Coronavirus
So schädigt SARS-CoV-2 die Lunge
Die Schäden, die SARS-CoV-2 in der Lunge auslöst, unterscheiden sich deutlich von den Folgen einer Influenza-Infektion. Das haben Ärzte bei Autopsien von COVID-19-Patienten festgestellt.
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SARS-CoV-2 löst im Endothel eine massive Schädigung aus, die vergleichbar ist mit einer Abstoßungsreaktion nach einer Organtransplantation.
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Neu-Isenburg. Das Lungengewebe von COVID-19-Patienten weist charakteristische Veränderungen auf, darunter auch eine bestimmte Form der Neoangionese (intussuszeptive Angiogenese), die so eigentlich nur von Tumorerkrankungen oder Vernarbungsprozessen bekannt ist.
Intussuszeptive Angiogenese
Damit unterscheiden sich die Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion deutlich von denen einer Influenzavirus-Infektion, wie ein internationales Forscherteam unter Leitung von Professor Danny Jonigk von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) berichtet (N Engl J Med 2020; online 21. Mai). Die Wissenschaftler hatten das Lungengewebe von sieben gestorbenen COVID-19-Patienten mit dem Lungengewebe von Influenza-Toten verglichen.
„Die intussuszeptive Neoangiogenese ist bisher im Rahmen des diffusen Alveolarschadens noch nicht beschrieben worden und unterscheidet COVID-19 grundlegend von vergleichbar schweren Lungeninfektionen durch Influenzaviren“, wird Professor Jonigk in einer Mitteilung der MHH aus Anlass der Publikation zitiert.
Massive Zahl von Mikrothromben
Zudem entdeckten die Wissenschaftler eine massive Zahl von Mikrothromben in den Kapillaren, und das deutlich häufiger als bei den Patienten, die in Folge einer ähnlich schweren Influenza-Infektion gestorben waren. Spezifisch für SARS-CoV-2 sei auch die ausgeprägte Schädigung des Endothels, die mittlerweile bereits mehrfach beschrieben worden ist, aktuell auch von Wissenschaftlern der Universität Augsburg (JAMA Network 2020; online 21. Mai).
In der systemischen Gefäßschädigung, die vergleichbar mit einer Abstoßungsreaktion nach einer Organtransplantation ist, liegt vermutlich auch die Ursache anderer Symptome, die mit COVID-19 in Verbindung gebracht werden, etwa Läsionen an den Zehen oder dem Kawasaki-ähnlichen Syndrom bei Kindern.