Coronavirus
Spürhunde sollen COVID-19 erschnüffeln
Können Hunde den speziellen Odeur von Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion riechen? In Deutschland und anderen Ländern Europas laufen Projekte dazu. Erste Ergebnisse sind vielversprechend.
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Hunde können Krankheiten aufspüren. In Pilotstudien werden Hundenasen auch bei COVID-19 geprüft (Symbolbild mit Fotomodell).
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Helsinki / Hannover. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie könnten Gesundheitsämter demnächst „tierische“ Unterstützung bekommen: Hunde sind offenbar in der Lage, mit ihrer feinen Nase SARS-CoV-2-infizierte Personen zu „erschnüffeln“. Das melden aktuell wissenschaftliche Teams aus Finnland, Großbritannien, Frankreich und nun auch aus Deutschland.
Um herauszufinden, ob sich der außergewöhnlich gute Geruchssinn von Hunden für die COVID-19-Erkennung nutzen lässt, hat eine Forschergruppe aus Human- und Veterinärmedizinern der Universität Helsinki ausgebildete Spürhunde auf Urinproben von Corona-Patienten angesetzt.
„Es war fantastisch zu sehen, wie schnell die Hunde sich auf den neuen Geruch einstellten“, so die Leiterin der „DogRisk“-Gruppe Dr. Anna Hielm-Björkman in einer Mitteilung der Universität.
Nach ersten Erfolgen in einer Pilotstudie soll jetzt in einem randomisierten, doppelblinden Design überprüft werden, ob die Tiere tatsächlich die Fähigkeit besitzen, positive und negative Proben zu differenzieren.
Im Rahmen des Projekts wollen Hielm-Björkman und ihr Team auch herausfinden, wie lange der spezielle Geruch wahrgenommen werden kann, nachdem der Patient die Infektion bereits überstanden hat. Wie genau sich der molekulare Cocktail zusammensetzt, der den Hunden aus dem Patientenurin in die Nase steigt, ist allerdings noch unklar.
Bundeswehr lässt Hunde an Speichelproben schnuppern
In Deutschland erforscht aktuell die Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, ob Diensthunde nach entsprechendem Training in der Lage sind, SARS-CoV-2 anhand von Speichelproben zu identifizieren. „Speichel hat den Vorteil der schnellen und ortsunabhängigen Verfügbarkeit, wenn viele Menschen getestet werden sollen“, berichtet Paula Jendrny von der TiHo in einer Mitteilung der Bundeswehr.
Die Doktorandin begleitet das Projekt. Erste Tests hätten bereits eine Trefferquote von etwa 80 Prozent ergeben, heißt es in einem Bericht des NDR. Die dazu verwendeten Proben enthielten allerdings bislang nur chemisch inaktivierte Viren. Die nächste Testreihe soll nun mit aktiven Viren in Speichelproben durchgeführt werden – wohlgemerkt unter strengen Schutzmaßnahmen. „Schließlich müssen wir sicher sein, dass sich niemand an den hochinfektiösen Proben anstecken kann“, so Jendrny.
Dass Hunde in der Lage sind, Krankheiten aufzuspüren, ist nicht neu. So besitzen sogenannte Sniffer-Dogs zum Beispiel die Fähigkeit, Atemproben von Lungenkrebspatienten korrekt zu identifizieren. Man geht davon aus, dass die Tumoren bestimmte Geruchsmuster bilden, die über die Atemluft abgegeben werden.
Da SARS-CoV-2 verschiedene Organe, neben der Lunge unter anderem auch Niere und Darm, befällt, ist es denkbar, dass es infolgedessen zu Veränderungen in der molekularen Zusammensetzung von Gerüchen kommt, die menschlichen Sekreten oder Exkreten entströmen. Tiere können diese charakteristischen „Duftmarken“ offenbar riechen.
Belastbare Ergebnisse in drei Wochen?
Die Leiterin des deutschen Projekts, Oberstabsveterinärin Dr. med. vet. Esther Schalke, hat angekündigt, in drei bis vier Wochen belastbare Ergebnisse vorzulegen. Theoretisch wäre dann eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten denkbar.
So könnten die tierischen „Supernasen“ zum Beispiel in Altenheimen, Kliniken oder auch am Flughafen tätig sein, um infizierte Personen rasch und ohne großen Laboraufwand zu erkennen.