Braunes Fettgewebe

Neue Hoffnung im Kampf gegen Übergewicht

Forscher haben entdeckt, dass braunes und weißes Fettgewebe miteinander kommunizieren. Sie hoffen auf einen neuen Therapie-Ansatz gegen starkes Übergewicht.

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POTSDAM-REHBRÜCKE. Dieser Vorgang könnte auch bei Menschen zur Regulation des Energiegleichgewichtes beitragen und damit dem Entstehen von Übergewicht und Diabetes entgegenwirken, teilt das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke mit.

Die Studie (Nature 2013; online 13. März) könnte neue Ansätze für Therapien gegen starkes Übergewicht liefern.

Braunes Fettgewebe nicht nur bei Säuglingen

Überschüssige Nahrungsenergie wird zum Großteil in weißem Fettgewebe gespeichert und führt so zu Übergewicht. Dabei stellt Adipositas (krankhaftes Übergewicht) einen zentralen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes dar.

Im Gegensatz zum weißen besitzt braunes Fettgewebe die Fähigkeit, Nahrungsenergie direkt in Körperwärme umzuwandeln und so in Form von Wärme abzugeben. Es könnte daher als wirksamer Adressat für Adipositas-Therapien dienen, heißt es in der Mitteilung des Instituts.

Früher nahm man an, dass vor allem Säuglinge über braunes Fettgewebe verfügen, da sie aufgrund ihrer geringen Körpergröße stärker dazu neigen, auszukühlen. Wie jüngste Studien belegen, ist es jedoch auch noch bei Erwachsenen vorhanden.

Stark übergewichtige Personen weisen hingegen keine oder nur geringe Mengen dieses stoffwechselaktiven Gewebes auf.Neuere Untersuchungen zeigen zudem, dass es zwei unterschiedliche Arten von braunen Fettdepots gibt.

Zwischen den Schulterblättern

Das klassische, in Fachkreisen auch als konstitutiv bezeichnete, braune Fettgewebe wird bereits in der frühen Embryonalphase angelegt und findet sich hauptsächlich zwischen den Schulterblättern. Das rekrutierbare braune Fettgewebe ist dagegen im weißen Fett und in der Muskulatur lokalisiert.

Es entsteht bei Erwachsenen und nur nach Einwirkung von induktiven Signalen, an denen das zentrale Nervensystem und im Blutstrom zirkulierende Signalproteine beteiligt sind.

Das genaue Zusammenspiel der Signalwege und die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen sind bislang nur zum Teil bekannt.

Forscher unter Führung von Yu-Hua Tseng am Joslin Diabetes Center und der Harvard Medical School in Boston, USA, hätten mit Hilfe von Tiermodellen und Untersuchungen an isolierten Zellen gezeigt, dass ein Mangel an klassischem braunen Fettgewebe zu verstärkter Stimulation der weißen Fettdepots durch das sympathische Nervensystem führt.

Die Körpertemperatur reguliert

Dies wiederum regt im weißen Fettgewebe die Rekrutierung brauner Fettzellen an. Dieser bislang unbekannte, ausgleichende Mechanismus reicht aus, um das Temperaturgleichgewicht des Körpers zu stabilisieren.

Zudem schützt er zumindest bei Mäusen vor den Stoffwechselstörungen, die ein Verlust des klassischen braunen Fettes mit sich bringt, wie zum Beispiel vor ernährungsbedingtem Übergewicht.

"Der neu entdeckte Kommunikations-Mechanismus spielt vermutlich auch für den Energiehaushalt des Körpers und damit für das Körpergewicht eine Rolle", wird Erstautor Dr. Tim Schulz vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in der Mitteilung zitiert.

"Wir zeigen erstmalig, dass das braune Fettgewebe in der Lage ist, mit dem weißen Fettgewebe zu kommunizieren, um die Körpertemperatur zu regulieren. Interessant ist auch, dass die Kommunikation über Botenstoffe des sympathischen Nervensystems erfolgt und eine enge physiologische Beziehung zwischen beiden Typen des braunen Fettgewebes besteht. Unsere Ergebnisse liefern somit eine gute Basis, um Ansätze für neuartige Therapien gegen krankhaftes Übergewicht und damit verbundene Stoffwechselerkrankungen zu entwickeln." (eb)

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