Riechstörung
Das Phantom in der Nase
Es gibt Menschen, die riechen üble Gerüche, obwohl keine da sind. Diese Phantosmie kommt bei Patienten mit bestimmten Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen häufiger vor als bei Gesunden, haben US-Forscher herausgefunden.
Veröffentlicht:BETHESDA. Nach den Ursachen von Riechstörungen, bei denen üble Gerüche oder Brandgeruch wahrgenommen werden, die nur im Kopf des Betroffenen existieren, wird seit langem gefahndet.
Immerhin wird die Prävalenz dieses Phänomens unter erwachsenen US-Bürgern auf 6,5 Prozent geschätzt. Jetzt sind Kathleen Bainbridge und Danita Byrd-Clark vom National Institute on Deafness and Other Communication Disorders in Bethesda auf einige Anhaltspunkte gestoßen (Laryngoscope 2019; online 25. März).
Basierend auf der Vermutung, dass die Wahrnehmung von Phantomgerüchen im Zusammenhang mit dem Gefäßrisiko älterer Erwachsener steht, haben die Forscherinnen Daten einer Querschnittstudie (National Health and Nutrition Examination Survey) bei 7417 Personen ab 40 Jahren ausgewertet.
Die Teilnehmer hatten unter anderem Fragen zu ihrer Gefäßgesundheit einschließlich aufgetretenen Schlaganfällen beantwortet. Außerdem wurden das Gesamtcholesterin, der HbA1c-Wert sowie der Blutdruck bestimmt.
Höheres Risiko bei Herzkranken
Insgesamt 13 Prozent der Studienteilnehmer, die ihren Gesundheitszustand als angemessen oder schlecht bewerteten, gaben an, Phantomgerüche wahrzunehmen.
Damit war das Phänomen in dieser Gruppe mehr als doppelt so häufig anzutreffen wie bei Personen, die ihre Gesundheit als gut, sehr gut oder ausgezeichnet bewerteten.
Bei Personen, die einen Schlaganfall erlitten hatten, zeigte sich eine um 76 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für eine Phantosmie. In der Altersgruppe der 40- bis 59-Jährigen war die Herzinsuffizienz mit dem dreifachen und bei Menschen ab 60 Jahren die Angina mit einem 2,8-fachen Risiko für die Riechstörung assoziiert.
Auch behandelte Patienten mit Hypercholesterinämie gaben doppelt so häufig Phantomgerüche zu Protokoll wie Personen mit Cholesterinwerten im Normbereich.
Das gleiche Ergebnis fanden die Forscherinnen bei Hypertonikern unter Therapie (+68 Prozent vs. Normotonikern).
US-Studie
- Schlaganfall-Patienten haben eine um 76 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für eine Phantosmie.
- Behandelte Patienten mit Hypercholesterinämie gaben doppelt so häufig Phantomgerüche zu Protokoll wie Personen mit Cholesterinwerten im Normbereich.
Bei den Diabetikern waren die olfaktorischen Halluzinationen nur in einer speziellen Therapiegruppe erkennbar: Patienten ab 60 Jahren, die sowohl mit Insulin als auch mit oralen Antidiabetika behandelt wurden, nahmen die eingebildeten Gerüche dreimal häufiger wahr als Nichtdiabetiker oder Diabetiker, die nur mit Insulin therapiert wurden.
So scheinen nicht nur Schlaganfall, Angina und Herzinsuffizienz im Zusammenhang mit der Wahrnehmung von Phantomgerüchen zu stehen, auch medikamentöse Therapien zur Kontrolle von Diabetes, Hyperlipidämie und Hypertonie nehmen offenbar Einfluss auf die Geruchswahrnehmung.