Mit Gelenkschmerzen geht nur jeder dritte Patient zum Arzt

Von den 8,5 Millionen Arthrose-Patienten in Deutschland gehen die meisten nicht zum Arzt. Dabei lässt sich die Krankheitsprogression bremsen und die Lebensqualität bessern. Das zu vermitteln, ist die Herausforderung für Hausärzte.

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Die Zahl von 8,5 Millionen Arthrose-Kranken ergibt sich, wenn die Ergebnisse der Herner Arthrose-Studie (HER-AS*) auf ganz Deutschland übertragen werden. Mit der weitgehend repräsentativen Studie liegen erstmals valide epidemiologische Daten aus Deutschland zur Arthrose vor. Befragt wurden 5000 über 40-jährige Einwohner von Herne.

Die Studie macht den Stellenwert der Arthrose deutlich und belegt den Handlungsbedarf: Mehr als die Hälfte der Befragten gaben für den Befragungstag an, Gelenkschmerzen zu haben. Zwei von Drei hatten in den vergangenen vier Wochen Gelenkschmerzen, 71 Prozent im zurückliegenden Jahr. Selbst in der Gruppe der 40- bis 49-Jährigen hatten zwei von fünf der Befragten Gelenkschmerzen.

Spitzenreiter bei den schmerzenden Gelenken ist mit 30 Prozent das Knie, gefolgt von Schulter (25 Prozent), Hand und Fingern (21 Prozent) sowie Hüfte (19 Prozent). Über Probleme an Fuß, Sprunggelenk und Ellenbogen klagten 9 bis 15 Prozent der Befragten, die Schmerzen angaben.

Arthrose beeinträchtigt Alltag und Lebensqualität der Betroffenen: Jeder dritte Befragte mit Gelenkbeschwerden hatte starke Schmerzen beim Treppensteigen. Nur vier Prozent derjenigen mit Schmerzen hatten dabei gar keine Beschwerden. Und beim Gehen auf ebener Erde hatte immerhin noch jeder Fünfte mit Gelenkbeschwerden starke Schmerzen. Aufgrund seiner Beschwerden fühlt sich jeder Dritte beim Einkaufen stark oder sehr stark beeinträchtigt, jeder Fünfte bereits bei leichter Hausarbeit behindert.

Alles das sind Gründe, die für eine konsequente Therapie der Patienten sprechen. Doch die abgefragten "harten" Versorgungsdaten zeigen eine andere Situation: So war nur jeder dritte Befragte, der Schmerzen angab, deswegen im Jahr zuvor wenigstens einmal beim Arzt. Diejenigen, die zum Arzt gehen, tun das im Mittel drei- bis viermal im Jahr.

Die Befragten werden jedoch überwiegend gar nicht behandelt. Nur jeder Dritte mit Schmerzen erhält Medikamente - nur jeder Vierte erhielt im vorangehenden Jahr eine Physiotherapie.

Dabei hat sich in den vergangenen Jahren viel getan: Neue Medikamente sind verfügbar. Das kardiovaskuläre Sicherheitsprofil von traditionellen NSAR und Coxiben ist umfassend analysiert. Die Op-Methoden sind schonender und die Endoprothesen kleiner geworden. Zwar ist noch keine Heilung von Arthrose möglich, aber die Progression kann gebremst und die Lebensqualität deutlich erhöht werden. (hub)

* Die Herner Arthrose-Studie wird am Marienhospital in Herne unter der Leitung von Professor Ludger Pientka und Dr. Ulrich Thiem vorgenommen. Kooperationspartner ist die von MSD unterstützte Initiative "stark gegen den Schmerz".

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STICHWORT

Arthrose

Ursache: zunehmender altersbedingter Knorpelabrieb durch dauernde Überbeanspruchung (Sport, Schwerarbeit, hohes Körpergewicht, Fehlbelastung)

Einteilung: a) latente Arthrose, schleichender Knorpelabrieb ohne Schmerzen und Entzündung;

b) aktivierte Arthrose mit entzündlichen Symptomen wie Schmerz, Schwellung und Überwärmung des Gelenkes, Ausdruck einer reaktiven - sekundären - Synovialitis. CAVE: Stärke des Schmerzes korreliert nicht mit dem Ausmaß des Knorpelabriebs.

Stadien: Stadium I: Knorpelerweichung, Stadium II: oberflächlicher Knorpelschaden, Stadium III: tiefer Knorpelschaden, Stadium IV: Knorpelverlust ("Knorpelglatze") (eb)

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