„Herz-Gesetz“ soll kommen

Lauterbach plant „deutliche“ Ausweitung der Statin-Therapie

Nicht nur Gutscheine für „Herz-Check-ups“: Karl Lauterbach geht unter die kardiologischen Präventologen – und risikiert offenbar eine Überversorgung mit Statinen.

Veröffentlicht:
Auch der Gesundheitsminister macht sich Sorgen um die Herzen der Bundesbürger.

Auch der Gesundheitsminister macht sich Sorgen um die Herzen der Bundesbürger.

© Gina Sanders / stock.adobe.com

Berlin. Mit einem „Herz-Gesetz“ will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Früherkennung von Risiken unter anderem für Herzinfarkte ausbauen. Und er will die Erstattung von Statinen ausdehnen, wie der SPD-Politiker der „BILD“ sagte. Damit konkretisieren sich die Pläne, die er im vergangenen Jahr vorgelegt hatte.

„Wir werden die Erstattungsfähigkeit der Medikamente deutlich ausdehnen, sodass hier keiner mit diesem Risikofaktor hoher Cholesterinwerte leben muss“, sagte Lauterbach der „BILD“.

Bislang gilt für Personen ohne Vorerkrankungen bekanntlich ein Verordnungsausschluss von Lipidsenkern, darunter CSE-Hemmer, in der Anlage III der Arzneimittel-Richtlinie (AM-RL) des G-BA, sofern nicht ein hohes kardiovaskuläres Risiko vorliegt (20 Prozent Ereignisrate in 10 Jahren).

Gutscheine für „Herz-Check-ups“ geplant

„Wir haben mittlerweile sehr wirksame, preiswerte Medikamente wie Statine, mit denen wir die Cholesterinwerte deutlich senken können“, sagte Lauterbach. Und: „Je früher man damit beginnt, desto besser: Bei Kindern, die eine familiäre Belastung haben, muss man schon im Kindesalter anfangen“, sagte er in Anspielung auf eine familiäre Cholesterinämie.

Lesen sie auch

Mit seinem „Herz-Gesetz“ will er deshalb offenbar auch das bereits von ihm seinerzeit in einem „Impulspapier“ angedeutete LDL-Screening bei 5-Jährigen im Rahmen der U9-Untersuchung einführen.

Auch für Erwachsene im Alter von 25, 25 und 50 Jahren will er einen Anspruch auf „Herz-Check-ups“ einführen. Dafür soll es „Gutscheine“ geben. Lauterbach in der „BILD“ dazu: „Wir wollen deutschlandweit bei Kindern und Jugendlichen, bei 25-Jährigen, bei 35-Jährigen und bei 50-Jährigen mit einem Gutschein-System alle auffordern, sich die Werte messen zu lassen: den Blutdruck, auch den Risikofaktor Zuckerkrankheit.“

Bessere Erstattung für Nikotinersatztherapie

Später sollen diese Gutscheine über die E-Patientenakte abgewickelt werden. „Und mit diesem Gutschein können Sie sich dann die Blutwerte bestimmen lassen“, so Lauterbach. „Und wenn die Werte auffällig sind, dann können Sie über die Hausärzte die Behandlungen beginnen.“

Zudem soll die Kostenübernahme für Medikamente zur Tabakentwöhnung ausgeweitet werden. Zuletzt hatte das IQWiG in seinem Abschlussbericht für den G-BA deutliche Vorteile für Vareniclin und Nicotin ermittelt. Eine Entscheidung dahingehend steht also ohnehin durch die Selbstverwaltung an.

Der Minister hofft, dass sein Gesetz „zum nächsten Jahr in Kraft tritt“. „Ich kann ein Gesetz machen, womit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Lebenserwartung steigt!“ Und: „Ich versuche tatsächlich, Lebensqualität und Lebenszeit zu schenken.“ (nös)

Lesen sie auch
Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Schlecht für die Augen?

„Gutes" HDL-Cholesterin mit erhöhtem Glaukomrisiko assoziiert

Übergewicht neu gedacht

Adipositas-Diagnose: BMI bald Geschichte?

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Multiresistente gramnegative Erreger

Die Resistenzlage bei Antibiotika ist kritisch

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Shionogi GmbH, Berlin
Abb. 1: Studie HF-OPT: Verbesserte LVEF unter medikamentöser Behandlung + Defibrillatorweste (Tag 0–90) und nachfolgender medikamentöser Behandlung (Tag 90–360)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion

Optimale medikamentöse Therapie plus Defibrillatorweste schützt vor Plötzlichem Herztod

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
In Deutschland leben derzeit etwa 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Unternehmen im Fokus

Wie können wir die HIV-Epidemie beenden?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried b. München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EvidenzUpdate-Podcast

NVL-„Jubel“, SCOT-HEART-Kritik – und die Soundmaschine

Schlecht für die Augen?

„Gutes" HDL-Cholesterin mit erhöhtem Glaukomrisiko assoziiert

Ernährung

Salzersatz senkt offenbar Risiko für Schlaganfall-Rezidive

Lesetipps
Personen greifen nach einer Angel mit Geldscheinen.

© mitay20 / stock.adobe.com

FAQ zum Zuschuss für angehende Ärzte

Weiterbildung: So kommen Sie an die Facharzt-Förderung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung