Zika-Virus

Für Deutschland besteht keine Gefahr

In Lateinamerika breiten sich die Zika-Viren derzeit rasant aus. Für eine solche Entwicklung in Deutschland geben Virologen aber Entwarnung.

Katharina GrzegorekVon Katharina Grzegorek Veröffentlicht:
Ob die auch in Deutschland vorkommende Asiatische Tigermücke den Zika-Virus überträgt, ist laut Experten noch nicht geklärt.

Ob die auch in Deutschland vorkommende Asiatische Tigermücke den Zika-Virus überträgt, ist laut Experten noch nicht geklärt.

© Henrik Larsson / fotolia.com

NEU-ISENBURG. "Zika ist nicht Ebola", betont die Weltgesundheitsorganisation WHO im Hinblick auf die derzeitige Verunsicherung. Dennoch macht die explosionsartige Ausbreitung des Virus in Lateinamerika Sorgen.

Am 8. Februar will die Organisation entscheiden, ob deswegen ein weltweiter Gesundheitsnotstand ausgerufen werden muss.

"Wir sind extrem alarmiert", so WHO Generaldirektorin Margret Chan. In ganz Amerika könne es laut WHO ohne rasche Gegenmaßnahmen zu drei bis vier Millionen Ansteckungen kommen.

In Deutschland kein Grund zur Panik

Doch wie sieht es mit einer möglichen Verbreitung des Virus in Deutschland aus? Professor Jan Felix Drexler von der Universität Bonn sieht keine Gefahr und plädiert für weniger Panikmache.

"Es gibt bereits importierte Fälle in Europa und es wir auch zukünftig Menschen geben, die das Virus nach Europa und Deutschland bringen", so der Experte in einer Mitteilung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), "aber die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus hier über Mücken weiterverbreitet ist gering".

Die Überträger-Mosiktos in Südamerika (Aedes aegypti) gebe es in Deutschland nicht; ob die Asiatische Tigermücke (Aedes albopticus), die auch in Deutschland vorkomme, den Virus übertrage, sei noch nicht geklärt. Ihre Häufigkeit reiche aber nicht aus, um das Virus in Deutschland anzusiedeln.

In Brasilien gibt es mittlerweile etwa 4180 Verdachtsfälle von Mikrozephalie bei Babys, die ja vermutlich durch die Zika-Infektion Schwangerer verursacht werden soll. Erst 268 dieser Fälle sind aber sicher bestätigt. Bei sechs Frauen konnte nachgewiesen werden, dass sie sich zuvor mit Zika infiziert hatten (Stand Freitag Abend).

"Beim Zika-Virus sind derzeit noch zu viele Aspekte unverstanden, um von einer direkten Verursachung der Mikrozephalie zu sprechen" wird Professor Christian Drosten, Virologe am Uniklinikum Bonn, von der Deutschen Gesellschaft für Virologie (GfV) zitiert.

"Wir wissen beispielsweise, dass es nicht bei jedem Kind, dessen Mutter in der Schwangerschaft eine Zika-Virus-Infektion durchgemacht hat, zu Fehlbildungen kommt." Auch von früheren Ausbrüchen in anderen Ländern sei dieses Phänomen so nicht bekannt, werde aber nachuntersucht.

Trotz des noch nicht eindeutigen Zusammenhangs rät Professor Holger Stephan vom Uniklinikum Leipzig, Schwangeren von Reisen in Ausbruchsgebiete ab. Werdende Mütter sollten rechtzeitig vor geplanten Reisen mit ihrem behandelnden Frauenarzt oder einem Reisemediziner über mögliche Risiken sprechen, so der Gynäkologe in einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Forschung vorantreiben

Im Fokus sollte nun die Erforschung des Zika-Virus und die Entwicklung einer Impfung stehen, betont die GfV. Zu diesem Zweck habe die EU gerade zehn Millionen Euro Forschungsgelder ausgelobt.

Ein wichtiger Unterschied zu Dengue mache zudem Hoffnung, so Drosten: "Anders als beim Dengue-Virus kann sich der Mensch nur einmal im Leben mit Zika-Viren infizieren, danach ist er immun.

Es wäre also denkbar, dass eine Phase der Virusausbreitung eine immune Bevölkerung hinterlässt und dazu führt, dass sich die Epidemie von selbst eindämmt".

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe bereitet indes eine Meldepflicht für Zika-Fälle und andere Virenerkrankungen in Deutschland vor.

Er habe eine solchen Schritt für Arboviren auf den Weg gebracht, sagte eine Sprecherin am Freitag in Berlin. "Durch diese Meldepflicht kann das Infektionsgeschehen in Deutschland besser überwacht werden". Gesundheitsämter sollten etwa den nötigen Vorlauf zum Reagieren bekommen. (mit Material von dpa)

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