Pflegekompetenzgesetz

Seltene Erkrankungen: Ein Fall für die Advanced Practice Nurse?

Mit dem Pflegekompetenzgesetz könnte sich die Betreuung von Menschen mit Seltenen Erkrankungen spürbar verbessern. In enger Anbindung an spezialisierte Zentren könnten Advanced Practice Nurses wichtige Aufgaben bei der Koordinierung medizinischer Leistungen und der kontinuierlichen Betreuung der Patienten wahrnehmen.

Veröffentlicht:
Hilfe zur Selbsthilfe und Unterstützung im Dschungel der Sozialleistungen: auch dies ist eine Aufgabe der Advanced Practice Nurses. (Motiv mit Fotomodellen)

Hilfe zur Selbsthilfe und Unterstützung im Dschungel der Sozialleistungen: auch dies ist eine Aufgabe der Advanced Practice Nurses. (Motiv mit Fotomodellen)

© peopleimages.com / stock.adobe.com

Berlin. Trotz inzwischen erfolgreicher Etablierung von medizinischen Zentren für Seltene Erkrankungen (ZSE) mangelt es derzeit noch an verlässlichen Versorgungsstrukturen und an Koordination in der wohnortnahen Versorgung von Patienten mit Seltenen Erkrankungen. Selbsthilfegruppen berichten von erheblichen Schwierigkeiten bei der Versorgung mit geeigneten Heil- und Hilfsmitteln und beim Zugang zu sozialrechtlichen und psychosozialen Leistungen jenseits des SGB V.

Eine Lösungsoption könnte, so Dr. Bernadette Klapper vom Deutschen Berufsverband für Krankenpflege bei einem Symposion der Eva Luise Köhler-Stiftung in Berlin die Übernahme des Berufsbildes der Advanced Practice Nurses (APN) sein. Geplant ist dies im Rahmen des Pflegekompetenzgesetzes, für das das Bundesgesundheitsministerium (BMG) im Dezember 2023 bereits Eckpunkte vorgelegt hat. Mehrfach hatte das BMG angekündigt, einen entsprechenden Referentenentwurf bis zur Sommerpause vorzulegen.

Hilfsmittel könnte die APN verordnen

Laut den BMG-Eckpunkten soll die APN unter Einbeziehung der Community Health Nurse nach internationalen Vorbildern etabliert werden und perspektivisch erweiterte Befugnisse abhängig von den erworbenen Kompetenzen erhalten. Vorgesehen ist ein Berufsabschluss auf Master-Niveau, der zur eigenverantwortlichen und selbstständigen Ausübung der Heilkunde befähigt. Aufgrund der im Studium erworbenen Qualifikation soll die APN befugt sein, häusliche Krankenpflege, Hilfsmittel und auch bestimmte Arzneimittel zu verordnen.

Für dieses neue Berufsbild sieht Klapper auch bei der kontinuierlichen Versorgung von Patienten mit Seltenen Erkrankungen eine wichtige Funktion. Denn der Verlauf dieser derzeit meist nicht heilbaren Krankheiten sei von wechselnden Phasen, Verunsicherung der Patienten und ihren Angehörigen, wiederkehrendem Anpassungsbedarf und hoher Komplexität der therapeutischen Maßnahmen bestimmt, die einer Koordination medizinischer-therapeutischer Spezialisten und weitergehender Sozialleistungen bedürfen. Die APN könne darüber hinaus Patienten und ihre Angehörigen zu verbessertem Selbstmanagement im Umgang mit der Krankheit anleiten.

Die Etablierung des neuen Berufsbildes und der dazu notwendigen Master-Studiengänge wird allerdings wohl etliche Jahre dauern und nach Vorstellungen des Bundesgesundheitsministeriums ein mehrstufiger Prozess sein. Daher ist geplant, qualifizierten Pflegefachpersonen, die die Voraussetzungen, zum Beispiel Hochschulreife, erfüllen, in den nächsten Jahren verstärkt im Ausland einen entsprechenden Master-Studiengang absolvieren zu lassen. Nach den Eckpunkten ist dazu ein Stipendienprogramm vorgesehen. (HL)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mirum Pharmaceuticals

Livmarli® ist jetzt auch bei PFIC eine Therapieoption

Das könnte Sie auch interessieren
Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

© ASK Agentur für Sales und Kommunikation GmbH

Tag der Seltenen

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Als stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen/Marburg (UKGM) hat Dr. Beate Kolb-Niemann nicht nur die psychosomatische Versorgung in der Region entscheidend mitgeprägt. Indem sie somatisch orientierten Ärzten die Augen für die psychosomatische Dimension von seltenen Erkrankungen öffnet, trägt sie zu einer ganzheitlichen Betreuung Betroffener bei.

© [M] Kolb-Niemann; gremlin / Getty Images / iStock

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Wenn man auf Anhieb nichts findet, ist es nicht immer die Psyche

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Herr Prof. Dr. Winfried März hat nicht nur eine Universitätsprofessur für medizinische und chemische Labordiagnostik an der Karl-Franzens-Universität in Graz inne, sondern ist auch Arbeitsgruppenleiter an der Medizinischen Klinik V, Universitätsmedizin Mannheim. Zudem ist er als Direktor der Synlab-Akademie in der Ärztefortbildung im Bereich der seltenen Erkrankungen aktiv und hat mehrere Biobanken, insbesondere zu Fragen der Genetik von Herz-, Gefäß-, Nieren- und Fettstoffwechselerkrankungen, aufgebaut.

© Fantastic; [M] gremlin / Getty Images / iStock

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Labordiagnostik bei seltenen Erkrankungen – wichtiger als man denkt!

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Kommentare
Abb. 1: Studie PROPEL: Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke

© Springer Medizin Verlag GmbH, erstellt mittels Daten aus [8]

- der späten Verlaufsform

Neu zugelassene 2-Komponenten-Therapie erweitert das Therapiespektrum für Erwachsene

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Amicus Therapeutics GmbH, München
Abb. 1: Verbesserung der motorischen Fähigkeiten, gemessen mittels Peabody Development Motor Scale, Version 2 (PDMS-2) nach der Gentherapie über bis zu fünf Jahre (n=25)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2]

Intraputaminale Gentherapie mit Eladocagene exuparvovec

AADC-Mangel: erste krankheitsmodifizierende Behandlung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: PTC Therapeutics Germany GmbH, Frankfurt am Main
Bildunterschrift: PD Dr. Marc Schmalzing, Facharzt für Rheumatologie, Innere Medizin und Hämatologie/Onkologie sowie Leiter des Schwerpunkts Rheumatologie und Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Würzburg

© Hintergrundmotiv: © [M] Natali_Mis / Getty Images / iStock; Portrait PD Dr. Schmalzing: © PD Dr. Schmalzing

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Rheumatologische Spurensuche bei Verdacht auf iMCD

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: EUSA Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Viele Ärzte kennen nicht alle Symptome

So gefährlich sind verschluckte Knopfzellen für Kinder

Lesetipps
Eine Gans geht.

© Carola Schubbel / stock.adobe.com

Systemische Fragetechniken

Warum es hilft, wenn Schmerzen zum Tier werden