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DEGAM rügt Gesundheitsministerium wegen STIKO: „Radikaler Umbau nicht nachvollziehbar“
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) sieht die geplante Personalrochade bei der Ständigen Impfkommission skeptisch: Dass mehr als zwei Drittel der Mitglieder ausscheiden, störe die Kontinuität in der Arbeit der STIKO empfindlich.
Veröffentlicht:Berlin. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) kritisiert die Pläne des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), die Zahl der Berufungsperioden der ehrenamtlichen Mitglieder der Ständigen Impfkommission (STIKO) ohne Übergangsfristen zu begrenzen – damit werden zwölf der 17 Mitglieder direkt ausscheiden.
Grundsätzlich sei nichts dagegen einzuwenden, die Zahl der Berufungsperioden zu begrenzen, wie die DEGAM am Mittwoch mitteilte. Allerdings störe das gleichzeitige Austauschen von mehr als zwei Dritteln der bisherigen Mitglieder die Kontinuität in der Arbeit des Gremiums empfindlich.
Ministerium verkürzt maximale Berufungszeit
Ständige Impfkommission wird fast komplett ausgewechselt
Das Aufgabenfeld der STIKO sei äußerst komplex und brauche viel Expertise und Erfahrung. Im kommenden Jahr werde es schwierig bis unmöglich, den neuen Mitgliedern eine ausreichende Einarbeitungszeit zu ermöglichen, da die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen fehlten, die diese Einarbeitung übernehmen könnten.
Wie wichtig diese Kontinuität sei, habe sich insbesondere in den Pandemie-Jahren gezeigt: Ohne intensiv und interdisziplinär eingearbeitete STIKO-Mitglieder wäre es zum Beispiel garantiert nicht möglich gewesen, innerhalb kurzer Zeit 25 Empfehlungen zur COVID-Impfung zu veröffentlichen, so die DEGAM.
Berufung weiter intransparent
„Dieser radikale Umbau ist für uns nicht nachvollziehbar, denn dabei geht wichtige praktisch-wissenschaftliche Expertise verloren. Deutschland leistet sich mit der STIKO zurecht ein unabhängig agierendes Gremium für Impfempfehlungen – die darin enthaltene Erfahrung und Kontinuität sollten wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen“, kommentiert DEGAM-Präsident Professor Martin Scherer.
Und ergänzt: „Leider hat das BMG den angekündigten Umbau bisher auch nicht genutzt, um für die Berufung der STIKO-Mitglieder transparente Regeln zu veröffentlichen. Wir hoffen, dass dies nachgeholt wird und regen zugleich an, die wissenschaftlichen Fachgesellschaften in diese Entscheidungen miteinzubeziehen.“
Für die DEGAM sei klar, heißt es weiter, dass die Expertise der Hausärztinnen und Hausärzte, die die größte impfende Berufsgruppe seien, sowie die der Kinderärztinnen und Kinderärzte in der umgebauten STIKO unbedingt erhalten werden müsse.
„Für die künftigen Berufungen bieten wir als wissenschaftliche Fachgesellschaft für die Allgemeinmedizin dem BMG an, unsere Erfahrung in die Auswahl der Expertinnen und Experten einzubringen“, so Scherer abschließend. (eb)