Impfen

DEGAM rügt Gesundheitsministerium wegen STIKO: „Radikaler Umbau nicht nachvollziehbar“

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) sieht die geplante Personalrochade bei der Ständigen Impfkommission skeptisch: Dass mehr als zwei Drittel der Mitglieder ausscheiden, störe die Kontinuität in der Arbeit der STIKO empfindlich.

Veröffentlicht:
DEGAM-Präsident Professor Martin Scherer sieht in puncto STIKO handwerkliche Fehler des BMG.

DEGAM-Präsident Professor Martin Scherer sieht in puncto STIKO handwerkliche Fehler des BMG.

© Tabea Marten

Berlin. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) kritisiert die Pläne des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), die Zahl der Berufungsperioden der ehrenamtlichen Mitglieder der Ständigen Impfkommission (STIKO) ohne Übergangsfristen zu begrenzen – damit werden zwölf der 17 Mitglieder direkt ausscheiden.

Grundsätzlich sei nichts dagegen einzuwenden, die Zahl der Berufungsperioden zu begrenzen, wie die DEGAM am Mittwoch mitteilte. Allerdings störe das gleichzeitige Austauschen von mehr als zwei Dritteln der bisherigen Mitglieder die Kontinuität in der Arbeit des Gremiums empfindlich.

Lesen sie auch

Das Aufgabenfeld der STIKO sei äußerst komplex und brauche viel Expertise und Erfahrung. Im kommenden Jahr werde es schwierig bis unmöglich, den neuen Mitgliedern eine ausreichende Einarbeitungszeit zu ermöglichen, da die erfahrenen Kolleginnen und Kollegen fehlten, die diese Einarbeitung übernehmen könnten.

Wie wichtig diese Kontinuität sei, habe sich insbesondere in den Pandemie-Jahren gezeigt: Ohne intensiv und interdisziplinär eingearbeitete STIKO-Mitglieder wäre es zum Beispiel garantiert nicht möglich gewesen, innerhalb kurzer Zeit 25 Empfehlungen zur COVID-Impfung zu veröffentlichen, so die DEGAM.

Berufung weiter intransparent

„Dieser radikale Umbau ist für uns nicht nachvollziehbar, denn dabei geht wichtige praktisch-wissenschaftliche Expertise verloren. Deutschland leistet sich mit der STIKO zurecht ein unabhängig agierendes Gremium für Impfempfehlungen – die darin enthaltene Erfahrung und Kontinuität sollten wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen“, kommentiert DEGAM-Präsident Professor Martin Scherer.

Und ergänzt: „Leider hat das BMG den angekündigten Umbau bisher auch nicht genutzt, um für die Berufung der STIKO-Mitglieder transparente Regeln zu veröffentlichen. Wir hoffen, dass dies nachgeholt wird und regen zugleich an, die wissenschaftlichen Fachgesellschaften in diese Entscheidungen miteinzubeziehen.“

STIKO-Mitglied Terhardt im Interview

Der vom Bundesgesundheitsministerium geplante personelle Umbruch bei der STIKO bereitet den angestammten Mitgliedern Sorgen. Im „ÄrzteTag“-Podcast erläutert STIKO-Mitglied Dr. Martin Terhardt die Hintergründe.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Podigee Um mit Inhalten aus Podigee und anderen sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Für die DEGAM sei klar, heißt es weiter, dass die Expertise der Hausärztinnen und Hausärzte, die die größte impfende Berufsgruppe seien, sowie die der Kinderärztinnen und Kinderärzte in der umgebauten STIKO unbedingt erhalten werden müsse.

„Für die künftigen Berufungen bieten wir als wissenschaftliche Fachgesellschaft für die Allgemeinmedizin dem BMG an, unsere Erfahrung in die Auswahl der Expertinnen und Experten einzubringen“, so Scherer abschließend. (eb)

Mehr zum Thema

Vereinbarung

In Nordrhein bringt die RSV-Impfung auf Kasse 9,95 Euro

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Pneumokokken-Impfschutz bei den Kleinsten oft unvollständig

© Olivier Le Moal - stock.adobe.com

Content Hub Impfen

Pneumokokken-Impfschutz bei den Kleinsten oft unvollständig

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

© MKC/ shutterstock

Impfungen

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Anzeige | MSD Sharp & Dohme GmbH
Kommentare
Der Kampf gegen HP-Viren ist ein Schwerpunkt der Initiative Vision Zero.

© Pornpak Khunatorn / Getty Images / iStock

Welt-HPV-Tag

Krebs verhindern: Jugend gegen HPV impfen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Dr. Markus Frühwein, niedergelassener Allgemeinmediziner in München und Experte für Impfungen sowie Tropen- und Reisemedizin

© [M] Privat; [M] Kateryna_Kon / stock.adobe.com; [M] Barbara Pheby / Fotolia.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Ab 60 mit Hochdosis gegen Influenza impfen!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Prof. Dr. Tomas Jelinek ist unter anderem medizinischer Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT) und wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reise- und Tropenmedizin (CRM) in Düsseldorf.

© [M] Jens Klatt; racamani / Fotolia

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Ins Reisebudget gehören auch Impfungen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Die Autorinnen und Autoren resümieren, dass eine chronische Lebererkrankungen ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer akuten Pankreatitis ist. Sie betonen aber, dass für eine endgültige Schlussfolgerungen die Fallzahlen teils zu gering und die Konfidenzintervalle zu weit sind.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Mehr Komplikationen, höhere Sterblichkeit

Akute Pankreatitis plus CLD – eine unheilvolle Kombination

Einweg-E-Zigaretten

© Moritz Frankenberg / dpa

Vaping

Konsum von fruchtigen E-Zigaretten im Trend