Brust

Ultraschall spürt Intervallkarzinome auf

Je dichter die Brust, umso höher ist das Risiko von Intervallkarzinomen. Also von Karzinomen, die im Intervall zwischen zwei Mammographie-Screenings auftreten. Per Ultraschall lassen sie sich aufspüren.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:
Experten empfehlen ein zusätzliches Ultraschall-Screening bei Frauen mit dichter Brust.

Experten empfehlen ein zusätzliches Ultraschall-Screening bei Frauen mit dichter Brust.

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BERLIN. Beim Brustkrebs-Screening können zwischen den Screening-Terminen schnell wachsende Tumore manifest werden, die der Mammographie zunächst entgehen. Experten empfehlen deswegen ein zusätzliches Ultraschall-Screening bei Frauen mit dichter Brust.

Bei einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bedauerte es Professor Alexander Mundinger, Direktor des Zentrums Radiologie der Niels Stensen Kliniken in Osnabrück, dass im Rahmen des deutschen Mammographie-Screening-Programms die Dichte der Brust noch immer nicht regulär erfasst werde.

Dies sei mit den modernen, insbesondere mit den digitalen Mammographien problemlos möglich, es müsse nur dokumentiert werden.

Die radiologische Dichte der Brust beschreibt das Verhältnis von Milchdrüsen und Milchgängen zu Fettgewebe. Die Brustdichte wird üblicherweise in vier Gruppen eingeteilt.

Eine Brustdichte von 25 oder 50 Prozent gilt als niedrig, eine Brustdichte von 75 beziehungsweise 100 Prozent als hoch oder sehr hoch. "Je dichter die Brust, umso höher ist das Risiko von Intervallkarzinomen", erläuterte Mundinger.

Zwei Jahre zwischen den Mammographien

Intervallkarzinome sind Karzinome, die im Intervall zwischen zwei Screening-Untersuchungen auftreten. Im deutschen Programm beträgt dieses Intervall zwei Jahre.

Etwa 50 bis 60 Prozent der Intervallkarzinome seien schnell wachsende Karzinome, die nach der vorausgehenden Mammographie entweder neu entstehen oder bei der Mammographie noch so klein waren, dass sie nicht gesehen werden konnten.

Diese schnell wachsenden Intervallkarzinome könnten mit einer Ultraschalluntersuchung der Brust entdeckt werden, betonte Professor Friedrich Degenhardt vom Brustzentrum Bielefeld Herford, Leiter des Arbeitskreises Mammasonographie der DEGUM.

Das biete die Option auf eine potenziell lebensrettende Therapie zu einem frühen Zeitpunkt. Wie viele Frauen von einer solchen Sonographie profitieren würden, lasse sich in etwa abschätzen, so Degenhardt.

 Zahlen aus Nordrhein-Westfalen zeigten, dass bei etwa 0,23 Prozent der Teilnehmerinnen am Mammographie-Screening solche Intervallkarzinome aufträten.

In Österreich umgesetzt

Ideal aus Sicht der DEGUM wäre ein Ultraschall-Screening der Brust mittig zwischen den Mammographieterminen.

Eine Kompromisslösung ist seit Kurzem in Österreich umgesetzt. Dort erhalten Frauen mit einer Brustdichte von über 50 Prozent zusätzlich zur Mammographie generell eine Ultraschalluntersuchung, allerdings am selben Termin.

In Deutschland ist der Brustultraschall zu Screening-Zwecken bisher eine Selbstzahlerleistung. Frauen, die ihn nutzen möchten, sollten laut DEGUM darauf achten, dass leistungsfähige Geräte eingesetzt werden.

Die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zugelassenen Geräte mit einer Frequenz von 7MHz reichten nicht aus. Besser seien 10 bis 15 MHz.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 10.04.201315:19 Uhr

Willkommen im Mittelalter?

Die Sonografie-Spezialisten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) fordern eher das Maximum in der US-Technik. Insbesondere, wenn es um die Dichte der Brust geht, die im gängigen Screening immer noch nicht in jedem Einzelfall erfasst wird. D a r a u f baut die Forderung von Professor Alexander Mundinger, Direktor des Zentrums Radiologie der Niels Stensen Kliniken in Osnabrück, nach zusätzlichem Ultraschall-Intervall-Screening bei Frauen mit dichter Brust auf.

Dass technologisch hochgerüstete Ultraschallgeräte und diagnostisch versierte Kolleginnen und Kollegen eher Intervallkarzinome detektieren können als mit einfachem Gerät, ist m. E. kein Grund für erschütterte Entrüstung. Damit werden Kassenpatienten weit weniger diskriminiert und stigmatisiert als damit, was der IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes des Spitzenverband Bund (SpiBu) der Gesetzlichen Krankenkassen als Neubewertung dazu sagt:

"Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung - IGeL-Info kompakt.
Wir bewerten die IGeL Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung für Frauen mit unbekannter Brustdichte als ''unklar''. Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen mit 17.000 Todesfällen jährlich. Die von den gesetzlichen Krankenkassen angebotenen Früherkennungsmaßnahmen Abtasten und Mammographie können nur einen Teil der Frauen vor dem Tod durch Brustkrebs bewahren, selbst wenn alle Frauen die Angebote regelmäßig wahrnehmen würden. Deshalb werden von Frauenärzten weitere Maßnahmen als IGeL zur Früherkennung angeboten, wie etwa der Ultraschall der Brust. Er kostet in der Regel zwischen 35 und 75 Euro. Diese IGeL-Bewertung gilt nicht für Frauen, deren besonders hohe Brustdichte eine Früherkennungs-Mammographie erschwert. Wir konnten keine Studien finden, die untersucht haben, ob Ultraschall der Brust Frauen vor dem Tod durch Brustkrebs bewahren kann. Studien an Frauen mit dichter Brust zeigen jedoch, dass zusätzlicher Ultraschall in Einzelfällen Brustkrebs findet, den Mammographie und Tastuntersuchung übersehen haben Aus diesen Studien ziehen wir Schlüsse auch für Frauen ohne bekannte Brustdichte und zwar für folgende Szenarien: für Frauen vor oder nach dem Alter, in dem ihnen die Mammographie als Kassenleistung angeboten wird (im Alter von 50 bis 69 Jahren) sowie für Frauen in dieser Altersspanne, die ihre Brust mit Ultraschall zusätzlich zwischen zwei Mammographieterminen untersuchen lassen. Außerdem gehen wir davon aus, dass moderne Ultraschallgeräte kleinere Knoten finden können, als das Abtasten. Insgesamt sehen wir daher schwache Hinweise auf einen geringen Nutzen. Ultraschall an sich ist unschädlich. Aber die Studien lassen den Schluss zu, dass zusätzlich erkannte Knoten auch zu unnötigen weiteren Untersuchungen führen und schlimmstenfalls auch Tumore aufspüren können, die etwa wegen ihres langsamen Wachstums nicht entdeckt und behandelt hätten werden müssen. Wir sehen daher auch Hinweise auf geringe Schäden."

Grundtenor des IGeL-Monitors ist, Angst, Schrecken, Panik und Erschütterung bei den Rat und Hilfe suchenden Frauen zu verbreiten. Gleich eingangs wird mit 17.000 Brustkrebs-Toten jährlich gedroht. Selbst der relative Schutz vor frühem Tod durch effektivere Früherkennung und adäquate Therapie wird verneint. Dann das übliche Larifari, "gilt nicht für Frauen (mit) besonders hohe(r) Brustdichte", aber zugleich angeblich generell negative Studienlage für die Sonografie bei harten Endpunkten. Mit wirren Sätzen versucht dann der IGeL-Monitor, sich aus der GKV- Verantwortung zur regulären Kostenübernahme und Kassen-Leistungspflicht bei Intervall-Sonografie und besonders hoher Brustdrüsen-Dichte herauszuwinden. Dann wiederum die typische Angstmache: Überdiagnose, Übertherapie, Fehlbehandlung. Und die Ammen-Mär vom kleinen, harmlosen, langsam wachsenden Brustkrebsknoten, der nur deshalb todbringend entartete, weil böse Ärztinnen und Ärzte "L u f t" an ihn herankommen ließen.

Willkommen im Mit

Renita Bublies 10.04.201310:57 Uhr

Kassenmedizin notwendig und hinreichend?

Zitat:
"...eine Selbstzahlerleistung. Frauen, die ihn nutzen möchten, sollten laut DEGUM darauf achten, dass leistungsfähige Geräte eingesetzt werden.
Die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zugelassenen Geräte mit einer Frequenz von 7MHz reichten nicht aus. Besser seien 10 bis 15 MHz."

Soll das heißen, als Kassenpatient bekomme ich eine untaugliche Untersuchung? Und sollte auch im konkreten Verdachts- oder Krankheitsfall besser eine Privatpraxis als Selbstzahler aufsuchen, weil diese die besseren Geräte hat? Denn die Kassenpraxis wird ja wohl kaum 2 Geräte vorhalten, ein KV-zugelassenes mit 7MHz zum Screening und für den "Ernstfall" ein zweites "IgeL-Gerät" mit 10-15MHz?

Erschütterte, freundliche Grüße
Renita Bublies

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