Kolon-Ca-Screening

IQWiG zweifelt an Vorsorge

KÖLN (eis). Fachgesellschaften empfehlen Menschen mit Familienanamnese für Darmkrebs bereits vor dem 55. Lebensjahr ein Screening.

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Ob diese Empfehlung durch Studiendaten abgesichert ist, hat das IQWiG im Auftrag des GBA untersucht und keinen klaren Nutzen dieses Vorgehens gefunden.

Einen Vorbericht dazu hat das Institut jetzt publiziert (www.iqwig.de). Bis 17. Oktober können interessierte Personen dazu Stellung nehmen.

Unter 55-Jährige mit mindestens einem Fall von Darmkrebs bei Verwandten ersten Grades haben nach dem Bericht im Vergleich zu Menschen ohne Familienanamnese zwar ein 1,7 bis 4,1-fach erhöhtes Risiko für Darmkrebs.

Für solche Menschen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko lägen aber noch keine Studienergebnisse zum Nutzen von Screeningmaßnahmen vor.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 22.09.201222:19 Uhr

Und ich zweifle am medizinischen Verstand des IQWiG!

Sollen wir im Gegensatz zum theoretisierenden IQWiG a k t i v kurativ und präventiv behandelnden Ärzte/-innen sehenden Auges unsere Patienten/-innen mit positiver Familienanamnese und einem 1,7 bis 4,1-fach erhöhten Risiko für Darmkrebs offen ins Verderben rennen lassen?

A l l e länger niedergelassenen Kollegen und die endoskopierenden Gastroenterologen haben in ihrer Praxis Einzelfälle von Darmkrebserkrankungen mit Erstdiagnose v o r dem 55. Lebensjahr erlebt. Und kennen die individuelle seelische Belastung bereits v o r der möglichen Diagnostik auf Grund konkreter familiärer Erkrankungshäufung. Während das IQWiG hingegen völlig abwegig bereits in der Einführung zu seinem Vorbericht schreibt: "Ein Schaden kann u.a. darin bestehen, dass Personen fälschlicherweise der Risiko-Gruppe zugeordnet werden, was für sie unnötig psychisch belastend sein kann."

Diesem IQWiG folgend, müsste man bei jeder Stuhlbriefuntersuchung (Haemoccult®, hemoFec®, M2-PK ScheBo® o. ä.) bzw. Koloskopie eine Überweisung zum Psychotherapeuten wegen der Möglichkeit einer posttraumatischen Belastungsstörung gerade d a n n ausstellen, wenn der Patient erfreulicherweise gar k e i n e n Darmkrebs hat?

Das übereifrige IQWiG sollte sich lieber fragen, warum es nach den gültigen KBV-Richtlinien zur Krebsfrüherkennung schreiben muss: "Im Alter von 50 bis 54 Jahren haben alle Versicherten jährlich Anspruch auf einen Stuhltest (Okkultbluttest), und bei auffälligem Befund auf eine große Darmspiegelung (Koloskopie). Ab dem Alter von 55 Jahren können Versicherte wählen, ob sie alle zwei Jahre einen Stuhltest machen oder eine große Darmspiegelung in Anspruch nehmen." Denn es ist doch merkwürdig, dass der Stuhltest gerade dann auf alle 2 Jahre ausgedünnt wird, wenn die absolute Erkrankungshäufigkeit bei Darmkrebs vom 55. bis 65. Lebensjahr signifikant ansteigt? Die kompletten Vorsorgekoloskopien mit 55 und 65 Jahren werden derzeit auch in meiner Praxis trotz intensiver Beratung und meinem eigenen Vorbild nur zögerlich angenommen.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund


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