Nicht umgekehrt

Übergewicht führt zu Vitamin-D-Mangel

Dicke haben oft zu wenig Vitamin D. Doch was ist Ursache und was Wirkung? Nach Daten von Genanalysen sorgt Adipositas für niedrige Vitamin-D-Spiegel, umgekehrt macht zu wenig Vitamin D aber nicht dick.

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Eine Frage des Umfangs.

Eine Frage des Umfangs.

© Tish1 / shutterstock.com

LONDON. Vitamin D ist bekanntlich für viele Stoffwechselprozesse wichtig, und schon lange weiß man, dass Dicke oft zu niedrige Serumspiegel des Vitamins aufweisen. Die Frage ist daher: Sind Dicke dick, weil sie zu wenig von dem Vitamin abbekommen, oder haben sie zu niedrige Blutspiegel, weil sie dick sind?

Für beide Erklärungen gibt es plausible Argumente. So setzen viele Menschen gerade in den Wintermonaten Speck an, also dann, wenn die Sonne für Monate hinter grauen Wolken verschwindet und die Vitamin-D-Spiegel in den Keller rauschen.

Andererseits wird Vitamin D im Fettgewebe gespeichert. Viel Fett könnte also dem Blut das wichtige Vitamin entziehen.

Um die Frage nach der kausalen Beziehung besser zu erhellen, hat ein internationales Team von Wissenschaftlern um Dr. Karani Vimaleswaran aus London zunächst genetische Daten von über 42.000 Personen ausgewertet, die an insgesamt 21 Kohortenstudien in den USA und Europa teilgenommen hatten.

Dabei schauten sie sich zum einen zwölf Varianten (Einzelnukleotid-Polymorphismen, SNP) von Genen an, die mit einem erhöhten BMI einhergehen (PLoS Med 10(2): e1001383).

Die Idee dahinter: Führt Übergewicht zu niedrigen Vitamin-D-Spiegeln, dann sollten auch bei Menschen mit SNPs für einen höheren BMI die Vitamin-D-Werte tendenziell erniedrigt sein - unabhängig von allen Lebensstilfaktoren.

Genau das war tatsächlich der Fall: Ob Mann oder Frau, alt oder jung - je mehr gewichtsfördernde SNPs die Teilnehmer hatten, umso höher war ihr BMI und umso niedriger waren die Vitamin-D-Spiegel.

Vitamin-D-Therapie bringt nichts beim Abspecken

Die Ergebnisse prüften die Forscher nun in einer weiteren großen genbasierten Datensammlung - der des Genetic Investigation of Anthropometric Traits (GIANT) Konsortiums. Hierfür standen ihnen Genuntersuchungen von knapp 124.000 Menschen zur Verfügung.

Und wieder ergab sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen den SNPs, einem hohen BMI und niedrigem Vitamin-D-Spiegel, wobei für jeden Anstieg des BMI um 1 kg/m² der 25-Hydroxy-Vitamin-D-Wert um 1,15 Prozent niedriger lag.

Nun machten die Wissenschaftler den umgekehrten Test: Sie schauten in den Datenbanken nach vier SNPs, die mit einem niedrigen Vitamin-D-Wert einhergehen.

Und siehe da: In dieser Gruppe gab es wie zu erwarten zwar vermehrt niedrige Vitamin-D-Werte, aber keine erhöhte Rate von Übergewichtigen - weder in den 21 Kohortenstudien noch bei den GIANT-Teilnehmern.

Dies werten die Studienautoren als deutlichen Hinweis, dass es das Übergewicht ist, das zu niedrigen Vitamin-D-Spiegeln führt und ein Vitamin-D-Mangel nicht die Ursache für den Winterspeck ist.

Bestätigt werden sie darin von Studien, in denen Dicke auch bei einer Langzeittherapie mit hochdosiertem Vitamin D nicht nennenswert abspecken konnten.

Dennoch halten sie es für wichtig, gerade bei Adipösen auf einen ausreichenden Vitamin-D-Spiegel zu achten. Vor allem bei solchen Dicken, die genetisch bedingt zu niedrigen Werten des Vitamins neigen.

So führt bei ihnen eine 10-prozentige Gewichtszunahme bereits zu einem Rückgang der Vitamin-D-Spiegel um über vier Prozent. (mut)

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