Typ-1-Diabetiker haben erhöhtes Zöliakie-Risiko

Die Prävalenz einer Gluten-Unverträglichkeit liegt bei Typ-1-Diabetikern bei fünf Prozent.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Die Darmwand bei Zöliakie ist flach und atrophisch - Darmzotten fehlen. © Professors P. M. Motta & F. M. Magliocca / Science Photo Library

Die Darmwand bei Zöliakie ist flach und atrophisch - Darmzotten fehlen. © Professors P. M. Motta & F. M. Magliocca / Science Photo Library

© Professors P. M. Motta & F. M. Magliocca / Science Photo Library

MÜNCHEN. Erkennt man rechtzeitig eine Zöliakie bei Typ-1-Diabetikern, profitieren die Patienten von der glutenfreien Diät in vieler Hinsicht. Wachstumsstörungen bei Kindern werden ebenso vermieden wie Osteopenie, Osteoporose, ein sekundärer Hyperparathyreoidismus oder neurologische Störungen. Jedoch wird die Zöliakie häufig übersehen.

Das liege an den meist nur diskreten klinischen Zeichen, so Privatdozent Michael Hummel aus München (MMW 44, 2009, 45). Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) empfiehlt bei Kindern mit Typ-1-Diabetes ein regelmäßiges Antikörper-Screening auf Zöliakie, ebenso wie die US-amerikanische Diabetes-Gesellschaft ADA. Denn die Prävalenz der Erkrankung liege bei diesen Patienten bei fünf Prozent, sei also 15-mal so hoch wie in der Normalbevölkerung, so Hummel. Auf Typ-2-Diabetiker trifft dies nicht zu.

Denken sollte man an die Gluten-Unverträglichkeit zumindest bei schwer einstellbaren Brittle-Diabetikern mit ausgeprägten Hyper- und Hypoglykämien, bei Typ-1-Diabetikern mit Neuropathie oder mit Anämie.

Getestet wird heute auf IgA-Transglutaminase-A-Antikörper. Zusätzlich soll das Gesamt-IgA bestimmt werden, weil einige Kinder zusätzlich einen IgA-Mangel aufweisen. Liegen Antikörper vor, muss zwingend die Ösophagogastroduodenoskopie erfolgen, um per Dünndarmbiopsie die Diagnose zu sichern.

Die glutenfreie Diät bessert bei den Betroffenen nicht nur die Diabeteseinstellung. Folgekrankheiten wie Zöliakie-assoziierte Malignome können so oft verhindert werden. Das Infertilitäts- und Abortrisiko sinkt. Außerdem vermeide man mit der Diät, dass weitere Autoimmunerkrankungen entstehen, betont Hummel. Diese Beobachtung stütze die These, dass Gluten offenbar ein externer Trigger verschiedener Autoimmunerkrankungen ist.

Lesen Sie dazu auch: Nicht selten: Gelähmter Magen bei Diabetikern

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