RKI-Umfrage

Grippeschutz in Kliniken bleibt weiter mangelhaft

Bei Mitarbeitern in Kliniken gibt es weiter große Lücken beim Grippeschutz, bestätigt eine große Umfrage zum Thema in Deutschland. Das Robert Koch-Institut plädiert für Gegenmaßnahmen.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Schutzimpfung gegen Grippe? Das haben nur gut 40 Prozent der Mitarbeiter in Kliniken, ergab eine Umfrage unter 54 Klliniken. © pix4U / fotolia.com

Schutzimpfung gegen Grippe? Das haben nur gut 40 Prozent der Mitarbeiter in Kliniken, ergab eine Umfrage unter 54 Klliniken. © pix4U / fotolia.com

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BERLIN. Nur gut 40 Prozent der Mitarbeiter von 54 Kliniken in Deutschland haben sich nach eigenen Angaben in der vergangenen Saison gegen Influenza impfen lassen. Während 61,4 Prozent der Ärzte den Schutz wahrgenommen haben, waren es beim Pflegepersonal nur 32,5 Prozent und bei Menschen in therapeutischen Berufen nur 34,2 Prozent, wie die Umfrage des Robert Koch-Instituts (RKI) mit 5822 Teilnehmern ergeben hat (Epid Bull 2018; 32: 313).

Die Mitarbeit an der bundesweiten "Online-Befragung von Krankenhaus-Personal zur Influenza-Impfung" (OKaPII) im vergangenen Herbst war sowohl für die Krankenhäuser als auch für die Mitarbeiter freiwillig. Häuser aus Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern nahmen daran überhaupt nicht teil. Die Umfrage, die künftig jedes Jahr vorgenommen werden soll, ist daher nicht repräsentativ.

Angst vor Nebenwirkungen der Impfung

Allgemein bewerten die Klinikmitarbeiter den Selbstschutz durch die Impfung höher als den damit verbundenen Gemeinschaftschutz, der die Weiterverbreitung der Influenzaviren auf die anvertrauten Patienten unterbindet. Bemerkenswert sind zudem die unterschiedlichen Argumente der einzelnen Berufsgruppen, warum sie sich nicht haben schützen lassen.

Sowohl Ärzte als auch Pflegekräfte führten hier oft das "schlechte Nutzen/Risiko-Verhältnis" des Impfstoffs als Grund für ihre Entscheidung an und außerdem "Angst vor Nebenwirkungen".

Ärzte nannten darüber hinaus aber auch häufig "vergessen" und "organisatorische Gründe". Anders das Pflegepersonal: Diese haben vor allem auch "kein Vertrauen in offizielle Empfehlungen" und befürchten, dass die "Impfung Influenza auslösen kann".

Schlechte Impfrate vor allem bei Pflegemitarbeitern

Um die Schutzraten zu steigern, spricht sich das RKI daher für eine zielgruppenspezifische Kommunikation aus. Bei Ärzten könnten hier vor allem aufsuchende Impfangebote am Arbeitsplatz für bessere Quoten sorgen.

Allerdings: Bereits in 89 Prozent der teilnehmenden Kliniken wurden in der vergangenen Saison Mitarbeiter auf Wunsch gegen Influenza geimpft. Und darüber hinaus gab nur knapp jeder vierte nicht-geimpfte Arzt an, künftig den Grippeschutz wahrnehmen zu wollen.

Diese Quote war beim Pflegepersonal noch schlechter: Hier würde sich sogar nur jeder siebte nicht-geimpfte Mitarbeiter künftig schützen lassen. Bei beiden Berufsgruppen ließen sich mit besseren Impfangeboten die Schutzraten daher nur um etwa 10 Prozentpunkte steigern. Vor allem in der Pflege entscheiden sich viele bewusst dagegen, so das RKI.

Das Institut regt daher auch für Pflegende vertrauensbildende Maßnahmen für die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung an. So ist zum Beispiel die Furcht, der Impfstoff könne Grippe auslösen, bei der inaktivierten Vakzine völlig unbegründet. Auch ist die Impfung die wichtigste Maßnahme zur Prävention von Influenza.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: "Déjà vu" beim Grippeschutz

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 14.08.201812:33 Uhr

"Dash wäscht so weiß, weißer geht''s nicht"?


Auch die bundesweit freiwillige "Online-Befragung von Krankenhaus-Personal zur Influenza-Impfung" (OKaPII) des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist ein Musterbeispiel dafür, dass im Gesundheits- und Krankheitswesen, aber auch in der Versorgungsforschung eher umständlich geredet und lange diskutiert als gehandelt wird.
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2018/Ausgaben/32_18.pdf?__blob=publicationFile

Denn die Fakten sind in der Infektionsepidemiologie und Immunologie das, was zählt: Es wäre ein leichtes, bei den berufsgenossenschaftlich vorgeschriebenen betriebsärztlichen Untersuchungen aller Beschäftigten in "Gesundheitswesen und Wohlfahrtspflege" zusätzlich zur Hepatitis A+B Antikörper Bestimmung die Analyse der tatsächlichen Influenza-Immunitätslage durchzuführen.

Stattdessen befragt man online diejenigen im Gesundheitswesen, die gerade dazu Lust haben, und wundert sich über die z. T. skurrilen, esoterisch geprägten oder infektiologisch sinnfreien Antworten. Selbst die RKI-Autoren können einen "Selektionsbias nicht ausschließen, der zu einer Über- oder Unterschätzung der Impfquoten geführt haben könnte"…"da die Teilnahme an der Studie freiwillig war."

Bei Vielen, die seit Jahrzehnten in Klinik und Praxis rund um die Uhr arbeiten, sind echte Influenza-Infekte weitgehend unbekannt, ob nun, wie der Autor selbst, regelmäßig geimpft, sporadisch immunisiert oder nie geimpft wurde.

Wie Impfexperten/-innen immer wieder bestätigen müssen, beträgt der Schutzeffekt bei der Influenza-Impfung nur etwa 25% pro einmaliger Impfung. In der letzten Influenza-Saison 2017/2018 kam hinzu, dass aus Einspar-Gründen und auf Grund einer krassen Fehlentscheidung des G-BA nur der 3-fach-Influenza-Impfstoff zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) anwendbar war: Obwohl die WHO bereits seit 2013 den 4-fach-Impfstoff als gleichwertig bzw. überlegen gegenüber der billigeren 3-fach-Vakzine klassifiziert hat.

Alles in Allem sollte bei eine so bedeutsamen Frage wie der Einschätzung nosokomiale Influenza-Infektionspotenziale durch nicht geimpfte Mitarbeiter/-innen in Klinik und Praxis nicht hemdsärmelig mit subjektiven Befragungsdaten hantiert, sondern mit immunologischen Fakten argumentiert werden.

Sonst bleibt die Influenza-Infektiologie auf der Ebene von Meinungsmache und Propaganda stecken. Ganz so, wie die frühere Werbe-Aussage: "Damit ist bewiesen: Dash wäscht so weiß, weißer geht''s nicht!"

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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