Durchs Schlupfloch schneller zum Psychotherapeuten

Psychisch Kranke warten immer noch zu lange auf einen Termin beim Psychotherapeuten. Doch das muss nicht sein: Eine Ausnahmeregelung im Gesetz erlaubt es Betroffenen, die lange Wartezeit zu umgehen. Dieses Schlupfloch nutzen offenbar immer mehr Patienten.

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Schneller zur Psychotherapie: Durch eine Ausnahmeregelung im Sozialgesetzbuch kann die Wartezeit verkürzt werden.

Schneller zur Psychotherapie: Durch eine Ausnahmeregelung im Sozialgesetzbuch kann die Wartezeit verkürzt werden.

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BERLIN (sun). 30 Millionen Euro haben die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2011 extrabudgetär für Psychotherapien ausgegeben. Im Jahr 2005 waren es noch etwa zehn Millionen Euro. Das hat die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung (DPtV) am Mittwoch in Berlin mitgeteilt.

Damit wählten immer häufiger psychisch kranke Menschen die Kostenerstattung, um möglichst schnell einen Therapieplatz zu bekommen. Regulär warteten viele immer noch bis zu drei Monate auf ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten.

Um das zu umgehen, nutzen die Patienten eine Ausnahmeregelung im SGB V: Ein Versicherter kann sich eine notwendige und unaufschiebbare Leistung selbst beschaffen, wenn diese Leistung auf anderem Weg nicht beschafft werden kann, heißt es dort.

Mit anderen Worten: Patienten können auch einen Psychotherapeuten aufsuchen, der keine Kassenzulassung hat. Der Therapeut rechnet dann direkt mit der Kasse ab. Das klingt jedoch leichter als es in der Realität ist.

DPtV rechnet damit, dass sich die Situation noch verschärft

"Für die psychisch Kranken ist der Antrag bei den Kassen mit vielen Hürden verbunden", kritisierte Diplom-Psychologin Eva Martin. Sie müssten unter anderem in einem ausführlichen Protokoll nachweisen, dass sie keinen anderen Therapieplatz gefunden haben.

Die DPtV rät dennoch, diesen Weg zu gehen. "Die Kostenerstattung ist eine Möglichkeit dem Mangel in der psychotherapeutischen Versorgung zu begegnen", sagte Best. Das sei notwendig, da sich die Situation weiter verschärfe.

Der Bedarf der Therapieplätze steige seit einigen Jahren an, betonte Gebhard Hentschel vom DPtV. Eine Analyse des nordrhein-westfälischen Landesinstituts für Gesundheit aus dem Jahr 2011 belegt: Die Anzahl der Behandlungsfälle in der ambulanten Psychotherapie in Nordrhein-Westfalen stieg von knapp 630.000 im Jahr 2002 auf rund 900.000 im Jahr 2009.

Dem GKV-Spitzenverband zufolge sind hingegen 98,7 Prozent aller Planungsbereiche überversorgt. Daher müsse überprüft werden, ob tatsächlich ein Problem in der Versorgung gebe, sagte Verbands-Sprecherin Ann Marini der "Ärzte Zeitung".

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