Positive Aspekte
So gesund ist Bier
Dass Bier gesundheitsfördernd ist, vermuten Wissenschaftler schon lange. Es gibt mehr und mehr Erkenntnisse über die positiven Aspekte des Gerstensafts - zumindest in der Theorie.
Veröffentlicht:ERLANGEN/NÜRNBERG. Bereits im antiken Ägypten wurde Bier gebraut. In den letzten Jahren kommen aber auch Forscher mehr und mehr auf den Geschmack. Jetzt nimmt sich eine Studie seiner entzündungshemmenden Wirkung vor.
Das Zusammenspiel zweier Inhaltsstoffe im Bier hat in vitro eine positive Wirkung auf die Gesundheit, so die bisherige Erkenntnis. Für ein Forschungsprojekt haben sich Wissenschaftler vom Institut für Biochemie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg die entzündungshemmende Wirkung von Bierinhaltsstoffen angeschaut. Die Studie ist noch unveröffentlicht, einige Versuchsteile sollen noch praktisch nachgewiesen werden, so Teamleiter Professor Claus Hellerbrand auf Nachfrage der "Ärzte Zeitung".
Das Team analysierte bereits die synergistische Wirkung von Xanthohumol und Iso-Alphasäuren. Xanthohumol hemmt die Leberverfettung bei Übergewicht und verhindert, dass die Leber vernarbt, schreiben die Forscher in einer Mitteilung. Der Stoff kommt nach derzeitiger Erkenntnis nur in Hopfen vor, wird während des Brauprozesses jedoch zum größten Teil abgebaut, so dass nur kleinste Mengen im Körper des Konsumenten ankommen.
Xanthohumol seit längerem im Fokus
Xanthohumol ist für Forscher kein Unbekannter: Bereits vor acht Jahren stellten Wissenschaftler in vitro seine wachstumshemmende und apoptotische Wirkung fest. Im Tierversuch beobachteten Forscher bei sehr hoher Gabe einen deutlichen Rückgang der Tumorzellen. Die Bioverfügbarkeit machte den Forschern allerdings einen Strich durch die Rechnung: "Man müsste schon 400 Liter Bier trinken, um einen Effekt zu erzielen", sagte Ernährungswissenschaftlerin Dr. Clarissa Gerhäuser damals. Sie hatte sich bereits Anfang des Jahrtausends mit der chemopräventiven Wirkung des Hopfen-Inhaltsstoffes beschäftigt.
Eine Brauerei ließ sich sogar eine Brauweise patentieren, die ein Bier mit erhöhtem Xanthohumol-Gehalt produziert.
Im Tierversuch bemerkten Wissenschaftler 2013 einen positiven dermatologischen Effekt durch die Applikation von Xanthohumol bei chronisch allergischer Kontaktdermatitis. Patienten mit atopischem Ekzem könnten von einem moderaten Bierkonsum profitieren, hieß damals die Schlussfolgerung. Ähnlich wie bei der älteren Studie fehlen jedoch auch hier klinische Beweise.
Hemmung von Leberschäden
Neben dem Xanthohumol nahmen die bayerischen Forscher einen zweiten Inhaltsstoff im Bier in den Fokus: Die Iso-Alphasäuren beeinflussen den Fett- und Zuckerstoffwechsel positiv, heißt es weiter in der neuen Mitteilung des Teams. Darüber hinaus hemmen die Säuren Leberschäden.
Iso-Alphasäuren entstehen durch Umwandlung von Bittersäuren beim Bierbrauprozess. Sie verleihen dem Bier eine bittere Note.
Die Kombination macht‘s
Richtig schlägt der gesundheitlich positive Effekt durch, wenn beide Stoffe kombiniert wirken, so die Nürnberger Wissenschaftler. Im Zusammenspiel bremse bereits eine sehr niedrige Konzentration beider Stoffe die Produktion von Entzündungsfaktoren in Leber- und Blutzellen deutlich.
Möglicherweise taugen beide Inhaltsstoffe zum klinischen Einsatz, vermuten die bayerischen Biochemiker. "Gerade zur Behandlung oder Prävention von Leberschädigung durch Fettleibigkeit scheinen Xanthohumol und Iso-Alphasäuren sehr vielversprechend", sagt Projektleiter Hellerbrand zu den bisherigen Forschungsergebnissen.
Mit Hilfe eines nun erhaltenen Forschungspreises wollen die Wissenschaftler erforschen, wie die synergistischen Effekte von Xanthohumol und Iso-Alphasäuren auf molekularer Basis konkret ablaufen, erklärt Hellerbrand gegenüber der "Ärzte Zeitung". Auch ob die Bierinhaltsstoffe zur Bekämpfung von Diabetes und Krebs taugen, soll jetzt beleuchtet werden.
Problem: Alkohol
Kopfzerbrechen bereitet den Biochemikern der Alkohol im Bier. Dieser konterkariere wohl den positiven Effekt auf die Gesundheit. "Es ist jedoch denkbar, dass durch den Konsum von alkoholfreiem Bier oder anderen hopfenhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken wie Hopfenlimonade oder Hopfentee eine positive Wirkung zu erzielen ist", geben sich Forscher optimistisch.