Kardiologie
Häufig Vorhofflimmern nach Ersatz der Aortenklappe
Nach dem operativen Ersatz der Aortenklappe, sei es mithilfe eines Katheters oder in offener Technik, beginnen die Vorhöfe der Patienten oft zu flimmern. Das erhöht die Mortalität und führt nach Kathetereinsatz zudem zu einem höheren Insultrisiko.
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Das myokardiale Trauma durch den Eingriff an der Aortenklappe könnte den Sympathikotonus nach oben regulieren und zu Vorhofflimmern führen.
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Das Wichtigste in Kürze
- Frage: Wie hoch ist nach Eingriffen zum Aortenklappenersatz das Risiko für die Patienten, Vorhofflimmern zu entwickeln, und was bedeutet das für ihre Prognose?
- Antwort: Nach operativem Ersatz der Aortenklappe entwickeln bis zu 50 Prozent der Patienten Vorhofflimmern. Das erhöht ihre Mortalität und nach TAVI auch ihr Insultrisiko.
- Bedeutung: Das hohe Risiko von Vorhofflimmern nach Aortenklappenersatz muss vor Eingriffen mit den Patienten besprochen und bei der Therapieentscheidung berücksichtigt werden.
- Einschränkung: Die Kodierungen in den Registern von Klinikpatienten sind fehleranfällig, worauf womöglich die große Differenz in den Inzidenzen von Vorhofflimmern zwischen den untersuchten Kohorten verweist. In TAVI-Technik dürften zudem wahrscheinlich vor allem Patienten mit hohem Operationsrisiko behandelt worden sein.
Minneapolis. Die Inzidenz von Vorhofflimmern nach Eingriffen zum Aortenklappenersatz hat der Kardiologe Rajat Kalra von der University of Minnesota, Minneapolis, zusammen mit Kollegen untersucht.
Zunächst bedienten sich die Forscher der Daten eines US-weiten Registers von knapp 49 000 Klinikpatienten (mittleres Alter: 81,3 Jahre) nach Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) und fast 123 000 Patienten (mittleres Alter: 67,8 Jahre) nach offenem Klappenersatz an der Aorta (JAMA Intern Med 2019; 179(8): 1122-1130). Neu auftretendes Vorhofflimmern registrierten sie bei 50,4 Prozent der TAVI- und bei 50,1 Prozent der offen operierten Patienten.
Mortalität um 57 Prozent erhöht
Die Sterblichkeit während des Klinikaufenthalts betrug nach TAVI 3,5 Prozent mit Vorhofflimmern versus 2,0 Prozent ohne flimmernde Vorhöfe. Für die offene Operation lag die Mortalität bei 1,9 Prozent mit und 1,1 Prozent ohne Vorhofflimmern. Insgesamt und nach multivariablem Abgleich erhöhte Vorhofflimmern nach TAVI die Mortalität um 57 Prozent und nach offenen Eingriffen um 36 Prozent.
Schlaganfälle im Krankenhaus hatten 10,0 Prozent der Patienten nach TAVI mit und 9,3 Prozent ohne Vorhofflimmern; für offenen Klappenersatz betrugen die Raten 6,9 versus 5,4 Prozent. Für TAVI-Patienten bedeutete Vorhofflimmern damit eine signifikante Steigerung des Insultrisikos von 10–26 Prozent. Nach offenen Eingriffen waren die Differenzen zum Insultrisiko hingegen nicht statistisch signifikant.
Eine zweite Kohorte bildeten Patienten, deren Daten in einem Register von Krankenhausfällen des Staates New York abgelegt waren. Die Raten von neu auftretendem Vorhofflimmern waren hier geringer, sie erreichten 14,1 Prozent (244 von 1736 Patienten) nach TAVI und 30,6 Prozent (1573 von 5141 Patienten) nach offenem Ersatz der Aortenklappe. Als mögliche Erklärung für die im Vergleich zur nationalen Datenbank niedrigeren Inzidenzen führen Kalra und Kollegen an, dass die Prävalenz von Vorhofflimmern unter den New Yorker Patienten bereits bei Klinikaufnahme relativ hoch gewesen sei.
Faktoren, die das Auftreten von Vorhofflimmern nach Aortenklappenersatz begünstigten, waren unter anderen höheres Lebensalter, chronische Nieren- und Lungenkrankheiten sowie Herzinsuffizienz. Speziell für die TAVI stellte der transapikale Zugang ein markantes Risiko dar.