Kardiologe: Darf man alles, was man kann?

Immer weniger Menschen sterben nach einem Herzinfarkt. Aber die Zahl derjenigen, die an einer Herzschwäche leiden, steigt stetig. Angesichts wachsender Kosten fragen sich jetzt Experten: Sollten alte Menschen überhaupt noch Eingriffe am Herzen bekommen?

Veröffentlicht:

MANNHEIM (dpa). In den vergangenen drei Jahrzehnten ist die Sterblichkeit nach Herzinfarkten Experten zufolge um 70 Prozent zurückgegangen.

Ein Hauptgrund seien schonende, sogenannte interventionelle Behandlungen, sagte Ellen Hoffmann, Präsidentin der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim.

Sie seien deshalb das Schwerpunktthema des Treffens.

Interventionelle - im Gegensatz zum konservativen Vorgehen gezielt eingreifende - Methoden hätten sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt, sagte Hoffmann, Chefärztin am Städtischen Klinikum München.

"Der plötzliche Herztod kann heute mittels moderner Defibrillatoren abgewendet werden und Krankheitsursachen können interventionell mittels Herzkatheter behoben werden", so Hoffmann.

Vorhofflimmern am häufigsten

Zu den bei der Tagung vorgestellten Methoden gehöre die künstliche Narbenerzeugung, um elektronische Impulse zu unterbinden, die Vorhofflimmern auslösten, sagte Eckart Fleck vom Deutschen Herzzentrum Berlin.

Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herz-Rhythmus-Störungen.

Aufgrund der Fortschritte überlebten zwar zunehmend mehr Menschen einen Herzinfarkt, entwickelten aber in der Folge eine Herzschwäche - die Zahl der Herzkranken nehme daher stetig zu.

In den kommenden Jahren müsse man sich auch im Hinblick auf die dramatisch steigenden Kosten fragen, ob man alles, was man machen könne, auch machen dürfe, sagte DGK-Präsident Georg Ertl.

"Es stellt sich die Frage, ob jeder Neunzigjährige noch einen Aortenklappen-Eingriff braucht", sagte Ertl.

Zur 78. Jahrestagung erwartet die DGK bis zum Samstag rund 7500 Teilnehmer aus 25 Ländern in Mannheim.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Empfehlungs-Wirrwarr

Drei Hypertonie-Leitlinien: So unterscheiden sie sich

Kommentare
Bernhard Behrens 11.04.201217:42 Uhr

Blanker4 Zynismus

Sehr geehrter Herr Professor,

obige Anrede wähle ich nur der Form halber, nicht weil ich sie so meine, wie sie da geschrieben steht. Ich will Ihnen auch sagen, warum. In der Ärzte Zeitung online, 11.04.2012 steht zu lesen, Zitat :

"In den kommenden Jahren müsse man sich auch im Hinblick auf die dramatisch steigenden Kosten fragen, ob man alles, was man machen könne, auch machen dürfe, sagte DGK-Präsident Georg Ertl."

Dann werden Sie wörtlich zitiert, und zwar:

"Es stellt sich die Frage, ob jeder Neunzigjährige noch einen Aortenklappen-Eingriff braucht", sagte Ertl. Unterstellt, die Ärztezeitung zitiert Sie korrekt, fehlen mir einfach die Worte, Ihnen meine Verachtung für Ihren Zynismus auszudrücken.

Mit besten Grüßen

Bernhard Behrens

<< < 1 2 > >>
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Empfehlungs-Wirrwarr

Drei Hypertonie-Leitlinien: So unterscheiden sie sich

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung