Parkinson
Kognitionsverlust im Visier
Depression, Kognitionseinschränkung und Fatigue im Zusammenhang mit einer Parkinson-Erkrankung schreiten möglicherweise langsamer voran, wenn außer einem Antidepressivum auch ein MAO-B-Hemmer gegeben wird.
Veröffentlicht:PHILADELPHIA. Nicht-motorische Parkinson-Symptome wie Depression und kognitive Defizite sind vermutlich teilweise eine direkte Folge des zentralen Dopaminmangels.
Eine Dopamin-verstärkende Therapie sollte daher auch diese Beschwerden günstig beeinflussen. Hinweise auf einen diesbezüglichen Nutzen von MAO-B-Hemmern liefert eine Post-hoc-Analyse der ADAGIO-Studie (JAMA Neurol 2014; online 24. November).
In der Studie war bei Patienten mit neu diagnostizierter ParkinsonErkrankung eine sofortige mit einer späteren Rasagilintherapie verglichen worden.
Depressive Symptome verschlechtern sich nicht so rasant
Für die nachträgliche Teilanalyse wurden nur die 191 Patienten berücksichtigt, die in Phase 1 der Studie ein Antidepressivum eingenommen hatten, meistens ein SSRI oder ein Trizyklikum.
93 waren randomisiert einer Behandlung mit Rasagilin (1 oder 2 mg/d), 98 einer Placebobehandlung zugeteilt worden.
Depressive Symptome verschlechterten sich im Verlauf der 36-wöchigen Studie in beiden Gruppen, mit dem MAO-B-Hemmer jedoch weniger als mit Placebo.
Die Differenz von 0,24 bzw. 0,19 Punkten in den Depressions-Subskalen von UPDRS bzw. MDS-UPDRS entsprach einer kleinen bis mittleren Effektstärke.
Die kognitiven Einbußen gemäß MDS-UPDRS-Subskala fielen in der Verumgruppe ebenfalls signifikant kleiner aus (um 0,20 Punkte); hier wurde der Effekt sogar als mittelgroß bis groß eingestuft.
Auch Fatigue und Tagesschläfrigkeit nahmen unter Rasagilin nicht so sehr zu wie unter Placebo. Keinen Einfluss hatte die Dopamin-verstärkende Therapie auf Apathie, Angst und Schlafprobleme.
Weniger motorische Probleme
Dass die Rasagilin-Patienten weniger depressiv waren und geistig nicht so schnell abbauten, ließ sich nicht einfach damit erklären, dass sie weniger motorische Probleme hatten: Zwischen den Veränderungen in Depression oder Kognition und den Veränderungen in der Motorik bestand keine Korrelation.
Die Kombitherapie aus Rasagilin und Antidepressivum wurde nach Angaben der Studienautoren um Kara M. Smith von der Universität in Philadelphia gut vertragen.
Vor allem wurden bei keinem Patienten Zeichen eines Serotonin-Syndroms beobachtet. Solche Fälle sind jedoch beschrieben; die US-Neurologen mahnen daher zur Wachsamkeit gegenüber dieser möglichen Komplikation.
Die beobachteten Effekte von Rasagilin auf nicht-motorische Symptome stehen laut Smith und Kollegen im Einklang mit Berichten über andere Dopaminergika. Zudem weiß man, dass bei Depressionen auch ohne Parkinson-Erkrankung die dopaminerge Signalübermittlung beeinträchtigt ist.
"Die Augmentation mit Dopamin-verstärkenden Therapien könnte daher bei der Behandlung von nicht-motorischen Symptomen im Frühstadium einer Parkinson-Erkrankung eine Rolle spielen, zumindest bei Patienten, die bereits ein Antidepressivum einnehmen", so die Autoren.
Bevor diese Strategie für die Praxis empfohlen werde, müsse sie sich aber erst in prospektiven Studien bewähren.