Macht Nachtdienst kaputt? - Diskussion hierzu geht weiter

INNSBRUCK (FHV). Die seit Jahren geführte Debatte, ob und inwieweit Nachtdienst die Gesundheit von Ärzten schädigt, geht weiter. Denn dazu gibt es teilweise kontroverse Studienergebnisse. Neuen Diskussionsstoff haben jetzt zwei Studien gebracht, die bei der Arbeitsmedizin-Tagung in Innsbruck vorgestellt worden sind.

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Privatdozent Dr. Detlev Jung aus Mainz hat in einer Studie fünf Ärztinnen und zwölf Ärzte untersucht, die dauerhaft im Schichtdienst in kurzen oder längeren Nachtschichten arbeiteten. Erfaßt wurden dabei Herz-Kreislauf-Parameter, subjektives Befinden und - mit dem Color-Wort-Streß-Test - Reaktionszeit und Fehlerquote.

Zwischen den Ergebnissen von Ärzten in Achtstunden-Schichten und Ärzten in Zwölfstunden-Schichten gab es dabei - besonders am Ende der Schichten - keine Unterschiede. Das galt sowohl für die objektiven Befunde und Testergebnisse als auch für das subjektive Befinden.

Dr. Barbara Wilhelm aus Tübingen hat in einer anderen Studie 34 Ärzte beiderlei Geschlechts unter normalen Arbeitsbedingungen mit Tag-Schichten oder nach nächtlichem Bereitschaftsdienst mit dem pupillographischen Schläfrigkeitstests untersucht.

Bei Kollegen nach einem Bereitschaftsdienst stellte sie ein deutliches Schlafdefizit fest, obwohl die Probanden vor der morgendlichen Messung ähnlich lange wach gewesen waren wie unter normalen Arbeitsbedingungen. Die objektiv gemessenen Parameter korrelierten dabei gut mit der Verschlechterung des subjektiven Befindens. Es wurde damit eine deutliche Zunahme der Schläfrigkeit bei ärztlichem Personal nach dem Bereitschaftsdienst gemessen, obwohl die Untersuchten während der Nacht durchschnittlich immerhin etwa vier Stunden geschlafen hatten.

Die Bedeutung ärztlichen Nachtdienstes bleibt damit weiterhin unklar. Ein Aspekt künftiger Studien könnte sein, welche unterschiedlichen Auswirkungen Nachtdienst bei Morgen-(Frühaufsteher) und Abend- (Spätaufsteher)-Typen hat.

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