Retrospektive Daten
NSCLC: Pembrolizumab bei Personen mit Diabetes weniger wirksam
Patienten und Patientinnen mit metastasiertem nichtkleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC), die auch Diabetes haben, scheinen einer Studie zufolge schlechter auf eine Immuntherapie mit dem monoklonalen Antikörper Pembrolizumab anzusprechen.
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Das Wichtigste in Kürze
Frage: Beeinflusst Diabetes die Wirksamkeit einer Erstlinien-Immuntherapie mit Pembrolizumab mit oder ohne Chemotherapie bei Personen mit NSCLC?
Antwort: Personen mit Diabetes haben unter Pembrolizumab ein signifikant kürzeres medianes progressionsfreies und Gesamtüberleben.
Bedeutung: Die Studie weist darauf hin, dass eine Immuntherapie bei diabetischen NSCLC-Patienten und -Patientinnen weniger vorteilhaft ist.
Einschränkung: Die Studie ist durch ihren retrospektiven Charakter eingeschränkt.
Tel Aviv. Obwohl bekannt ist, dass Menschen mit Diabetes oft ein geschwächtes Immunsystem haben, ist unklar, ob die Erkrankung die Wirksamkeit einer Immuntherapie beeinflusst. Laut einer Studie aus Israel (Cancer 2023; online 24. Juni) scheint das der Fall zu sein. Bei Patienten und Patientinnen mit metastasiertem NSCLC, die Pembrolizumab als Erstlinientherapie erhielten, ging eine Diabeteserkrankung mit einem signifikant kürzeren progressionsfreien und Gesamtüberleben einher.
Ein Team um Dr. Yasmin Leshem vom Tel Aviv Sourasky Medical Center in Tel Aviv untersuchte Krankenakten von 203 Personen mit metastasiertem NSCLC. Diese erhielten Pembrolizumab als Erstlinientherapie mit oder ohne Chemotherapie in einem einzigen Zentrum. 25 Prozent der Teilnehmenden hatten auch Diabetes. 82 Prozent davon nahmen orale Antidiabetika ein, die meisten (63 Prozent) Metformin. 14 Prozent erhielten Insulin, weitere 14 Prozent gar keine Diabetestherapie. Zur Validierung nutzten die Forschenden Daten der staatlichen Gesundheitsorganisation Maccabi Healthcare Services.
Gesamtüberleben von 12 vs. 21 Monaten
Die fast 27-monatige Nachbeobachtung ergab, dass Personen mit Diabetes ein signifikant kürzeres medianes progressionsfreies Überleben (PFS) hatten als Nichtdiabetiker (5,9 vs. 7,1 Monate). Auch das mediane Gesamtüberleben (OS) war signifikant kürzer (12,0 vs. 21,0 Monate).
Der Unterschied beim OS war ausgeprägter bei Menschen mit Diabetes unter alleiniger Pembrolizumabbehandlung (12,0 vs. 27,0 Monate) als bei denen mit zusätzlicher Chemotherapie (14,3 vs. 19,4 Monate).
„Es scheint daher, dass eine Chemotherapie einige der schädlichen Auswirkungen von Diabetes ausgleichen kann“, so Leshem und Team.
Diabetes als unabhängiger Risikofaktor
Eine multivariate Analyse sprach dafür, dass Diabetes ein unabhängiger Risikofaktor für ein kürzeres PFS und OS ist, das Risiko dafür war bei Betroffenen signifikant um 67 Prozent bzw. 73 Prozent erhöht.
Daten einer Validierungskohorte mit 452 Patienten und Patientinnen mit metastasiertem NSCLC zeigten, dass die Behandlung mit Pembrolizumab bei Diabetikern kürzer war als bei Personen ohne Diabetes. Der Anteil, der diese Therapie nach zwölf Monaten fortsetzte, betrug 19,6 Prozent bei Menschen mit und 31,7 Prozent bei denen ohne Diabetes.
Wird die Antitumor-Immunität beeinträchtigt?
„Im Gegensatz zu anderen Behandlungsmethoden, einschließlich Chemo- und gezielter Therapie, verändert die Immuntherapie den Wirt und beeinflusst die Krebszellen nur indirekt“, gibt das Forscherteam um Leshem zu bedenken. Die Ergebnisse legten die Möglichkeit nahe, dass eine Diabeteserkrankung die Fähigkeit beeinträchtigen könnte, eine wirksame Antitumor-Immunität aufzubauen.
„Die Daten weisen darauf hin, dass eine Immuntherapie bei diabetischen NSCLC-Patienten und -Patientinnen weniger vorteilhaft ist“, resümieren Leshem und Kollegen. Es seien weitere Studien erforderlich, um die Ergebnisse zu validieren und ähnliche Effekte bei anderen Krebsarten zu untersuchen.