Ultraschall-Elastographie - dunkle Areale können Prostatakrebs sein

Mit einem neuen Ultraschall-Verfahren, der Ultraschall-Elastographie, könnten sowohl die Früherkennung von Prostatakrebs als auch die Behandlung betroffener Patienten verbessert werden. Dabei werden die unterschiedlichen Dehnungseigenschaften von gesundem und krankem Gewebe ausgenutzt.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

Prostata-Tumoren sind mechanisch härter als die gesunde Prostata, was bei der transrektalen digitalen Untersuchung ausgenutzt wird. Aber selbst die Kombination dieser klinischen Untersuchung mit der Auswertung der PSA-Werte und der transrektalen Sonographie ermöglicht keine sichere Tumordiagnose, zumal sich die Echogenität von Prostata-Tumoren nicht immer von der des umliegenden Gewebes unterscheidet.

Mit der Elastographie könne man die Trefferquote im Vergleich zur bisherigen Tumordiagnostik um bis zu 30 Prozent erhöhen. Das berichtet Theodor Senge, emeritierter Urologie-Professor und ehemaliger Chefarzt am Marienhospital in Herne. "Das ist für mich ein entscheidender Fortschritt in der Prostatakarzinom-Diagnostik, so Senge zur "Ärzte Zeitung".

Methode stellt unterschiedliche Elastizität von Geweben dar

Ärzte üben während der transrektalen Sonographie mit dem Schallkopf einen leichten Druck auf die Prostata aus. Aufgrund der unterschiedlichen Gewebe-Elastizität von Karzinom (hart) und normalen Drüsengewebe (weich) entstehen minimale Zeitverschiebungen der Echosignale. Diese werden mit Hilfe einer speziellen Software auf dem Monitor in Echtzeit farbig dargestellt. Neben dem Elastogramm sieht man zugleich das übliche Sonographie-Bild.

Ob es sich bei den verdächtigen Arealen tatsächlich um einen Tumor handelt, muß nach wie vor mit einer Biopsie geklärt werden. Denn auch Entzündungen oder hyperplastische Knoten verursachen Veränderungen der Gewebe-Elastizität. Eine Biopsie sei Elastographie-gestützt jedoch mit einer viel höheren Genauigkeit möglich als bisher, sagt Senge. Die Methode verbessere die Trefferquote bei einer Biopsie, und die Rate falsch-negativer Histologien sei niedriger.

Lokale Bestrahlung des Tumors könnte noch exakter werden

Bedeutung könnte das Verfahren zudem für die Behandlung von Männern mit lokal begrenztem Prostatakarzinom haben, die für eine Brachytherapie in Frage kommen: Derzeit werden die radioaktiven Seeds zur Bestrahlung diffus in der Drüse verteilt. Dagegen wäre es mit der Elastographie möglich, die Seeds gezielt in den Tumorherden zu plazieren.

Damit würde eine erhöhte Strahlenintensität im Tumor erzielt und zugleich gesundes Gewebe geschont. Das berichtet der Urologe, der ein von LT-IP entwickeltes Elastographie-Verfahren in Studien am Marienhospital in Herne geprüft hat.

In Studien war Trefferquote für Krebs mit Elastographie hoch

Eine der Studien erfolgte mit 260 Patienten mit positivem Prostatabiopsie-Befund. Vor der Operation wurden diese Patienten sowohl mit einer konventionellen Sonographie als auch mit der Ultraschall-Elastographie untersucht. Der Vergleich dieser Befunde mit der postoperativen Histologie ergab eine Karzinom-Trefferquote von 34 Prozent für die konventionelle Sonographie, aber von 76 Prozent mit der Elastographie.

In einer zweiten Studie bekamen 404 Männer mit Verdacht auf Prostatakarzinom nach Ultraschall und Elastographie eine Sextanten-Biopsie. Bei 151 Patienten bestätigte sich der Tumorverdacht. Bei 84 Prozent der 151 Männer stimmte der Befund mit der Elastographie-Diagnose überein.

Falsch-negative Elastographie-Befunde gab es bei 16 Prozent. Die Trefferquote der digitalen Untersuchung lag bei 48 Prozent, die der konventionellen Sonographie bei 32 Prozent. Die Kombination von digitaler Untersuchung plus Ultraschall ergab eine Trefferquote von 64 Prozent (J Urol 174, 2005, 115).

Um zu klären, ob die Detektionsrate von Prostatakrebs mit Elastographie erhöht werden kann, läuft derzeit eine prospektive, randomisierte Studie an der Ruhr-Uni in Bochum.



FAZIT

Die Ultraschall-Elastographie könnte zur verbesserten Früherkennung bei Prostatakarzinom beitragen. Nach Angaben von Professor Theodor Senge ist die Methode auch für andere Tumoren geeignet, die gut für das Ultraschall-Signal zugänglich sind, etwa Brustkrebs.

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