HNO
Hörsturz durch chronische Otitis media?
Chronische Otitis ist mit dem Auftreten eines Hörsturzes assoziiert. Sind transiente Ischämien der Grund?
Veröffentlicht:TAINAN / TAIWAN. Die Hörsturz- Inzidenz ist bei chronischer Otitis media im Mittel dreimal so hoch wie bei Kontrollen (14,5 vs. 4,8 je 10.000 Personenjahre), melden Forscher aus Tainan (JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2015, online 5. März).
Gemessen am Inzidenzverhältnis - dem Quotienten der Inzidenzen von Otitispatienten und Kontrollen - sei das Risiko im ersten Jahr nach Diagnose einer chronischen Otitis am höchsten (Incidence Rate Ratio (IRR) 3,9). Danach habe die Gefährdung etwas abgenommen und sich nach fünf Jahren bei einem IRR-Wert von 3,0 eingependelt.
Forscher um Yung-Chang Yen haben in einer retrospektiven Studie die Daten von über 10.000 Patienten mit frisch diagnostizierter chronischer Otitis media und von über 30.000 Kontrollpersonen gleichen Alters und Geschlechts einbezogen. Das Auftreten eines plötzlichen Hörverlustes wurde über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren dokumentiert.
Von den Altersgruppen her betrachtet erreichte die Inzidenz als solche bei den über 65-Jährigen mit 19,4 pro 1000 Personenjahre den höchsten Wert. Am niedrigsten war sie bei den unter 34-Jährigen.
Was allerdings das Inzidenzverhältnis anging, lagen die Jüngsten mit einer IRR von 3,8 gegenüber 2,6 bei den Älteren vorne. Alle diese Ergebnisse bleiben deutlich unter der Signifikanzschwelle (p-Wert jeweils < 0,01).
Auf welche Weise eine chronische Otitis media zum sensorineuralen Hörverlust führen könnte, ist nicht geklärt. Als Mechanismen kommen direkt oder indirekt wirkende entzündliche Prozesse infrage. Aber auch vaskuläre Störungen sind denkbar; das Innenohr hat einen hohen metabolischen Bedarf, aber keine versorgenden Kollateralgefäße.
Es könnte daher empfindlicher auf transiente Ischämien reagieren. Neben Hinweisen auf mikrovaskuläre und gestörte cochleäre Perfusion mehren sich die Belege auf die Entwicklung einer Atherosklerose im Zusammenhang mit der chronischen Entzündung.
Yen und Kollegen favorisieren eine Erklärung, die auf Mikroangiopathie und transiente Ischämie der Cochlea zurückgreift. (rb)