Entwicklung zu HIV bei Männern ist besorgniserregend

Die Zahl der Neudiagnosen mit HIV in Deutschland stagniert, außer bei Männern, die Sex mit Männern haben.

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HANNOVER (awa). Im Jahr 2010 haben sich - wie gemeldet - nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) etwa 3000 Menschen neu mit HIV infiziert. Von den 2700 HIV-neuinfizierten Männern waren schätzungsweise 2200 Männer, die Sex mit Männern haben (MSM).

Im gleichen Jahr wurden dem RKI 760 Aids-Erkrankungen gemeldet. Für Dr. Osamah Hamouda vom RKI ist vor allem die Situation bei den Männern unter 30 Jahre besorgniserregend.

Junge Männer lassen sich früher testen

In dieser Gruppe traten überproportional viele neu erworbene Infektionen auf, was aber auch bedeutet, dass sich die jungen Männer früher testen lassen. Das hat die HIV-Inzidenz-Studie ergeben, die Hamouda auf dem 5. Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongress in Hannover vorgestellt hat.

In dieser Studie wurde untersucht, wie hoch der Anteil der frischen HIV-Infektionen an den Neudiagnosen ist - das bedeutet Infektion innerhalb der vergangenen fünf Monate.

Das Monitoring solcher frischen Infektionen gibt Hamouda zufolge Auskunft über die Dynamik und das Muster der Epidemie.

Hamouda: Zu viele späte Diagnosen

Basis der Studie waren eine repräsentative Auswahl von mehr als 3000 HIV-Neudiagnosen im Zeitraum März 2008 bis März 2010. Neu infiziert hatten sich ein Drittel der MSM, ein Drittel der i.v.-Drogenkonsumenten und ein Viertel der Heterosexuellen.

MSM über 45 Jahre, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen, die sich auf heterosexuellem Weg infiziert haben, wurden in einem späteren Stadium diagnostiziert und hatten weniger vorherige HIV-Tests als MSM. Bei diesen Gruppen muss Hamouda zufolge die HIV-Testung verbessert werden, um erst späte Diagnosen zu vermeiden.

Denn auch in Deutschland gebe es nach wie vor viele zu späte Diagnosen, betonte Hamouda. Bei 15 Prozent der neudiagnostizierten HIV-Patienten sei bereits das Vollbild Aids ausgeprägt, und 20 Prozent hätten bereits klinische Symptome.

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Kommentare
Dipl.-Psych. Dorothea Maxin 17.06.201111:33 Uhr

Woran liegen die Diagnoseverzögerungen?

15 Prozent Vollbild Aids bei der Diagnose, 20 Prozent klinische Symptome - erschreckend. Und das in Deutschland. Während der undiagnostizierten Zeit kommt es zu Ansteckungen und die Behandelbarkeit ist bei später Diagnose schwieriger. Für mich als Lupus-Betroffene mit zehnjähriger Diagnoseodyssee stellt sich die Frage, aus welchen Gründen es zu den späten Diagnosen bei der HIV-Infektion kommt. Wurde die Diagnose von Ärzten verschleppt, die Erkrankung also wegen womöglich zunächst als unspezifisch erscheinender Symptome nicht erkannt? Oder gingen die Betroffenen nicht zum Arzt? Das Problem der Diagnoseverzögerungen stellt sich offenbar nicht nur bei den Autoimmunkrankheiten, wo es häufig vorkommt.

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