektionen im Erwachsenenalter können in ein Reizdarmsyndrom übergehen. Bei fast jedem zehnten Patienten halten die entsprechenden Symptome bis zu zehn Jahre an.

In einer Metaanalyse wurde deutlich, dass sich ähnliche Entwicklungen auch bei Kindern abspielen können.

In einer prospektiven multizentrischen Kohortenstudie haben Licia Pensabene von der Universität Magna Graecia im italienischen Calanzaro und Kollegen nun die Häufigkeit postinfektiöser funktioneller Gastrointestinalstörungen bei 4- bis 17-Jährigen nach Darminfektionen mit verschiedenen Erregern untersucht (Journal of Pediatrics 2015; online 4. Februar).

Innerhalb eines Monats nach der im Labor bestätigten Infektion nahmen die jungen Patienten an der Studie teil. Jedem Kind wurde ein durchfallfreier Klinikpatient gleichen Geschlechts und ähnlichen Alters als Kontrolle zugeordnet.

Die Auswertung erfolgte anhand von Elternauskünften zu den gastrointestinalen Beschwerden ihrer Kinder entsprechend den Rom-III-Kriterien innerhalb des ersten Monats nach der Darminfektion sowie nach drei und sechs Monaten.

Die meisten Infekte durch Rotaviren

Bei den 32 Patienten der Infektionsgruppe waren 56,8 Prozent der vorausgegangenen Darminfekte durch Rotaviren verursacht worden, 30 Prozent durch Salmonellen, bei 6,6 Prozent war Adenovirus der Auslöser, bei 3,3 Prozent Norovirus und bei ebenfalls 3,3 Prozent Giardia lamblia.

Im Vergleich zu Kontrollpatienten traten funktionelle Gastrointestinalbeschwerden signifikant häufiger bei Kindern auf, die im Vorfeld eine Darminfektion durchgemacht hatten. Lag diese höchstens einen Monat zurück, waren 40,6 versus 12,5 Prozent in der Kontrollgruppe betroffen, was einer Risikosteigerung um 90 Prozent entspricht.

Auch nach drei und sechs Monaten litten Kinder mit vorausgegangenen Darminfektionen rund doppelt so häufig an funktionellen Störungen wie Kinder ohne diese Vorgeschichte (drei Monate: 53 versus 15,6 Prozent, relatives Risiko, RR 2,2; sechs Monate: 46,8 versus 15,6 Prozent, RR 1,9).

Darmbeschwerden nahmen stetig zu

Zu den geklagten Symptomen zählten Obstipation und Reizdarmsyndrom, zudem Stuhlinkontinenz, Dyspepsie, Abdominalschmerz und weitere.

Funktionelle Darmbeschwerden mit Bauchschmerzen nahmen innerhalb der Studienzeit stetig zu, und nach sechs Monaten klagten 70 Prozent mehr Kinder mit überstandenen Infektionen darüber als Kontrollpatienten (28,1 versus 6,2 Prozent).

Während man bei Erwachsenen Dauer und Schweregrad der vorausgegangenen akuten Diarrhö aber als wichtigen Prädiktor für die Entwicklung eines Reizdarmsyndrom sieht, waren bei den Kindern in dieser Studie keine signifikanten Zusammenhänge zwischen dem Schweregrad der akuten Diarrhö und der Häufigkeit oder dem Typ der postinfektiösen funktionellen Gastrointestinalstörung erkennbar.

Allerdings, so schränken die Studienautoren um Pensabene ein, fehlten häufig Angaben zur genauen Dauer der akuten Diarrhö, was entsprechende Schlussfolgerungen erschwerte.

Auch zwischen den Geschlechtern zeigten sich keine Unterschiede hinsichtlich des Risikos für postinfektiöser funktioneller Gastrointestinalstörungen.

Jetzt seien größere prospektive Studien nötig, so Pensabene und Kollegen, um Kinder mit erhöhtem Risiko für postinfektiöse funktionelle Magen-Darm-Störungen künftig schon früher erkennen zu können und Wege zu finden, diese frühzeitig einzugrenzen.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Psychische Erkrankungen begünstigen CED-Schübe

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?