Gesundheitsumfrage
Europäer trainieren ihre Muskeln zu wenig
Sich fit halten mit Laufen, Schwimmen, Fahrradfahren – Ausdauertraining ist für viele Menschen wichtig. Nur wenige denken jedoch daran, die Muskeln ausreichend zu kräftigen, wie eine Umfrage unter Europäern zeigt.
Veröffentlicht:Springfield. Wer seine Muskelkraft trainiert, lebt im Schnitt gesünder und länger. Doch nicht einmal ein Fünftel aller Europäer kommt auf den empfohlenen Trainingsumfang von zwei oder mehr Tagen pro Woche, so das Ergebnis einer Studie australischer Wissenschaftler (PLoS One 2020, online 25. November).
Besonders wenig wird demnach in Südosteuropa Sport getrieben, Deutschland befindet sich auf Platz 6 der 28 untersuchten Länder.
Übungen wie Liegestütze, Kniebeugen, Gewichtstraining mit Hanteln oder an Geräten dienen dem Aufbau und Erhalt von Muskeln. Mehr und mehr Studien legen nahe, dass ein derartiges Krafttraining mindestens genauso wichtig für die Gesundheit ist wie etwa Laufen, Radfahren oder andere Arten des Ausdauertrainings.
So wurden regelmäßige Muskelaufbau-Übungen unter anderem mit einem geringeren Risiko für Diabetes, Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Geringeres Risiko für Diabetes und Depressionen
Entsprechend heißt es in den Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung von Deutschland neben dem Rat zu anderem Sport: „Erwachsene sollten zusätzlich muskelkräftigende körperliche Aktivitäten an mindestens zwei Tagen pro Woche durchführen.“
Auch die gerade veröffentlichten Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO raten zu jenem Umfang an Muskeltraining – dies gilt demnach vor allem für Senioren.
Die Studie der Universität von Southern Queensland in Springfield, Australien, hat nun aber ergeben, dass die wenigsten Erwachsenen in Europa dieser Empfehlung folgen. Das Team um den Mediziner Jason Bennie analysierte 280.600 Datensätze der zweiten Runde der europäischen Gesundheitsumfrage, die 2013 und 2014 in allen EU-Mitgliedsländern sowie Island und Norwegen erfolgt war.
Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf Teilnehmer über 18 Jahren. Belgien und die Niederlande wurden nicht berücksichtigt, da Muskelkraft-Training dort nicht abgefragt wurde.
Gerade einmal 17 Prozent schaffen das empfohlene Pensum
Das Ergebnis der Auswertung: Gerade einmal 17,3 Prozent der Befragten gaben an, zwei oder mehr Tage pro Woche Krafttraining zu betreiben. Die emsigsten Sportler gab es dabei im Norden (Island, Schweden, Dänemark), die niedrigsten Zahlen im Südosten (Rumänien, Malta, Zypern) sowie Polen und Kroatien. Wie lange das jeweilige Training dauerte, wurde aber nicht abgefragt.
Zudem fanden die Forscher heraus, dass ein höheres Lebensalter, wenig Ausdauertraining und geringeres Einkommen oder Bildung mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit dafür einherging, hinreichend Muskelkraft zu trainieren. Übergewicht oder Fettleibigkeit sowie die Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes als schlecht wirkten sich ebenso negativ aus.
Frauen betrieben insgesamt weniger Krafttraining als Männer. Für die Autoren der Studie bieten all jene Faktoren Hinweise dafür, welche Gruppen besonders im Fokus möglicher Gesundheitsinterventionen stehen sollten. (dpa)