Schlechte Statin-Compliance verkürzt das Leben
BERLIN (gvg). Herzpatienten ist dringend zu empfehlen, ihr Statin konsequent einzunehmen. Denn Patienten, die das tun, leben länger als jene, die bei der Einnahme schludern. Das belegt eine große Kohortenstudie aus Kanada.
Veröffentlicht:Für die prospektive Untersuchung mit über 31 000 Herzinfarkt-Patienten wurden in Ontario in Kanada das Bevölkerungsregister sowie Klinik-, Praxis- und Apothekendatenbanken ausgewertet. Ziel war es, herauszufinden, ob es auch außerhalb klinischer Studien einen Zusammenhang gibt zwischen der Therapietreue und der Überlebensrate. Berücksichtigt wurden Statine, Betablocker und Kalzium-Antagonisten. Daten wurden im Median über 2,4 Jahre erhoben.
Für Statine war der lebensverlängernde Effekt am ausgeprägtesten: Bei den Patienten, bei denen die Auswertung der eingelösten Rezepte eine niedrige Compliance nahe legte (die Medikamente reichten für weniger als 40 von 100 Tagen), lag die Sterberate im Untersuchungszeitraum bei 24 Prozent (261 von 1071). Reichten die Medikamente für 40 bis 80 von 100 Tagen, war die Gesamtsterberate mit absolut 20 Prozent (472 von 2407) bereits deutlich niedriger. Und bei Patienten mit hoher Compliance, bei denen die eingelösten Rezepte mehr als 80 von 100 Tagen abdeckten, waren es nur 16 Prozent (2310 von 14 345).
Für besonders aussagekräftig halten die Autoren der in "JAMA" (297, 2007, 177) publizierten Untersuchung den Vergleich mit den Kalzium-Antagonisten, für die in Myokardinfarkt-Studien kein ausgeprägter Effekt auf die Sterberate belegt wurde. Die kanadischen Registerdaten bestätigen das: Es gab keine Korrelation zwischen Compliance und Überleben. Damit werde indirekt gezeigt, dass die Mortalitätsunterschiede bei Statinen tatsächlich auf die Medikamente zurück zu führen seien, und nicht darauf, dass Patienten mit hoher Compliance auch anderweitig gesünder leben.
Für die Ärzte zeigt diese Studie, dass es sich lohnt, bei Infarktpatienten auf die Statin-Compliance zu achten. Unterdurchschnittlich ist die Compliance den kanadischen Daten zufolge vor allem bei alten Menschen, bei Menschen mit psychiatrischen Begleiterkrankungen und bei Menschen, die im Jahr nach dem Infarkt wiederholt ins Krankenhaus eingewiesen wurden.
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