Mit kardialer MRT lässt sich Infarktrisiko sicher vorhersagen
Bei Patienten mit KHK oder KHK-Verdacht erlaubt die Stress-Magnetresonanz-Tomographie (Stress-MRT) unter Belastung sehr zuverlässige prognostische Aussagen, so das Ergebnis einer deutschen Studie, die beim Kardiologenkongress in Mannheim vorgestellt wurde.
Von Dirk Einecke
MANNHEIM. Mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomographie kann das Herz sehr genau und nicht-invasiv ohne Strahlenbelastung sowie ohne Jod-haltige Kontrastmittel dargestellt werden.
Wie Dr. Sebastian Kelle, Deutsches Herzzentrum Berlin, auf der 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim berichtete, gewinnt die Methode zunehmend an Bedeutung, um das individuelle Herzinfarktrisiko bei KHK oder KHK-Verdacht vorherzusagen.
Kelle berichtete die Ergebnisse einer deutschen Studie mit 3138 Patienten, bei denen eine klinische Indikation für eine Ischämie-Diagnostik bestand.
Studie mit 841 Teilnehmern
Ziel der Studie war es, den prädiktiven Wert von Wandbewegungsstörungen in Ruhe und unter Belastung sowie von Myokardnarben ("late enhancement") bezüglich Infarkt und kardialem Tod zu bestimmen.
Dabei wurde insbesondere das ereignisfreie Überleben nach negativem Dobutamin-MRT untersucht. Ein weiteres Ziel waren die Auswirkungen der Untersuchung auf Therapie und Überleben der Patienten.
841 Studienpatienten hatten induzierbare Wandbewegungsstörungen. Von diesen wurden 455 früh revaskularisiert und 386 medikamentös behandelt. 2297 Patienten wiesen keine Wandbewegungsstörungen unter Belastung auf. Sie wurden ganz überwiegend (n = 2163) medikamentös-konservativ behandelt, 134 Patienten wurden revaskularisiert.
Die Patienten wurden bis zu sechs Jahren, im Schnitt 3,3 Jahre nachverfolgt.
"Unser wichtigstes Ergebnis war, dass wir Patienten mit negativem Stress-MRT beruhigt nach Hause schicken können und auch für die nächsten drei Jahre nicht wieder einbestellen müssen. Denn diese Patienten haben eine sehr niedrige kumulative Ereignisrate von 1,9 Prozent nach drei Jahren", so Kelle.
Die wenigen Patienten, die trotz negativem Stress-MRT eine PTCA / Bypass- Op erhielten, hatten davon keinen prognostischen Vorteil. Das bedeute, dass wir diesen Patienten weitere Diagnostik sowie invasive Eingriffe ersparen können, erläuterte Kelle.
Kardiale Komplikation bei etwa jedem Vierten
Anders bei positivem Stress-MRT: Von diesen Patienten erlitten etwa ein Viertel eine kardiale Komplikation innerhalb von drei Jahren. "Bei diesen Patienten besteht deshalb die Indikation für eine Herzkatheter-Untersuchung", so Kelle.
Die Studie zeigte zudem, dass Patienten mit Wandbewegungsstörungen, die revaskularisiert wurden, eine signifikant bessere Prognose hatten als Patienten, die nur medikamentös behandelt worden waren.
Auch das Vorliegen von Myokardnarben erwies sich als unabhängiger Risikofaktor für kardiale Ereignisse, wenn auch nicht so deutlich wie die belastungsinduzierten Wandbewegungsstörungen.
Solche Patienten sollten in kürzeren Intervallen wieder einbestellt und überwacht werden, riet Kelle.
Das Stress-MRT ist nach seiner Ansicht unter anderem für Patienten geeignet, bei denen die konventionelle Ergometrie oder die Echokardiografie nicht infrage kommen. Im Vergleich zur Ergometrie können mit dem Stress-MRT auch wenig belastbare Patienten untersucht werden, etwa ältere Patienten oder solche mit Gelenkproblemen, weil die körperliche Belastung mit Dobutamin simuliert wird.
Auch im Vergleich zu modernen Echokardiografie-Geräten hat das Stress-MRT Vorteile, weil das ganze Herz dargestellt wird, und Wandveränderungen und Myokardnarben besser aufgezeigt werden, vor allem bei adipösen Patienten.