European Health Interview Survey (EHIS) 2

Deutsche leiden besonders häufig an Depressionen

In Deutschland liegt die Prävalenz für eine Depression bei 9,2 Prozent. Der Durchschnittswert in der EU ist deutlich niedriger.

Von Christiane Badenberg Veröffentlicht:

Berlin. Deutsche leiden im EU-Durchschnitt am zweithäufigsten an einer Depression. Das geht aus dem European Health Interview Survey (EHIS) 2 hervor, den das Robert Koch-Institut jetzt veröffentlicht hat. Demnach liegt die Prävalenz für eine Depression in Deutschland bei 9,2 Prozent, der europäische Durchschnitt dagegen bei 6,6 Prozent. Höher war der Wert mit zehn Prozent lediglich in Luxemburg. Knapp hinter den Deutschen liegen die Portugiesen mit 9,1 Prozent. Am seltensten wird in der EU demnach in Tschechien (2,7 Prozent), in der Slowakei (2,9) und in Griechenland (3,2 Prozent) eine Depression erfasst. Berücksichtigt man den Schweregrad der Depression, zeigt sich ein Unterschied allerdings nur bei einer leichten Depression.

Auffällig ist, dass in Deutschland besonders viele junge Menschen von der Krankheit betroffen sind. So leiden bei uns 11,5 Prozent der jungen Menschen an einer Depression, im EU-Durchschnitt sind es nur 5,2 Prozent. Bei den älteren Menschen ist es dagegen umgekehrt. In Deutschland sind lediglich 6,7 Prozent der älteren Menschen depressiv, im EU-Durchschnitt liegt der Schnitt dagegen bei 9,1 Prozent. Warum gerade junge Erwachsene in Deutschland besonders gefährdet sind, eine Depression zu entwickeln, sei noch zu klären, heißt es in dem Survey. Auch müsse darüber diskutiert werden, über welche gesundheitspolitischen Maßnahmen die jungen Menschen erreicht werden könnten. Bislang würden im deutschen Gesundheitswesen vor allem Depressionen älterer Menschen erfasst.

11,5% der jungen Menschen

in Deutschland gelten als depressiv. EU-weit liegt der Durchschnitt bei 5,2 Prozent.

In der Mehrheit der EU-Staaten wird bei mehr Frauen als Männern eine Depression diagnostiziert. In Deutschland sind 10,8 Prozent der Frauen und 7,6 Prozent der Männer betroffen. Der EU-Schnitt liegt mit 7,9 Prozent für Frauen und 5,2 Prozent für Männer deutlich niedriger. Interessant ist auch, dass vor allem in südlichen Ländern wie Italien (11,6 Prozent), Portugal (14,7 Prozent) oder auch Rumänien (13,9 Prozent) mehr ältere Menschen als im EU-Durchschnitt (9,1 Prozent) unter Depressionen leiden. Mögliche Erklärungen sehen die Autoren hier in regionalen Unterschieden in der Sozialstruktur, zum Beispiel bei Bildung, Einkommen, der Arbeitslosenquote oder der Versorgungslage. So sei nicht auszuschließen, dass es zu Überdiagnosen kommen könne.

Die Auswertungen für das EHIS2 basieren auf Befragungen von fast 255 000 Personen in den Altersgruppen 15 bis 29 Jahre, 30 bis 44 Jahre und 64 Jahre und älter. Für 25 der 28 EU-Mitgliedstaaten lagen gültige Angaben vor. Ausgenommen waren die Niederlande, Belgien und Spanien.

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Kommentare
Dr. Schätzler 18.12.201914:48 Uhr

GROSSE UNTERSCHIEDE NUR BEI LEICHTER DEPRESSION!
Völlig subjektive Studien mit Laien-Selbsteinschätzungen unterliegen bio-psycho-sozialen Prägungen und länderspezifischen Krankheits- und Gesundheits-Verständnissen. Zur Inzidenz- und gar Prävalenz-Erhebung sind sie ohne zusätzliche medizinisch-ärztliche Expertise haltlos. Ausgerechnet
"das Vorliegen einer depressiven Symptomatik wurde durch Selbstangabe der Teilnehmenden in einer länderspezifischen Version des international etablierten 8-Item
Patient Health Questionnaire (PHQ-8) erfasst. Dabei wurden die Symptome einer Major Depression gemäß
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV, 4. Auflage) hinsichtlich ihres Vorkommens
innerhalb der letzten zwei Wochen bewertet":
1. Depressive Verstimmung,
2. vermindertes Interesse,
3. Gewichts- oder Appetitverlust,
4. Schlafstörungen,
5. psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung,
6. Müdigkeit oder Energieverlust,
7. Wertlosigkeits- oder Schuldgefühle
8. Konzentrationsprobleme (modifiziert).
"Ergebnisse und Einordnung - Die Prävalenz einer depressiven Symptomatik ist mit 9,2 % in Deutschland höher als im EU-Durchschnitt (6,6 %) und höher als in den meisten anderen EU-Mit-
gliedstaaten, mit Ausnahme von Luxemburg, Schweden und Portugal...".
Der PHQ-8 ist viel zu unspezifisch und reicht von für Laien nosologisch gar nicht zuzuordnenden allgemeinen Befindlichkeitsstörungen, physiologischen Trauerreaktionen, Überforderungs- und Erschöpfungs-Syndromen, Alltagseinschränkungen bis zu psychiatrisch relevanten Depressionen und depressiven Erkrankungen.
Der Deutsche Trend, bei zu 50% gefüllten Gläsern von halb-leeren und nicht von halb-vollen Gläsern zu sprechen, trifft sich mit einer depressiv-dysphorischen Grundhaltung des Meckerns, Moserns und überängstlich Seins.
Das ist m. E. Ursache für depressive Gemeinsamkeiten mit Luxemburg, Schweden und Portugal.
Und ganz nebenbei: Beantwortung von Fragebögen ersetzt weder Fachwissen noch Medizinstudium und Klinikausbildung zur Diagnose-Sicherheit.

Dr. Schätzler 18.12.201907:16 Uhr

GROSSE UNTERSCHIEDE NUR BEI LEICHTER DEPRESSION!
Völlig subjektive Studien mit Laien-Selbsteinschätzungen unterliegen bio-psycho-sozialen Prägungen und länderspezifischen Krankheits- und Gesundheits-Verständnissen. Zur Inzidenz- und gar Prävalenz-Erhebung sind sie ohne zusätzliche medizinisch-ärztliche Expertise haltlos. Ausgerechnet
"das Vorliegen einer depressiven Symptomatik wurde durch Selbstangabe der Teilnehmenden in einer länderspezifischen Version des international etablierten 8-Item
Patient Health Questionnaire (PHQ-8) erfasst. Dabei wurden die Symptome einer Major Depression gemäß
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV, 4. Auflage) hinsichtlich ihres Vorkommens
innerhalb der letzten zwei Wochen bewertet":
1. Depressive Verstimmung,
2. vermindertes Interesse,
3. Gewichts- oder Appetitverlust,
4. Schlafstörungen,
5. psychomotorische Unruhe oder Verlangsamung,
6. Müdigkeit oder Energieverlust,
7. Wertlosigkeits- oder Schuldgefühle
8. Konzentrationsprobleme (modifiziert).
"Ergebnisse und Einordnung - Die Prävalenz einer depressiven Symptomatik ist mit 9,2 % in Deutschland höher als im EU-Durchschnitt (6,6 %) und höher als in den meisten anderen EU-Mit-
gliedstaaten, mit Ausnahme von Luxemburg, Schweden und Portugal...".
Der PHQ-8 ist viel zu unspezifisch und reicht von für Laien nosologisch gar nicht zuzuordnenden allgemeinen Befindlichkeitsstörungen, physiologischen Trauerreaktionen, Überforderungs- und Erschöpfungs-Syndromen, Alltagseinschränkungen bis zu psychiatrisch relevanten Depressionen und depressiven Erkrankungen.
Der Deutsche Trend, bei zu 50% gefüllten Gläsern von halb-leeren und nicht von halb-vollen Gläsern zu sprechen, trifft sich mit einer depressiv-dysphorischen Grundhaltung des Meckerns, Moserns und überängstlich Seins.
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