Meniskusriss
Teure MRT-Diagnose oft überflüssig
Bei der Abklärung von Knieschmerzen empfehlen US-Orthopäden, sich stärker auf die traditionellen Untersuchungsmethoden zu verlassen. Damit lasse sich ein Meniskusschaden ebenso zuverlässig finden wie mit einer viel teureren MRT.
Veröffentlicht:DURHAM, NORTH CAROLINA. Ein Patient stellt sich in der orthopädischen Praxis mit Knieschmerzen vor.
Genügt es, zum Ausschluss eines Meniskusrisses eine sorgfältige Anamnese durchzuführen, den Patienten zu untersuchen und Röntgenbilder in verschiedenen Ebenen anzufertigen oder ist eine zusätzliche MRT nötig?
Forscher um Richard C. Mather vom University Medical Center in Durham haben eine Kosten-Nutzen-Analyse aufgestellt und sind zu folgendem Ergebnis gekommen: Die MRT ist zwar die zu bevorzugende Strategie, wenn die herkömmlichen Untersuchungsmethoden den Verdacht auf einen traumatischen Meniskusriss nahelegen (Am J Sports Med 2014; online 1. Dezember).
Verzögerte Diagnose nach MRT
Sprechen Anamnese und körperliche Untersuchung für ein degeneratives Geschehen, ist der Nutzen einer zusätzlichen MRT fraglich. Nach MRT sei die Gefahr, dass sich die Diagnose verzögere, höher, warnen die Forscher.
Diese Einschätzung beruht auf einem theoretischen Modell zur Bewertung verschiedener diagnostischer Strategien. Für die folgenden vier Strategien wurde eine Kosten-Nutzen-Berechnung aufgestellt:
- 1. Anamnese und körperliche Untersuchung inklusive Röntgen (A & K) allein,
- 2. A & K gefolgt von einer MRT bei allen Patienten (MRT),
- 3. MRT zur Bestätigung einer positiven A & K (MRT+),
- 4. MRT zur Bestätigung einer negativen A & K (MRT-).
Die Forscher hatten zudem unterschieden zwischen Praxen der Primärversorgung und sportmedizinischen Zentren.
Der entscheidende Parameter waren die qualitätsadjustierten Lebensjahre (QUALY), die der Patient durch die jeweilige Strategie hinzugewinnen konnte. Diese wurden zusammen mit den jeweiligen Kosten zu einem Index (Incremental Cost-effectiveness Ratio, ICER) verrechnet.
Traumatisch versus degenerativ
Für die Primärpraxis beliefen sich die Kosten bei MRT+ im Falle eines traumatischen Meniskusrisses im Schnitt auf 1557 US-Dollar.
Dadurch wurden dem Patienten 9,86 zusätzliche QUALYs beschert. Damit war die Strategie "MRT+" das in diesem Szenario bevorzugte Verfahren.
Bei degenerativem Riss hatte dagegen die traditionelle Strategie die höchste Effizienz: Kosten von 1479 Dollar entsprachen hier 4,66 zusätzlichen QUALYs.
Im Vergleich dazu das fachklinische Szenario: Hier war zwar ebenfalls das MRT+ die bevorzugte Strategie mit Kosten von 2077 Dollar bei einem QUALY-Zugewinn von 8,60 Jahren, aber nur bei traumatischem Riss.
Bei degenerativem Riss dagegen lag erneut die A & K-Strategie vorne mit durchschnittlichen Kosten von 1735 Dollar und einem QUALY-Zugewinn von 4,66 Jahren.
Unnötige operative Eingriffe fanden relativ gesehen am häufigsten im Gefolge einer "MRT-"-Strategie statt; die Raten waren gegenüber der traditionellen Diagnostik um das Doppelte erhöht.
Auf der anderen Seite hatte dieses Vorgehen die höchste Rate an richtig-positiven Befunden, und die Wahrscheinlichkeit einer verzögerten Diagnostik war hier am geringsten.
Dagegen ging aus der MRT+-Strategie der größte Anteil an falsch-negativen Fällen hervor: Patienten, bei denen sich das Knie unter der empfohlenen konservativen Therapie nicht besserte, die also wegen einer inkorrekten Diagnose unnötig leiden mussten.
Aber diese Strategie war mit der geringsten Wahrscheinlichkeit einer unnötigen Operation verbunden; die Raten lagen bei 0,12 bis maximal 1 Prozent.
Für die Autoren steht fest, dass sich enorme Summen sparen ließen, wenn man die Ergebnisse in die Praxis umsetzte.
Das US-Gesundheitssystem wäre entlastet um bis zu fünf Milliarden Dollar jährlich bei 1 Million Patienten, die sich mit Knieschmerzen beim Arzt vorstellen.