Impfkampagne

Hausärztechef Weigeldt rechnet mit vierter Impfung im Herbst

Auch mit der Booster-Impfung wird es mit der Immunisierung gegen Corona nicht getan sein. Das glaubt zumindest Ulrich Weigeldt – und hofft auf einen Kombi-Impfstoff gegen Corona und Influenza.

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Impfen und kein Ende: Kommt nach der dritten im Sommer oder Herbst die vierte Impfung gegen Corona? Hausärzte werden also weiterhin stark beansprucht bleiben.

Impfen und kein Ende: Kommt nach der dritten im Sommer oder Herbst die vierte Impfung gegen Corona? Hausärzte werden also weiterhin stark beansprucht bleiben.

© janvier / stock.adobe.com

Berlin. Die Impfkampagne gewinnt gerade an Tempo – doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass auch die derzeitigen Auffrischungsimpfungen nicht die letzten sein werden. „Wir rechnen damit, dass im Sommer, spätestens im Herbst eine vierte Impfung nötig sein wird“, sagte Hausärzteverband-Chefs Ulrich Weigeldt der „Bild“-Zeitung (Samstag). Er hoffe darauf, dass die vierte Corona-Impfung dann „schon in Verbindung mit der Grippe-Impfung“ verabreicht werden könne, „um den Schutz vor Corona in eine Routine zu überführen“.

Nötig werden könnte das auch wegen der neuen Virusvariante Omikron, die womöglich noch ansteckender ist als die derzeit dominierende hochinfektiöse Delta-Variante. Die Hersteller BioNTech/Pfizer wollen bis März - unter Vorbehalt der behördlichen Genehmigung - einen an Omikron angepassten Impfstoff bereitstellen. Sie gehen aber davon aus, dass auch ihr derzeitig verwendeter Impfstoff weiterhin vor einer schweren Erkrankung schützt – allerdings auch davon, dass angesichts von Omikron zwei Dosen keine vollständige Impfung mehr sind.

Experten erwarten eine sehr schnelle Ausbreitung der Omikron-Variante. „Wir rechnen damit, dass diese Mutation Anfang nächsten Jahres langsam die dominante Variante wird“, sagte der Präsident der Intensivmediziner-Vereinigung Divi, Gernot Marx, der „Passauer Neuen Presse“ (Samstag). Sein Kollege Christian Karagiannidis hatte bereits von Ende Januar gesprochen.

Infektiologe fordert Verkürzung des Impfabstands

Angesichts dessen drängen Fachleute wie der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, Bernd Salzberger, auf eine Verkürzung des Abstands zwischen zweiter und dritter Impfung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt im Regelfall bisher sechs Monate, je nach Bundesland ist es auch schon früher möglich. Eine raschere Auffrischimpfung könne die Ausbreitung sowohl der Delta- wie auch der Omikron-Variante beeinflussen, „das zeigen die Erfahrungen aus Israel sehr eindrücklich“, sagte Salzberger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen, der selbst Arzt ist, sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag): „Wir müssen nun in den Modus einer vorausschauenden Pandemiepolitik kommen. Die Folgen von Omikron spüren wir noch nicht morgen, aber schon heute müssen wir uns dagegen wappnen. Das Boostern ist wirksam und entscheidend, wie die aktuellen Daten zeigen. Wir werden auch den Zeitpunkt der Booster-Impfungen vorziehen müssen.“

Brysch: „Überlaufene Arztpraxen kein Zukunftsmodell“

Vor dem Hintergrund der voraussichtlich weiter notwendigen Impfungen gegen das Coronavirus fordert der Vorsitzende der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, unterdessen eine stabile Infrastruktur. „Es ist vorhersehbar, dass die Booster-Impfangebote bis weit in das nächste Jahr reichen werden“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Wenn angepasste Vakzine gegen die Omikron-Variante hinzukämen, könnten im Jahr 2022 über 100 Millionen Dosen verimpft werden.

Auf die aktuelle Art und Weise dürfe das dann nicht mehr geschehen, mahnte Brysch. „Apotheken, Zahnärzte, provisorische Impfstellen und überlaufene Arztpraxen sind kein Zukunftsmodell. So leidet die medizinische Grundversorgung der Patienten“ kritisierte der Patientenschützer.

Es brauche ein starkes Rückgrat von Impfzentren und mobilen Teams, die sieben Tage in der Woche geöffnet sein müssten. Bisher seien Bund und Länder darauf logistisch nicht vorbereitet. Auch müssten dafür „Haushaltsmittel in Milliardenhöhe“ bereitstehen. (dpa/KNA)

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