Brustkrebs-Vorsorge

Jährliches Screening bereits ab 40?

Neuer Zündstoff in der Debatte um das Mammografie-Screening: US-Forscher machen sich für ein Screening bereits ab dem 40. Lebensjahr stark. Sie stützen sich dabei auf neueste Daten, wonach zu viele Frauen unter 50 durchs Raster fallen.

Von Gabriele Wagner Veröffentlicht:
Mammografie: Unregelmäßig begrenzter Tumor im oberen äußeren Quadranten links mit strahligen Ausläufern und Mikrokalk.

Mammografie: Unregelmäßig begrenzter Tumor im oberen äußeren Quadranten links mit strahligen Ausläufern und Mikrokalk.

© RSNA | Bonnie N. Joe

CHICAGO. US-Radiologen fordern ein jährliches Mammografie-Screening schon für jüngere Frauen. Die Forscher hatten entdeckt, dass bei 136 Frauen zwischen 40 und 49 Jahren nur zufällig Brustkrebs gefunden worden war.

Diese Frauen wären durch übliche Screening-Raster gefallen.

In Europa einschließlich Deutschland gibt es zunehmend Debatten, wie sinnvoll ein flächendeckendes Brustkrebs-Screening ist. Solche Debatten - und kontroverse Empfehlungen und Leitlinien - gibt es auch in den USA.

Fachgesellschaften wie die American Cancer Society (ACS) und die American Medical Association (AMA) machen sich für ein jährliches Brustkrebs-Screening für alle Frauen ab dem 40. Lebensjahr stark.

Dagegen empfiehlt die United States Preventive Services Task Force (USPSTF) in ihrer Leitlinie ein Mammografie-Screening alle zwei Jahre für Frauen ab 50, so wie das auch in Deutschland üblich ist.

Zudem gibt es Stimmen in den USA, wonach Screening-Mammografien Frauen vorbehalten sein sollten, die eine starke Belastung in der Familie oder dichtes Brustgewebe haben.

"Das ist lebensgefährlich für Frauen"

Doch Kollegen um Dr. Bonnie N. Joe und Dr. Elissa Price von der University of California (UCSF) in San Francisco sagen: Das ist lebensgefährlich für Frauen.

Der Grund für diese harte Aussage sind Daten, die Price und Joe jetzt in Chicago beim Radiologen-Kongress vorgestellt haben.

Das Forscherkollegium hatte 39.715 Mammografie-Screenings analysiert, die zwischen 1997 und 2012 an der UCSF gemacht worden waren. Sie identifizierten 136 Frauen zwischen 40 und 49 Jahren mit Brustkrebs.

Bei jeder Zweiten wurde ein invasives Karzinom diagnostiziert, 91 Prozent von ihnen hatten einen positiven Rezeptorstatus und 22 Prozent axilläre Lymphknoten-Metastasen.

Die andere Hälfte der Frauen hatte ein duktales Carcinoma in situ (DCIS), wobei 88 Prozent histologisch als Grad II (intermediär) oder Grad III (hochgradige Kernmalignität) eingestuft wurden.

Brustkrebs wäre vielleicht zu spät entdeckt worden

Bei 90 Prozent der 136 Frauen gab es keine stark belastete Familienanamnese, und nur 14 Prozent hatten ein sehr dichtes Brustgewebe. Insgesamt 78 Prozent bzw. 79 Prozent der Frauen mit invasivem Karzinom hatten weder eine positive Familienanamnese noch sehr dichtes Brustgewebe.

Fast alle der 136 Frauen wären also durch die Raster "Screening erst ab 50" oder "Screening nur bei positiver Familienanamnese oder dichtem Brustgewebe" gefallen.

Und möglicherweise wäre bei ihnen das Mammakarzinom erst in einem späteren Stadium mit dann schlechter Prognose entdeckt worden.

Dazu sagt Joe: "Basierend auf unserem aktuellen Wissen und der Evidenz früherer Studien ist es immer noch am sichersten, jährliche Mammografien ab dem 40. Lebensjahr zu machen, um den Überlebensvorteil zu maximieren, den Mammografie-Screenings bieten".

Und Price sagt, das Argument, bei Screenings würden oft nur harmlose DCIS entdeckt, sei durch die Untersuchung mit 50 Prozent zufällig gefundenen invasiven Karzinomen und DCIS mit hoher Kernmalignität widerlegt.

Außerdem hätten die meisten der Frauen mit invasivem Karzinom ja auch einen positiven Hormonrezeptor-Status gehabt. "Das sind diejenigen, die - wenn früh behandelt - heilbar sind."

Die Debatte um Veränderungen beim Mammografie-Screening wird also weiter gehen, auch befeuert durch diese Studiendaten. Auf die weitere Diskussion und eventuelle Konsequenzen daraus darf man auch hier in Deutschland gespannt sein.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

MASAI-Studie

KI könnte das Mammografiescreening effizienter machen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

DGK-Jahrestagung

Präzisionsmedizin: Die Kardiologie ist auf dem Weg

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?