Mikroinjektion
Impfen mit Pflaster statt Spritze
Eine Alternative für die unangenehme Spritze könnte bald aus dem 3D-Drucker kommen und Impfen ohne schmerzhaften Piks möglich machen. Im Test arbeitet das System sogar besser als die normale Injektion.
Veröffentlicht:
Impfung aus dem 3D-Drucker: Das Pflaster wird für einige Zeit auf die Haut geklebt und versorgt den Körper über ein System von Mikronadeln schmerzfrei mit dem Impfstoff.
© University of North Carolina at Chapel Hill
Stanford/Chapel Hill. Ein Hightech-Pflaster aus dem 3D-Drucker könnte in Zukunft eine Alternative zur Impfspritze werden: In ersten Tests mit einem Corona-Impfstoff hat es sich gut bewährt und das Immunsystem von Versuchstieren sogar deutlich stärker angekurbelt als eine über herkömmliche Nadeln injizierte Vakzine, berichtet ein Team von der Universität Stanford und der University of North Carolina in Chapel Hill (PNAS 2021; 118 (39):e2102595118).
Das Pflaster wird für einige Zeit auf die Haut geklebt und versorgt den Körper über ein System von Mikronadeln schmerzfrei mit dem Impfstoff. Im ausgedruckten Pflaster sind die Mikronadeln dabei in einer Polymerbasis exakt ausgerichtet und genau so lang, dass sie die Hautoberfläche nur gerade minimal ausreichend durchdringen. Das Pflaster soll daher schmerzfrei funktionieren. Zudem könnte es von jedermann selbst appliziert werden, ohne dass ein Besuch bei Fachpersonen nötig ist.
Auch für Impfungen gegen Grippe, Masern oder Hepatitis
Die Forscher testeten ihr Pflaster zunächst an Mäusen, um zu messen, ob der Impfstoff gut übertragen wird und wie das Immunsystem darauf reagiert. Deutlich besser als eine mit der Spritze unter die Haut übertragene Dosis, so die Auswertung: Die durch den Impfstoff angeregten T-Zellen und antigenspezifischen Antikörper erreichten im Blut nach der Pflasterimpfung eine 10- bis teilweise 50-fache Konzentration. Dies würde bedeuten, dass mit dem Pflaster auch Impfstoff gespart werden kann, weil eine niedriger konzentrierte Impfdosis ausreicht.
An Systemen von Pflastern mit Mikroinjektionsnadeln als technischer Innovation wird seit einiger Zeit weltweit geforscht. Die besseren Produktionsmöglichkeiten durch die Fortschritte beim 3D-Druck könnten sie nun bald auch wirklich anwendungsreif machen, hofft das Forscherteam um Professor Joseph DeSimone.
So gelingt es nun besser als zuvor, die fragilen Spitzen der Mikroinjektionsnadeln kostengünstig und gleichzeitig spitz genug und in exakter Länge herzustellen und zu platzieren. Das mit Corona-Impfstoff getestete System könne sehr einfach auch für Impfungen gegen Grippe, Masern oder Hepatitis umgewandelt werden, so die Wissenschaftler.
Dieser Artikel von Jan Osterkamp ist zuerst erschienen am 27.9.2021 auf www.spektrum.de