Kongress für Kinder- und Jugendmedizin 2023
Pädiater warnen vor Rationierung – und fordern Gesundheitsberufe „auf Augenhöhe“
Hamburg. „Die Pädiatrie segelt derzeit ganz hart am Wind.“ Trotz der Aufhebung der Budgetierung, den jährlichen 300 Millionen Finanzspritzen für die Kinderkliniken und der geplanten Vorhaltevergütung für Krankenhäuser beklagen die Kinder- und Jugendärzte eine beginnende Rationierung in ihrem Fachgebiete.
Professor Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), verwies beim Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Hamburg auf die Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ). Immer häufiger müssten Eltern über ein Jahr auf einen ersten Vorstellungstermin in einem SPZ warten. Dies sei angesichts der Schwere und der Komplexität der 466.000 Patienten, die im Jahr 2022 in den bundesweit 161 SPZ behandelt worden sind, ein unhaltbarer Zustand. Dies könne so „nicht länger hingenommen werden“, räumte selbst Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in seiner Videobotschaft ein.
Es sei daher höchste Zeit, die SPZ nachhaltig zu stärken, forderte Professorin Astrid Bertsche, Kongresspräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ). Dringend sei – ähnlich wie bei Kinderkliniken – die Gewährung einer Soforthilfe für 2023 und 2024. Zudem müsse die Finanzierung „nichtärztlicher sozialpädiatrischer Leistungen“ für alle SPZ endlich einheitlich und nachhaltig geregelt werden.
Eine einheitlichere Strategie forderte Dötsch auch in Bezug auf die Delegation ärztlicher Leistungen. Dem akuten Fachkräftemangel könne nur begegnet werden, wenn sich Gesundheitsberufe stärker auf Augenhöhe begegneten. Im Bereich der Pflege sei man mit der zunehmenden Etablierung von Pflegekammern und hochqualifizierten Fachkräften auf einem guten Weg.
Die stärkere Übertragung von Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten auf nichtärztliche Berufsgruppen sei auch für den pädiatrischen Nachwuchs, der auf dem Kongress als „Junge DGKJ“ vertreten war, eine wichtige Botschaft. Nur so ließen sich dauerhaft ihre Arbeitsbedingungen verbessern, womit die Pädiatrie automatisch zu einem attraktiveren Fach würde. (ras)