Entzündung gehemmt

Spezial-Beschichtung macht Implantate verträglicher

Implantate wie Insulinpumpen oder Herzschrittmacher können Abwehrreaktionen des Körpers hervorrufen. Eine neue Beschichtung mit Heparin oder Hyaluron-Säure soll dagegen helfen.

Veröffentlicht:
Aufnahmen von Makrophagen (rot), in denen der Wirkstoff (grün) verteilt ist. Links ist der Wirkstoff Heparin zu sehen, rechts Hyaluronsäure.

Aufnahmen von Makrophagen (rot), in denen der Wirkstoff (grün) verteilt ist. Links ist der Wirkstoff Heparin zu sehen, rechts Hyaluronsäure.

© Hala Al Khoury/Uni Halle

Halle. Neue Beschichtungen für Implantate sollen helfen, diese verträglicher zu machen. Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) haben ein Verfahren entwickelt, um entzündungshemmende Stoffe auf die Implantate zu bringen und so unerwünschte Entzündungsreaktionen im Körper zu hemmen (Int J Mol Sci. 2020; online 25. Mai).

Wie bekannt, kann es nach dem Einsetzen von Implantaten wie Herzschrittmachern oder Insulinpumpen zu Abwehrreaktionen kommen. Häufig kommen für die Behandlung einer chronischen Entzündung Immunsuppresiva zum Einsatz.

Das Team von Professor Thomas Groth suchte nach einem einfachen Weg, das Immunsystem schon im Vorfeld zu drosseln. „Wir wollen das Immunsystem nicht komplett ausschalten. Wir wollen es also eigentlich nur modulieren“, wird Groth in einer Mitteilung aus Anlass der Veröffentlichung der Studie zitiert.

Hierfür entwickelte sein Team eine neue Beschichtung für Implantate, die entzündungshemmende Stoffe enthält. Das Team nutzte dafür zwei Stoffe: Heparin und Hyaluron-Säure.

Entzündung wird gedrosselt

Im Labor behandelten die Wissenschaftler eine Oberfläche mit den beiden Materialien, indem sie eine wenige Nanometer dicke Schicht darauf auftrugen. „Die Schicht ist so dünn, dass sie die Funktion des Implantats nicht beeinträchtigt. Sie muss aber so viel Wirkstoff enthalten, dass die Reaktion des Immunsystems so lange kontrolliert wird, bis die Entzündungsreaktion abgeklungen ist“, wird Groth zitiert.

In Zellversuchen konnten die Forscher beobachteten, wie die beiden Stoffe von den Makrophagen aufgenommen wurden und so die Entzündung in den Zellproben verringerten, wohingegen unbehandelte Zellen deutliche Zeichen für eine ausgeprägte Entzündungsreaktion zeigten.

Der Grund dafür sei, dass die Wirkstoffe in den Makrophagen einen bestimmten Signalweg behindern, der maßgeblich für die Immunantwort und den Zelltod ist. „Sowohl Heparin als auch die Hyaluron-Säure verhindern die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe, die normalerweise entzündungsfördernd sind. Heparin zeigt dabei eine noch höhere Wirksamkeit, weil es von Makrophagen-Zellen aufgenommen werden kann“, so Groth in der Mitteilung.

Bisher haben die Forscher das Verfahren nur auf Modelloberflächen und in Zellkulturen erprobt. Weitere Studien an echten Implantaten und in Modellorganismen sollen folgen. Die Arbeit wurde vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und technologische Entwicklung der Republik Serbien finanziell unterstützt. (eb)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Änderungen bald einsehbar

Gemeinsamer Bundesausschuss aktualisiert DMP KHK

Sonderbericht

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

Erweiterte Verordnungsmöglichkeiten

Anwalt: Das sind die rechtlichen Konsequenzen des Statine-Beschlusses

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Real-World-Analyse von US-Versorgungsdaten-- Bei Einsatz von Sacubitril/Valsartan ist die Gesamtsterblichkeit signifikant geringer als bei Einsatz von ACEi/ARB.

© Springer Medizin Verlag

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gegen Verschwendung

Warum ein Kardiologe Kunstwerke aus Müll macht

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung