Vier autochthone Infektionen
Mit dem West-Nil-Virus in Deutschland angesteckt
Mindestens vier Menschen haben sich im August 2020 in Deutschland mit dem West-Nil-Virus infiziert. Damit scheint sich eine Befürchtung zu bewahrheiten: Das Virus wird sich hierzulande wohl etablieren.
Veröffentlicht:Berlin. Mitte August wurden in Deutschland autochthone Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV) beim Menschen gemeldet. Schon seit Juli seien in den von WNV-Zirkulation zwischen Mücken und Vögeln betroffenen Regionen in Zentral-Ostdeutschland WNV-infizierte Tiere gemeldet worden, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI) (Epi Bull 36/2020).
Bei den menschlichen Infektionen handelt es sich bislang ausnahmslos um Personen, die im Rahmen einer Blut- oder Plasmaspende positiv getestet wurden.
Das Nationale Referenzzentrum für Tropische Infektionen am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin hat bislang vier Befunde durch Sequenzierung als WNV-Infektion bestätigt, in Abgrenzung zum Usutu-Virus und anderen Flaviviren. Weitere Verdachtsfälle befinden sich laut Angaben des RKI noch in Abklärung.
Bei unklaren Enzephalitiden an WNV denken!
Erst im vergangenen Jahr waren erstmals fünf mutmaßlich mückenübertragene autochthone menschliche WNV-Infektionen in Deutschland identifiziert worden. Die Patienten erkrankten Ende August/Anfang September, die Diagnose wurde bei Abklärung ihrer Erkrankung gestellt. WNV-infizierte Blutspender wurden 2019 nicht bekannt.
Das RKI hatte schon 2019 vor einer weiteren Ausbreitung des WNV in Deutschland gewarnt und Ärzte dazu aufgefordert, künftig bei unklaren Enzephalitiden auch an mögliche Infektionen mit dem West-Nil-Virus zu denken.
Diese Warnung verstärkt das Institut nun noch einmal: Ärzte sollten vor allem im Sommer und Spätsommer und in Gebieten mit bekannter WNV-Zirkulation in Tieren (vor allem im Osten Deutschlands: Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern; aber auch Bayern und Hamburg) bei Personen mit ätiologisch unklaren Enzephalitiden und bei örtlichen Häufungen von Patienten mit Fieber unklaren Ursprungs (mit oder ohne Hautausschlag) eine WNV-Diagnostik veranlassen, und zwar auch, wenn die Personen keine Reiseanamnese aufweisen.
Zwei Menschen in Spanien gestorben
Risikopersonen (vor allem ältere Menschen und/oder solche mit Vorerkrankungen) empfiehlt das RKI besonders in dieser Jahreszeit und in diesen Gebieten Schutz vor Mückenstichen.
Stark betroffen ist derzeit Spanien: Erstmals seit 2016 wurden Ende August in der Provinz Sevilla sechs Infektionen beim Menschen bestätigt, berichtet das Centrum für Reisemedizin CRM. Inzwischen seien bereits 44 Menschen erkrankt und zwei von ihnen gestorben. (eb/bae)