Abweichend von aktuellen Empfehlungen
Tampons spätestens nach sechs Stunden wechseln!
Das Risiko, im Zusammenhang mit dem Tampongebrauch ein toxisches Schocksyndrom zu erleiden, ist sehr gering, scheint jedoch unter anderem mit der Liegedauer der Tampons assoziiert zu sein – und die sollte kürzer sein als bislang empfohlen.
Veröffentlicht:Lyon. Auf der Internetseite eines bekannten Tamponherstellers ist im Zusammenhang mit dem Menstrual Toxic Shock Syndrom (MTSS) die Empfehlung zu lesen, einen Tampon regelmäßig alle vier bis acht Stunden zu wechseln. Eine aktuelle Erhebung aus Frankreich legt nun nahe, dass sechs Stunden besser nicht überschritten werden sollten (EClinicalMedicine 2020; online 10. März).
Die Infektiologin Amaury Billon vom Hôpital de la Croix-Rousse in Lyon und Kollegen haben nach Faktoren in Bezug auf die Tamponanwendung gesucht, die eventuell mit einem erhöhten MTSS-Risiko im Zusammenhang stehen könnten. In einer landesweiten Fallkontrollstudie haben sie die Nutzungsgewohnheiten von 55 Tamponanwenderinnen zwischen zwölf und 30 Jahren mit MTSS-Diagnose mit denen von 126 nicht erkrankten Tamponnutzerinnen gleichen Alters verglichen. Die klinischen Daten der 55 Patientinnen waren im Register des Centre National de Reference des Staphylocoques (CNRS) gelistet.
MTSS-Risiko erhöhte sich um das Doppelte
Der Vergleich beider Gruppen offenbarte tatsächlich Unterschiede: In der MTSS-Gruppe gaben anteilsmäßig mehr Frauen an, Tampons länger als sechs Stunden zu belassen (62 versus 41 Prozent), Tampons über Nacht anzuwenden (77 versus 54 Prozent) sowie die Gebrauchsanweisung noch nie gelesen zu haben beziehungsweise ihr keine Beachtung zu schenken (65 versus 42 Prozent).
Bei einer Tamponverweildauer von über sechs Stunden erhöhte sich in der univariaten Analyse das MTSS-Risiko um das Doppelte, mit der Anwendung über Nacht - also für länger als acht Stunden - um das Dreifache. In der multivariaten Analyse bestätigten sich eine Liegedauer über sechs Stunden sowie das Nichtlesen beziehungsweise Nichtbefolgen der Gebrauchsanweisung als assoziierte Faktoren, jeweils mit einer Risikosteigerung um mehr als das Doppelte.