Neues Kalzimimetikum bringt Nebenschilddrüsen zur Ruhe

BASEL (grue). Das neue Kalzimimetikum Cinacalcet senkt nicht nur den erhöhten Parathormonspiegel bei nierenkranken Patienten mit sekundärem Hyperparathyreoidismus (sHPT). Die Substanz senkt gleichzeitig auch die Phosphat- und Kalziumspiegel der Betroffenen.

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Das hat Professor William Goodman aus Los Angeles in Kalifornien auf einer Veranstaltung in Basel berichtet. Dialyse-Patienten haben meist einen sHPT. Unbehandelt bekommen Betroffene eine renale Osteopathie mit erhöhtem Risiko für Knochenbrüche, Hyperphosphatämie und Weichteilverkalkungen. Zur Therapie bekommen die Patienten bislang unter anderem Vitamin D und Phosphatbinder. Damit werden aber nach Angaben von Goodman die von US-amerikanischen und europäischen Fachgesellschaften empfohlenen Parathormon-Zielwerte im Serum von 150 -300 pg/ml kaum erreicht.

Außerdem führt der empfindlich gestörte Kalzium-Phosphat-Stoffwechsel zur Entwicklung von Gefäß-Verkalkungen, sagte Goodman auf einer Veranstaltung des Unternehmens Amgen. Das Kalzimimetikum Cinacalcet habe den Vorteil, daß es die Serumspiegel von PTH, Kalzium und Phosphat senke.

Die Substanz, nach Angaben des Unternehmens die erste ihrer Art mit dieser umfassenden Wirkung, soll noch in diesem Jahr in Europa als Mimpara® auf den Markt kommen. Cinacalcet aktiviert Kalzium-sensitive Rezeptoren in der Nebenschilddrüse, simuliert so einen höheren Kalziumspiegel als tatsächlich vorhanden und hemmt damit dosisabhängig die PTH-Sekretion.

Das Medikament wurde in drei Phase-III-Studien für 26 Wochen gegen Placebo geprüft. Von den 371 Patienten mit sHPT aus den Cinacalcet-Gruppen erreichten im Mittel 43 Prozent den angestrebten PTH-Wert von unter 250 pg/ml, in den Placebo-Gruppen mit 370 Patienten waren es nur fünf Prozent. Eine deutliche Reduktion der PTH-Spiegel von mindestens 30 Prozent erzielten über 70 Prozent der mit Cinacalcet behandelten Patienten.

Diese Ergebnisse wurden unabhängig davon erzielt, wie schwer die Patienten erkrankt waren und ob sie zusätzlich Vitamin D erhielten oder mit dem Kalzimimetikum allein behandelt wurden. Außerdem sank der Kalzium-Spiegel um 15 Prozent (keine Veränderung mit Placebo). "Durch die signifikante Verbesserung des Kalzium-Phosphat-Haushaltes dürfte sich das hohe kardiovaskuläre Risiko der niereninsuffizienten Patienten langfristig verringern", so Goodman.



STICHWORT

Nebenschilddrüse

Bei Niereninsuffizienz sind die Phosphatauscheidung sowie die Bildung von Vitamin D3 in der Niere vermindert. Das stört das Kalzium-Phosphat-Gleichgewicht empfindlich. Denn: Das aktive Vitamin D fördert die Kalziumresorption. Ist die vermindert, kommt es zur Hypokalziämie. Das stimuliert die Nebenschilddrüse, die vermehrt Parathormon ausschüttet. Das Hormon fördert den Abbau von Knochen. Das freigesetzte Kalzium bindet im Serum zum Teil mit Phosphat zu unlöslichen Kalzium-Phosphat-Komplexen, die sich in Weichteilen und Gefäßen ablagern. (gwa)

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